Junkers Ju 87: Diese Stuka-Wasserleiche soll wirklich wieder fliegen

Junkers Ju 87-Wiederaufbau
Diese Stuka-Wasserleiche soll wirklich wieder fliegen

Zuletzt aktualisiert am 15.12.2023

Mehr als 5.700 Ju 87-Sturzkampfbomber bauten Junkers und die Weser-Flugzeugbau GmbH bis Ende des Zweiten Weltkriegs. Dennoch überdauerte vom legendären deutschen Stuka kein einziges flugbereites Exemplar. Überhaupt blieben von den mehr als 5.700 Maschinen nur zwei Ju 87 vollständig erhalten. Beide stehen heute in Museen – eine in Chicago, die zweite in London. Der US-Milliardär Paul Allen stieß 2011 die Restaurierung eines weiteren Stuka-Wracks an, mit dem Ziel, es sogar wieder abheben zu lassen. Das Unterfangen schritt weit voran, doch seit Paul Allens Tod im Oktober 2018 hat man nicht mehr viel davon gehört.

Wrack einer Ju 87 aus Finnland
Daniel Karlsson

Im eiskalten See versunken

Jetzt stößt das American Heritage Museum aus Massachusetts ein neues Stuka-Wiederaufbau-Projekt an, das die Silhouette der Ju 87 doch noch zurück an den Himmel bringen soll. Grundlage dafür ist das Wrack der Ju 87 D-5 mit der Werknummer 131587. Das als Q9+CH registrierte Flugzeug gehörte zur ersten Staffel des Sturzkampfgeschwaders 5 und war im April 1944 in Finnland stationiert.

Am 4. April 1944 startete der Stuka mit Pilot Walter Ernest und Bordschütze Ernst Zenker im Cockpit zu einem weiteren Einsatzflug. Es sollte der letzte sein, denn auf dem Rückweg zum Flugplatz ging der Q9+CH der Treibstoff aus. Ernest und Zenker setzten ihren flügellahmen Stuka zwar sicher auf einen zugefrorenen See, allerdings sahen sie anschließend keine zielführende Möglichkeit, die Maschine zu bergen. Deshalb zündeten sie kurzerhand eine Granate im Cockpit und machten das Flugzeug damit unbrauchbar. Das bereits einsetzende Tauwetter tat sein Übriges: Als das Eis schmolz, sank die Ju 87 auf den Grund des Sees – und blieb dort, 77 Jahre lang.

Wrack einer Ju 87 aus Finnland
Daniel Karlsson

Wieder ans Tageslicht

Schließlich entdeckte ein auf Warbirds spezialisiertes Bergungsteam das Wrack in der Tiefe des eiskalten Gewässers – und hob den versunkenen Blechschatz nach fast acht Jahrzehnten wieder an die Oberfläche. Das American Heritage Museum nahm sich des Flugzeugs an und hat sich nun das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Q9+CH wieder aufzubauen und abheben zu lassen. Die Chancen darauf sollen ersten Schätzungen zufolge gut stehen, denn auch wenn das Zentrum des Bombers von der Besatzung weggesprengt wurde, blieb die Substanz der Rest-Zelle aufgrund der eiskalten Umgebung in ausgesprochen solidem Zustand – sagt zumindest das Museum.

Wrack einer Ju 87 aus Finnland
Daniel Karlsson

Viel Arbeit, viele Schultern

Die Restaurierung der Ju 87 soll in Europa erfolgen und auf mehrere spezialisierte Betriebe verteilt werden – darunter auch eine Firma aus dem Umfeld des bekannten Restaurators Karl Bircsák in Ungarn. Ein originaler Jumo 211-Motor und weitere Motorersatzteile stehen ebenfalls schon zur Verfügung. Derzeit sind die Projektmitarbeiter noch damit beschäftigt, Informationen und Daten zur Ju 87 D-5 zu sammeln, auf deren Basis neue CAD-Zeichnungen zum Nachbau benötigter Komponenten entstehen sollen. Zeitgenössische Unterlagen zur D-5 gibt es kaum. Auch Originalteile der vorletzten Stuka-Variante werden daher noch gesucht, um sie zu vermessen und für die Q9+CH nachzubauen.

Sollten Leser über Bilder oder weitere Informationen zu dieser Stuka-Variante verfügen, leitet die Redaktion diese gerne weiter. Wenden Sie sich bitte an redaktion@klassiker-der-luftfahrt.de