Zu Besuch in der Schatzkammer der griechischen Luftwaffe

Große Pläne für große Sammlung
Zu Besuch im griechischen Luftwaffen-Museum

Veröffentlicht am 01.05.2024

Zugegeben, als Nicht-Grieche ist der Besuch des Museums nicht ganz so einfach – schließlich liegt es auf dem Gelände des aktiven Fliegerhorstes Dekeleia. Aber eine Genehmigung ist recht schnell und unkompliziert (über die Webseite des Museums) eingeholt, und so kann jeweils an den Wochenenden (von 9.30 bis 16.30) die Entdeckungsreise durch die vielfältigen Typen der griechischen Luftstreitkräfte beginnen.

Übersicht Museum Tatoi mit DC-3 und F-86
Patrick Hoeveler

Junge Sammlung

Im Vergleich zu anderen Sammlungen im Ausland ist das Museum in Dekeleia relativ jung. Erst Mitte der 80er Jahre begannen die Bestrebungen, eine Ausstellung zur Geschichte der griechischen Luftstreitkräfte aufzubauen. Daher konnte das Personal nur auf wenig Erfahrung beim Aufbereiten historischer Flugzeuge und der Organisation zurückgreifen. Im Juli 1992 fiel dann die Entscheidung, das Museum auf dem Fliegerhorst Dekeleia in Tatoi bei Athen ins Leben zu rufen.

Bergung deutscher Wracks


Sofort ins Auge fällt der große Hangar, der aus dem Jahr 1930 stammt und von den italienischen Streitkräften auf der Insel Leros errichtet wurde. Anfang der 50er Jahre demontierte das griechische Militär das Bauwerk und stellte es in Tatoi neu auf, der Heimat der Luftwaffen-Akademie und Pilotenschule. In relativ kurzer Zeit entstand in der Folge eine eindrucksvolle Sammlung. Darunter finden sich auch viele Muster, die als Aufbauhilfe aus Deutschland kamen, wie mehrere F-104G Starfighter, Dornier Do 28 oder eine RF-84F.
Allerdings fehlten vor allem aus der Zeit vor 1945 Exponate. Daher machten sich Teams auf die Suche nach Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg. So bargen Taucher in den 90er Jahren zwei Bristol Blenheim. Auch die Überreste einer Junkers Ju 52 und einer Ju 87 sowie einer Arado Ar 196 holten sie wieder ans Tageslicht. Die Maschinen warten jedoch weiterhin auf eine mögliche Restaurierung.

Museum Tatoi Übersicht Halle
Patrick Hoeveler

Spektakuläre Starfighter

Im vergangenen Jahr stellte das Museum die Auswahl im Hangar um, um sich noch mehr auf die im eigenen Land verwendeten Typen zu konzentrieren. Angefangen von einer Tiger Moth aus dem Jahr 1937 spannt sich der Bogen bis hin zu den Jets A-7 Corsair und Dassault Mirage F1. Besonderer Hingucker sind die beiden Starfighter in spektakuläreren Sonderanstrichen: mit Tiger-Streifen beziehungsweise dem Berg Olymp.

Supermarine Spitfire im Museum Tatoi
Patrick Hoeveler

Flugfähige Spitfire

Ein weiteres Highlight ist die flugfähige Supermarine Spitfire Mk IXC (MJ755). Der Jäger entstand Ende 1943 in Castle Bromwhich und kam nach Kriegsende im Februar 1947 mit mehr als 70 weiteren Spitfires nach Griechenland, um dort wieder eine Luftwaffe aufzubauen. Zuletzt diente sie zur Ausbildung und als Aufklärer, bis sie ihren letzten Flug am 8. September 1953 durchführte. Danach stand sie als Sockelflugzeug in Tatoi und später im Athener Kriegsmuseum. Im Jahr 1995 kam sie nach Dekeleia. 2008 begann im britischen Biggin Hill die Restaurierung, um sie wieder in die Luft zu bringen. Am 19. Januar 2020 startete sie zu ihrem zweiten Jungfernflug.

Fliegendes Museum

Doch das Museum hat noch mehr vor, wie der Leiter, Oberst Giannikos Charalampos, der FLUG REVUE im Gespräch verriet: "Wir wollen hier eine kleine Staffel mit flugfähigen Exponaten ins Leben rufen", sagte er. Der Spitfire folgt eine T-6G Harvard, die sich bereits in Großbritannien in Arbeit befindet. Der Trainer kam Ende der 50er Jahre aus den USA nach Griechenland, wo er sich bis 1969 im aktiven Dienst befand. Nun soll er bald wieder in die Luft. "Wir hatten zwar einige Probleme mit der Struktur, aber die Briten werden die T-6 wieder zum Leben erwecken, vielleicht schon zum Ende dieses Sommers."

Museum Tatoi Curtiss Helldiver in Ausstellung
Patrick Hoeveler

Helldiver soll wieder fliegen

Sobald die Harvard wieder zurück ist, geht der nächste Kandidat auf Reisen Richtung Biggin Hill. Und zwar der Star des Museums, eine sehr seltene Curtiss Helldiver. Weltweit existiert nur noch eine Handvoll dieser Trägerflugzeuge. Nur ein Exemplar in den USA ist flugtüchtig. Dies könnte sich bald ändern: "Wenn wir Glück haben, geht das Flugzeug nächstes Jahr nach England, um wieder in einen flugfähigen Zustand versetzt zu werden. Das hängt vom Zustand ab. Von außen sieht die Helldiver sehr gut aus, aber es kommt auf die inneren Werte an", meint Charalampos. Die Restaurierung wird komplett von Spenden ziviler Institutionen wie der Ikraros-Stiftung finanziert.

RF-84F Thunderflash im Museum Tatoi
Patrick Hoeveler

Weitere Warbirds folgen

Die Curtiss SB2C-5 mit der Seriennummer 83321 entstand im Jahr 1944 und traf im Juli 1947 in Griechenland ein. Die 336. Staffel nutze ihn bis 1954 als leichten Bomber. Später stand die Helldiver im Kriegsmuseum im Zentrum von Athen, bis sie im November 1997 eine Auffrischungskur erhielt und nach Tatoi kam. Insgesamt soll der fliegende Teil des Museums aus fünf Mustern bestehen: eine Cessna T-41 und eine Douglas C-47 Dakota kommen noch hinzu. Bis es so weit ist, dürfte es jedoch noch einige Zeit dauern.

Museum Tatoi Douglas C-47
Patrick Hoeveler

Platzproblem bleibt

Im Schnitt verzeichnet die Sammlung rund 15000 Besucher pro Jahr, darunter unter der Woche zahlreiche Schulklassen. Zwar existieren Pläne, das Museum an eine zugänglichere Stelle zu verlegen, aber derzeit bleibt dies Theorie. Dasselbe gilt für zusätzliche Hallenfläche. "Unser Problem ist, wie wir uns um die Flugzeuge kümmern können. Unsere Halle ist nicht so groß, und viele Fluggeräte müssen draußen stehen. Wenn man ein Flugzeug wieder hergerichtet hat, ist es nach ein bis zwei Jahren unter der Sonne wieder dahin", sagt der Museumsleiter. Auch das Personal ist begrenzt: von den rund 15 Mitarbeitern – alles Soldaten -, muss immer ein Teil als Führer tätig sein. Schließlich grenzt das Museumsgelände direkt an den aktiven Teil des Flugplatzes an.

Phantom im Anflug

An neuen Exponaten erwartet der Oberst demnächst eine Dassault Mirage 2000, und vielleicht nächstes Jahr eine F-4E. Aber gerade letztere dürfte Charalampos in die Bredouille bringen. "Wir können die Phantom nicht in den Hangar stellen, weil sie so groß ist, und wir viel Platz verlieren würden. Aber ich werde die F-4 nicht draußen stehen lassen, weil ich das Muster in rund 1000 Stunden selbst geflogen bin. Ich liebe das Flugzeug." Mit diesem Gefühl ist er sicher nicht allein…