Die Flugzeug-Schätze der Türkei - einzigartige Typen im Luftfahrtmuseum von Istanbul

Zu Besuch im Luftfahrtmuseum von Istanbul
Die Flugzeug-Schätze der Türkei

Veröffentlicht am 20.04.2025

Am Rande des Atatürk-Flughafens begrüßt ein in den Himmel ragender Starfighter die vorbeikommenden Autofahrer. Nicht nur Luftfahrtfans sollten hier rechts ranfahren, denn der Stopp lohnt sich: Das hier beheimatete Museum der türkischen Luftstreitkräfte bietet eine eindrucksvolle Sammlung von Flugzeugen und Hubschraubern, die man teilweise nur hier sehen kann.

Bereits Anfang der 60er Jahre entstand die Idee der Gründung eines eigenen Luftwaffenmuseums. Schließlich gründeten die Streitkräfte am 15. Mai 1971 das erste "Hava Müzesi" des Landes, und zwar in Izmir-Cumaovası. Probleme mit der Infrastruktur sorgten aber für die Verlegung an einen neuen Standort. Die Wahl fiel auf Istanbul-Yeşilköy, das als Geburtsstätte der türkischen Luftfahrt gilt. Am 16. Oktober 1985 feierte das neue Museum seine Eröffnung. Seitdem sind zahlreiche Flugzeuge und Hubschrauber ins Inventar gekommen.

Das seltenste Exponat stellt die letzte erhaltene PZL P-24 der Welt dar. Der polnische Jäger mit dem charakteristischen Knickflügel entstammt der türkischen Lizenzproduktion bei dem Kayseri Flugzeugwerk. Von 1936 bis 1943 befanden sich 66 Exemplare im Einsatz. Die erste in der Türkei gebaute P-24 war mit Izfam Bey am Steuer am 29. Mai 1937 zu ihrem Erstflug gestartet.

PZL P-24 im Hangar
Patrick Hoeveler

Türkische Eigenentwicklungen

Mit nur noch fünf existierenden Flugzeugen weltweit ist die Curtiss Wright CW-22 Falcon ebenfalls extrem selten. Zwischen 1940 und 1949 nutzte die Türkei insgesamt 50 Exemplare als Fortgeschrittenen-Trainer. Eine Maschine davon fand im Oktober 1985 den Weg in die Sammlung. Aber auch zwei der wenigen türkischen Eigenentwicklungen sind zu sehen. Bei der MKEK-4 Ugur handelt es sich um einen leichten Basistrainer, der in den 50er Jahren in der Türkei entwickelt und gebaut wurde. MKEK stand für Makine ve Kimya Endüstrisi Kurumu (mechanische und chemische Industriefirma). Von 1955 bis 1963 entstanden dort 60 Exemplare des Nachfolgers der Miles Magister. Sie dienten in Esjkisehir und Izmir der Pilotenschulung. Ein Einzelstück blieb dagegen der Prototyp eines Sprühflugzeugs für die Landwirtschaft. Das Flugzeugwerk in Kayseri baute 1982 die Mavi Isik G-1, die jedoch nicht in Serie ging.

Curtiss-Wright CW22 im Luftfahrtmuseum Istanbul
Patrick Hoeveler

Hangar mit Raritäten

Eines der ersten Exponate des Museums kam mit der Grigorowitsch M-5 im Jahr 1968 in die Sammlung. Das russische Wasserflugzeug machte am 11. Juli 1916 eine Notlandung in der Türkei und wurde einbehalten. Die Republic P-47D Thunderbolt befand sich mit 180 Stück von 1948 bis 1954 im Inventar der türkischen Luftstreitkräfte. Die gezeigte Ausführung mit der Kennung DE-21 ging am 15. April 1948 als Teil der US-Militärhilfe in Dienst. Ebenfalls im Hangar finden sich eine de Havilland DH.89, eine Miles Magister und eine North American T-6 Texan.

Fighter von F-84 bis F-16

Das Freigelände deckt fast alle Typen im Einsatz der Türk Hava Kuvvetleri ab. Aus Frankreich kam beispielsweise eine RT-33A, die ab 1983 als Aufklärer flog. Die ersten Republic RF-84F Thunderflsh trafen jedoch schon ab 1956 ein (gleich zwei davon sind im Freigelände vertreten). Die Jagdbomberversion F-84F Thunderstreak ist ebenfalls zu sehen. Die Canadair Sabre trägt die Markierungen des Kunstflugteams "Ucan Kugular" (die fliegenden Schwäne), das von 1955 bis 1965 aktiv war. Gleich drei Vertreter der berühmten Hunderter-Serie der US Air Force fanden ihren Weg in die Türkei: Die F-100 Super Sabre, die F-102 Delta Dagger und die F-104 Starfighter. Für die 111 F-100C steht die am 20. April 1973 übernommene "54-2089", und für die 106 F-100D die "42245" (in Dienst am 10. Oktober 1959). Die 40 erhaltenen Exemplare der F-102A repräsentiert die "0-53386". Vom Starfighter sind zwei Varianten zu sehen: eine F-104G und eine der 40 aus Italien gekauften F-104S, die gezeigte wurde 10. Mai 1975 eingeführt. Im vergangenen Jahr feierte die Türkei das 50. Jubiläum der Einführung der F-4 Phantom. Daher darf die Jetlegende natürlich nicht fehlen: Zu sehen sind (seit 2001) eine F-4E sowie ein RF-4E-Aufklärer.

Dornier Do 28 im Luftfahrtmuseum Istanbul
Patrick Hoeveler

Dornier-Quartett

Gleich vier Dornier-Muster sind in Yeşilköy ausgestellt. Nur zwei Einheiten der Dornier Do 27 beschafften die Heeresflieger im Jahr 1965. Die gezeigte 10293 ging am 20 August 1965 in Dienst und steht seit 1988 im Museum; sie war bis 1986 aktiv. Die seltene Do 28 B-1 flog ab Februar 1966 in der Türkei (fünf Stück von 1966 bis 2002 in Dienst). Von der größeren Do 28 D sind zwei Flugzeuge vorhanden. Die rot lackierte Ausführung mit der Nummer 10020 diente bei den Landstreitkräften zu Transport- und Verbindungsaufgaben und kam bereits im März 1989 ins Museum. Angesichts der vielen Militärtypen fällt die zivile Sud Aviation Caravelle in den Farben von Istanbul Airlines etwas aus dem Rahmen. Der Airliner flog ab Mai 1988 für die Fluglinie und kam fünf Jahre später in den Bestand des Museums.

Caravelle im Luftfahrtmuseum Istanbul
Patrick Hoeveler

Der Eintritt für ausländische Besucher beträgt 200 Lira (umgerechnet knapp fünf Euro). Ggf. muss eine Fotografiererlaubnis miterworben werden. Die Bezahlung ist nur mit Bank- oder Kreditkarte möglich. Das Museum ist in der Regel von Dienstag bis Sonntag zwischen 9.00 und 17.00 Uhr geöffnet.