Historischer Bomber mit deutscher Vergangenheit
Australier machen Canberra wieder flott

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Nach einem außergewöhnlich bewegten Leben zwischen Westfalen und Australien fliegt eine der letzten English Electric Canberra nun am Himmel des fünften Kontinents.

Australier machen Canberra wieder flott
Foto: Temora Aviation Museum

Die English Electric Canberra TT.18 mit der Registrierung VH-ZSQ und der Bordnummer WJ680 sei am 28. Juni zum neuerlichen Erstflug gestartet, teilte das Temora Aviation Museum mit. Das Flugzeug gehöre nun offiziell zur australischen Air Force Heritage Collection, der es im Juli 2019 überschrieben worden sei. Der legendäre Ganzmetallbomber mit hölzernem Seitenleitwerk entstand bei English Electric und Handley Page in einer Serie von 926 Exemplaren, wobei 48 durch die Government Aircraft Factory in Australien und 403 bei Martin als B-57 in den USA gebaut wurden.

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Die Canberra bewährte sich nicht nur als Bomber, sondern auch als Aufklärer, der dank seiner damals extremen Dienstgipfelhöhe von 14600 Metern für die meisten zeitgenössischen Abfangjäger zu hoch flog. Briten und Amerikaner setzten Canberras deshalb auch, noch vor der Lockheed U-2, für politisch besonders heikle Foto- und Radaraufklärungsmissionen über dem Ostblock ein.

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Das jetzt wieder flugfähig gemachte Exemplar WJ680 wurde im Dezember 1955 an den 551 Wing des RAF Bomber Command in Gütersloh geliefert. Nach einem größeren Schaden im Februar 1956 erforderten die Reparaturen eine einjährige Abstellzeit. Danach erlitt die Canberra bei einem Tiefflugeinsatz durch Vogelschlag schwere Schäden an der Haube, den Triebwerksgondeln, dem Leitwerk und an dessen Holzstruktur, die alle britischen Exemplare aufwiesen.

Nach einer erneuten Reparatur gelangte die Canberra zu einer Wartungseinheit, die sie zehn Jahre lang tatenlos einlagerte bis 1967 eine Umrüstung zum TT.18-Standard bei British Aerospace erfolgte. Dabei erhielt sie eine "Rushton"-Schleppanlage für Luftziele, wurde aber ab 1971 wieder eingelagert. Ab Dezember 1972 flog sie endlich wieder, allerdings kam es wieder zu einem Zwischenfall, bei dem sich der vorne sitzende Navigator mit dem Schleudersitz herausschoß.

Nach neuerlichen Reparaturen und danach völlig routinemäßigen Zielschlepperdiensten bei der No. 7 Squadron erfolgte 1980 ein planmäßiger Werftaufenthalt bei British Aerospace in Salmesbury. Danach flog die Canberra bei der 100 Squadron, wo am 18. Dezember 1991 ihr letzter RAF-Flug stattfand. Nach einer Freiluftaufstellung auf dem Stützpunkt RAF Wyton erfolgte 1992 ein Verkauf an den Sammler Ron Mitchell. Ab 1994 flog die Canberra, nun als G-BURM, in Duxford.

Das Temora Aviation Museum erwarb den Oldie im Mai 2001 und versetzte ihn äußerlich in die Farben einer Canberra der RAAF aus der Zeit des Vietnamkriegs. Das Museumsflugzeug nutzt zum Anlassen seiner Rolls-Royce RA.3 Avon Mk. 1-Triebwerke heute statt der früheren pyrotechnischen Startkartuschen Druckluftt.

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