Noch fristet die MiG-25RB der irakischen Luftwaffe ein stilles Schattendasein im Restaurierungshangar – und das schon seit fast 20 Jahren. Doch noch in dieser Woche soll das endlich anders werden: Für vorerst sechs Monate präsentiert das Nationale Mueum der US Air Force in Dayton, Ohio, das einst im Irak erbeutete Kampfjet-Juwel erstmals der Öffentlichkeit. In den vergangenen Wochen waren zahlreiche Museumsmitarbeiter damit beschäftigt, der wuchtigen MiG für ihren großen Auftritt zu neuem Glanz zu verhelfen. Ab dem Mittag des 7. Oktober, so hieß es aus Dayton, wird das Beuteflugzeug aus dem Irak-Krieg 2003 dann für Besucher zu sehen sein.
Eigentlich befindet sich die MiG-25RB schon seit 2006 in der Obhut des US Air Force-Museums. "Auf vielfachen Wunsch" habe man sich nun dazu entschlossen, sie endlich aus der hauseigenen Schatzkammer ins Rampenlicht zu rücken – auch wenn dem Sowjet-Fighter in Saddam Husseins Diensten nach wie vor die Tragflächen und das Höhenleitwerk fehlen. Ein Schönheitsfehler, den zumindest die meisten Fans des Air Force Museums in den sozialen Medien leicht verschmerzen – überwiegt dort doch die Euphorie darüber, dass man in Dayton bald eine echte MiG-25 bewundern kann, die obendrein noch eine spezielle Geschichte hat.
MiG-25 in der Wüste vergraben
Die USA "stolperten" im Jahr 2003, als die US-Armee den Irak angriff, gewissermaßen über den im NATO-Jargon "Foxbat" genannten Kampfjet. Die Iraker hatten die MiG-25RB ("Foxbat-B") zum Schutz vor Zerstörung durch gegnerische Luftangriffe nahe dem Fliegerhorst Al-Taqaddum im Sand vergraben. Als US-Bodentruppen in den ersten Monaten der Operation "Iraqi Freedom" die rund 250 Kilometer westlich von Bagdad gelegene Militärbasis besetzten, fanden sie das Flugzeug, eingebuddelt in der Wüste, und gruben es wieder aus. Schon damals war die MiG nicht mehr komplett, die Iraker hatten die Flügel zuvor abmontiert und mutmaßlich an anderer Stelle eingelagert. Sie waren vor Ort allerdings nicht mehr auffindbar. Die Höhenleitwerke demontierten die GIs für den leichteren Abtransport des Flugzeugs in die Staaten. Ihre Spur verliert sich ebenfalls in der irakischen Wüste, während die "Foxbat" selbst 2006 in Dayton landete.

Die irakische MiG-25 wurde im Restaurierungshangar auf ihre Präsentation vorbereitet. Vorerst sechs Monate lang soll sie in Dayton ausgestellt sein.
MiG-25 "Foxbat" – im Nebenjob Bomber
Mit einer offiziellen Höchstgeschwindigkeit von Mach 2.83 und ihrer klobigen Signatur zählt die MiG-25 zu den kompromisslosesten Serienflugzeugen aus dem Kalten Krieg. Konzipiert als Abfangjäger und Aufklärungsflugzeug, ließ sich insbesondere die zwischen 1970 und 1982 produzierte MiG-25RB auch als Bomber nutzen. Hierfür ließen sich acht je 500 Kilogramm schwere, wegen der hohen Fluggeschwindigkeiten mit speziellem Hitzeschutz versehene FAB-500M-62T-Freifallbomben an Rumpf- und Unterflügelstationen montieren. In dieser Konstellation waren dank des Digitalcomputers Orbita-155 und DISS-7-Dopplerkorrektur mit dem automatischen Pelleng-Zielsystem Bombenangriffe ohne Bodensicht aus 20 Kilometern Höhe bei Mach 2.35 möglich.
Die Sowjetunion exportierte die "Foxbat" in zahlreiche Länder. Im Irak tauchten die ersten MiG-25 während des Ersten Golfkrieges gegen den Iran auf. Insgesamt flogen die Iraker bis 2003 drei MiG-25-Varianten. 1991 verfügten die irakischen Luftstreitkräfte gemäß offiziellen Quellen über 19 MiG-25PD/PDS (Abfangjäger), neun MiG-25RB sowie sieben MiG-25PU (Trainer-Doppelsitzer).