Schwere Zeiten derzeit für die Freunde klassischer Propeller-Airliner. Erst blies die Lufthansa ihr Projekt der Restaurierung einer Lockheed Super Star ab und verweigerte kurz darauf der Ju-52 D-AQUI ihre weitere Unterstützung – und nun droht auch der weltweit einzigen für Passagierflüge zugelassenen Super Constellation in der Schweiz das Ende: In einem Rundschreiben an Mitglieder und Unterstützer der Super Constellation Flyers Association (SCFA) teilt der Vereinsvorstand mit, dass zum Weiterbetrieb des vereinseigenen Flugzeugs bis zu 20 Millionen Schweizer Franken (etwa 17,5 Millionen Euro) investiert werden müssten. Andernfalls sei das Grounding des Flugzeugs nicht mehr vermeidbar.
Die Super Connie ist flügellahm
Der Grund: Bei Checks im November 2018 waren Absplitterungen am Vorderholm der rechten Tragfläche entdeckt worden. „Typische Alterserscheinungen“, wie die SCFA im Rundschreiben betont: „Diese Absplitterungen sind die Folge der Nutzung und des Alters unserer Connie.“ Um eine grundlegende Sanierung des Flugzeugs komme man aber definitiv nicht herum, wenn es das Ziel sei, die Super Constellation irgendwann wieder in die Luft zu bekommen. Konkret heißt es seitens der SCFA: „Es ist unausweichlich, dass wir beide Flügel komplett auseinandernehmen und genau kontrollieren und allenfalls sanieren müssen.“

Sanierung technisch machbar – aber teuer!
Die gute Nachricht dabei: technisch ist eine Sanierung möglich – die „Connie“ könnte tatsächlich wieder fliegen. Das Problem sind laut SCFA die Kosten, die für die Reparaturen veranschlagt wurden. Der Verein rechnet vor, dass die komplette Sanierung der Flügel mit vorderen und hinteren Hauptholmen sowie den T-Trägern etwa zehn Millionen Franken (8,8 Millionen Euro) kosten würde und eine Zeitspanne von etwa vier Jahren in Anspruch nähme. „Wenn man dazu die Kosten für die Mechanikerlöhne, die Hangarmiete und die Administration für vier Jahre rechnet und noch eine Reserve für Unerwartetes einsetzt, dann fehlen uns derzeit rund 15 bis 20 Millionen Franken in der Kasse“, so der Wortlaut aus dem Rundschreiben. Weizteres Problem: Die SCFA muss eigenen Angaben zufolge den gesamten Betrag vorab sicherstellen, entweder in bar oder als Bankgarantie. Erst dann könne mit den notwendigen Arbeiten an der Super Connie begonnen werden.

„Beinahe unüberwindbare Hürden“
Die Zukunft des Projkets hängt aufgrund dieser Gemengelage am seidenen Faden. „Ohne die Flügelsanierung ist der Erhalt eines 'Permit to Fly' aussichtslos“, betont die SCFA, gibt sich aber trotz allem kämpferisch: „Es wäre äußerst schade, wenn nach all den wertvollen Arbeiten der letzten Jahre jetzt der Stecker gezogen werden müsste.“ Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Anfang Februar seien sich deshalb alle Anwesenden darüber einig gewesen, „dass unter allen Umständen versucht werden muss, das Schweizer Connie-Projekt weiterzuführen.“ Dennoch macht der Vorstand des Vereins klar, dass die für die Sanierung veranschlagten Kosten sowie die dafür eingerechnete Zeitspanne für die SCFA „hohe, beinahe unüberwindbare Hürden“ bedeuten.

Drei Monate Zeit zum Geldsammeln
Konkrete finanzielle Zusagen zur Rettung der Super Constellation gibt es gleichwohl bisher nicht. Allerdings arbeitet die SCFA nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, entsprechende Geldquellen zu erschließen. Dazu haben sich die Vereinsmitglieder nun eine Frist von drei Monaten gesetzt. Während dieser Zeitspanne sollen nun mögliche Geldgeber und Investoren angesprochen werden. Parallel dazu seien weltweite Spendenaufrufe sowie Crowdfunding-Aktionen über das Internet geplant. Ob diese Bemühungen zum Erfolg führen? Das ist schwer zu sagen. Sicherheitshalber brütet man deshalb bei der SCFA bereits an einem Notfallplan. Der sieht die Integration der Super Constellation in einem Museum oder Themenpark vor. Doch auch der dafür notwendige Abtransport vom Flughafen Zürich, wo die Maschine bereits seit einiger Zeit geparkt ist, würde Millionen kosten – auf dem Luftweg ebenso wie über Land. In einem Punkt jedoch sind sich die SCFA-Mitglieder ganz sicher: eine Verschrottung des Flugzeugs sei keine Option.