Japans erster Überschall-Jäger - Vor 50 Jahren flog die Mitsubishi F-1 erstmals

Japans erster Überschalljäger wird 50
Mitsubishi F-1 - Der erste Jet-Samurai

Veröffentlicht am 03.06.2025

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollte es viele Jahre dauern, bis Japan wieder ein eigenes Kampfflugzeug realisierte – und dann gleich ein Überschall-Muster. Dabei wäre der Jet beinahe nicht gebaut worden. In den 60er Jahren hatten die Japaner nämlich nach einem Jettrainer für Fortgeschrittene gesucht und hier den europäischen Sepecat Jaguar favorisiert. Die bevorzugte Lizenzfertigung kam jedoch aus finanziellen Gründen nicht zustande. Stattdessen bekam Mitsubishi den Auftrag zum Entwurf eines eigenen, als T-2 bezeichneten Trainers, von dem auch eine Version als Kampfflugzeug abgeleitet werden sollte.

Als Antrieb kamen wie beim Jaguar zwei in Lizenz gefertigte Adour-Triebwerke zum Einsatz. Auch so ähnelte die T-2 deutlich dem europäischen Konkurrenz-Modell. Dennoch handelte es sich um einen eigenständigen Entwurf. Nach der Verkündung des Siegs von Mitsubishi am 5. September 1967 bildete die gesamte Industrie eine eigene Entwicklungsgruppe. Das Advanced Supersonic Trainer Engineering Team stand unter der Leitung von Dr. Kenji Ikeda, dem Chefkonstrukteur von Mitsubishi. Mitsubishi war für den Vorder- und Mittelrumpf sowie für die Endmontage verantwortlich, der Programmanteil lag bei 70 Prozent (ohne Triebwerk). Fuji oblag die Fertigung des hinteren Rumpfs sowie der Tragflächen. Nihon Hikoki steuerte die Außenlaststationen, Shin Meiwa die Zusatztanks bei.

Trainer-Version macht den Anfang

Die Konstruktion schritt recht zügig voran, so dass am 20. Juli 1971 die beiden Mitsubishi-Testpiloten Kenshiro Endo und Mitsuo Sato in Nagoya-Komaki zum Erstflug starten konnten. Der Jet mit der Kennung 19-5101 erreichte während des 38-minütigen Flugs eine Höhe von 6000 Metern und eine Geschwindigkeit von 851 km/h. Beim 30. Flug am 19. November 1971 stieß die XT-2 als erstes japanisches Flugzeug in Überschallregionen vor: Sie erzielte Mach 1.03 in 9100 Metern Höhe.

Kampfjet gegen Schiffe

Gleichzeitig lief die Entwicklung der einsitzigen Kampfausführung F-1, damals noch unter der Bezeichnung FS-T2 kai. Die wesentlichen Unterschiede lagen in der Metallverkleidung des hinteren Cockpits, das nun zusätzliche Avionik enthielt. Die Bewaffnung bestand aus einer internen 20-mm-Kanone M61 sowie Außenlasten an sieben Stationen. Die Hauptaufgabe lag in der Bekämpfung von Schiffen und Bodenzielen.

Detail Cockpit Mitsubishi F-1
Patrick Hoeveler

Kleine Serie

Der Erstflug einer als Jagdbomber modifizierten T-2 erfolgte dann am 3. Juni 1975. Die Übergabe der ersten Serienmaschine (Kennung 70-8201) fand am 16. September 1977 in Misawa statt, wo sie die North American F-86F Sabre ersetzte. Bis März 1987 fertigte Mitsubishi insgesamt 77 Exemplare für drei Staffeln, die mit je 18 Flugzeugen ausgerüstet waren. Bis auf ein Lebensdauer-Verlängerungsprogramm blieben die Jets fast drei Jahrzehnte größtenteils unverändert und behielten sogar ihren Tarnanstrich bei. Sie flogen insgesamt bei drei Staffeln:
der 3. Hikotai in Misawa (1978 bis 2001)
der 6. Hikotai in Tsuiki (1980 bis 2006)
der 8. Hikotai in Misawa (1979 bis 1996).

Drei Jahrzehnte in Dienst

Auf dem Fliegerhorst Tsuiki auf Kiuschu, einer der japanischen Hauptinseln, verabschiedete sich die F-1 im März 2006 nach fast 30 Dienstjahren von der Japan Air Self-Defense Force (JASDF). Im Rahmen einer kleinen Zeremonie starteten die letzten sechs Maschinen der 6. Hikotai zum Fly-out. Sie standen kurz vor Erreichen der kritischen 4000-Stunden-Marke. Ende 2005 hatte die Öffentlichkeit bei der F-1-Farewell-Airshow in Tsuiki schon Abschied von dem Jäger genommen. Als Nachfolger stieß die Mitsubishi F-2 ins Arsenal der japanischen Luftstreitkräfte.

Mitsubishi F-1 mit Sondermarkierungen
Patrick Hoeveler

Mitsubishi F-1

Triebwerk zwei Turbofans IHI TF40-IHI-801 (Adour)
Schub 22,75 kN ohne, 32,49 kN mit Nachbrenner
Spannweite 7,88 m
Länge 17,86 m
Höhe 4,45 m
Flügelfläche 21,17 m²
Leermasse 6358 kg
Startmasse 13700 kg
Höchstgeschwindigkeit Mach 1.6 in 10875 m Höhe
Aktionsreichweite 555 km