Das Heulen ihrer vier Rolls-Royce Conway-Turbofans am Heck versetzt manchen Fan noch heute in Extase: Die Vickers VC10 ist und bleibt eine Klasse für sich – optisch wie akustisch. Als letzter großer Airliner, den die Briten in Eigenregie bauten, ist die vierstrahlige Schönheit auf der Insel zur Ikone geworden. Und das, obwohl ihr der kommerzielle Erfolg versagt blieb: nur 54 VC10 wurden gebaut. Einige davon erlebten nach dem zivilen Karriereende einen zweiten Frühling bei der Royal Air Force (RAF). Dort flog die VC10 noch bis zum 25. September 2013.
Nach dem Fliegen kommt das Rollen
Doch der unvergleichliche Conway-Sound verstummte auch danach nur für kurze Zeit: Denn in den Museen Bruntingthorpe und Dunsfold machten sich Freiwillige daran, zwei der bei der RAF ausgesonderten VC10 in funktionsfähigem Zustand zu halten. Die VC10 Preservation Group aus Bruntingthorpe nennt gar zwei VC10 ihr Eigen – eine davon, sie trägt die Kennung ZD241 und flog von 1968 bis 1981 als G-ASGM für BOAC, begeistert seit Mai 2014 das Publikum bei den berühmt-berüchtigten "Fast Taxi Days". Dabei brettern ausrangierte Cold War Jets nacheinander mit vollem Schub über die Startbahn und bremsen, anstatt abzuheben, nach einigen hundert Metern wieder ab. Zweimal jährlich fand diese Veranstaltung statt, zuletzt im August 2019.
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Kein Platz mehr in Bruntingthorpe
In Zukunft wird es die Fast Taxi Days in Bruntingthorpe aber nicht mehr geben: Der ehemalige Militärflugplatz wurde verkauft und der neue Eigner Cox Automotive hat augenscheinlich wenig übrig für historische Flugzeuge. Das auf dem Gelände ansässige Luftfahrtmuseum wurde geschlossen, das Schicksal der dort beherbergten Sammlung ist ungewiss. Zwar beteuert Cox Automotive, dass keines der Flugzeuge verschrottet werden soll. Stattdessen plane man, das Museum an einen neuen Standort in der Nähe zu verlegen, wo die Maschinen dauerhaft statisch ausgestellt würden. Den Freiwilligen der VC10 Preservation Group aber reicht das nicht: Sie wollen ihre ZD241 weiter am Laufen halten. Außerdem wäre die VC10 für einen möglichen neuen Museumsstandort womöglich zu groß.

Ein Umzug ist notwendig
Deshalb suchen sie nun händeringend ein neues Zuhause, wenn möglich mit genügend Auslauf, um die VC10 auch künftig aus eigener Kraft vor Publikum rollen zu lassen. "Wir halten es für wichtig, dass sie in laufendem Zustand gehalten wird, damit die Öffentlichkeit weiter den Anblick, die Geräusche und Gerüche eines solch majestätischen Stückes Geschichte kennenlernen und erleben kann", macht Chris Haywood, der die VC10 einst selbst flog, klar. Schließlich sei der Jet "ein ikonisches Stück britisches Design, Technik und Fertigung."

Drei Optionen und ein Spendenaufruf
Wenn es nach den VC10-Freiwilligen geht, soll die ZD241 deshalb von Bruntingthorpe ins 120 Kilometer entfernte Kemble transportiert werden. Doch das kostet eine Menge Geld: 438 000 Pfund (486 000 Euro) hat die Preservation Group dafür veranschlagt, die VC10 zu zerlegen, per Straßentransport nach Kemble zu bringen und dort wieder rollfähig aufzubauen. Eine Summe, die der Verein nicht aus eigener Kraft schultern kann. Deshalb haben die VC10-Fans eine Spendenseite geschaltet, über die sich Interessierte finanziell an der Aktion beteiligen können. Für den Fall, dass die benötogte Summe nur teilweise zusammenkommt, hat die VC10 Preservation Group auch Plan B und C in petto: Im schlechtesten Fall würde man die ZD241 als lebloses, statisches Objekt in Kemble aufbauen. Plan B würde immerhin bedeuten, dass man im Stand die Triebwerke anlassen könnte. Doch auch das würde 380 000 Pfund kosten.