Ein Rennen ist nur dann ein echtes Rennen, wenn die Kontrahenten gegeneinander antreten – und nicht nacheinander gegen die Uhr. Die Teilnehmer des Reno Air Races jedenfalls sind davon überzeugt. Deswegen treffen sie sich jedes Jahr in der Sierra Nevada im Westen der USA, treten dort in sieben Rennklassen gegeneinander an, mit Doppeldeckern, Jets, winzigen Formel-1-Einsitzern und vor allem hochgezüchteten Warbirds, die nur noch wenig zu tun haben mit den Kriegsflugzeugenvon damals. Mit ihnen jagen sie in 50 Fuß Höhe um die Pylonen des Rundkurses, Flügel an Flügel, die schnellsten von ihnen mit über 400 Knoten.
Seit 1964 wird das Spektakel am Reno-Stead Airport veranstaltet. Mehr als eine Million Menschen hatten zuletzt die Rennen verfolgt. Auch dieses Mal, vom 13. bis 17. September, werden es vermutlich so viele sein. Mindestens. Denn dann wird das Air Race zum allerletzten Mal in Reno ausgetragen.
Flughafengesellschaft hat Bedenken
"Die Besorgnis der Reno Tahoe Airport Authority über die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, die rasante Entwicklung des Gebiets, die öffentliche Sicherheit und die Auswirkungen auf den Flughafen Reno-Stead und seine Umgebung sind jedoch einige der Faktoren, die zum letzten Jahr der National Championship Air Races beitragen." schreibt die Reno Air Racing Association in der Pressemitteilung, in der sie das Ende des Rennevents verkündet.
Eigentlich will sie damit sagen: In einer boomenden Stadt wie Reno ist kein Platz mehr für eine lärmenden Veranstaltung, während deren Bestehens 19 Piloten ihr Leben verloren haben und 2011 obendrein zehn Zuschauer, als sich an der 3000 PS starken P-51 Mustang "Galloping Ghost" eine Trimmklappe des Höhenruders löste und der Warbird schlagartig die Nase hob. Pilot Jimmy Leeward verlor durch die plötzlich auftretenden G-Kräfte das Bewusstsein, die Mustang stürzte in die Haupttribüne.
Die Flughafengesellschaft gab nun offenbar Bedenken von Bauträgern und reichen Anwohnern in der Nachbarschaft nach. Das half auch nichts, dass die Rennorganisatoren auf die mehr als 750 Millionen US-Dollar verwiesen, die die Veranstaltung über die Jahre zur lokalen Wirtschaft beigetragen hat.
Veranstalter mit Geldproblemen
Der nicht kommerzielle Organisator Reno Air Racing Association hatte zudem in der Vergangenheit immer wieder finanzielle Probleme. Mehrfach musste die RARA um Spenden und Unterstützung bitten, weil wieder einmal mehrere hunderttausend Dollar fehlten, damit die Rennen überhaupt stattfinden konnten. Gleichzeitig spielt das Geld bei den Teilnehmern des Rennzirkus nur eine untergeordnete Nummer: Vor allem der Betrieb der bis ins Letzte optimierten und modifizierten Warbirds der "Unlimited"-Kategorie erfordert – wie der Name der Rennklasse schon erahnen lässt – ein Millionenbudget.

Die letzte Veranstaltung der Reno Air Racing Association auf dem Reno-Stead Airport soll nochmals eine ganz große Show werden. Mehr als 150 Flugzeuge werden erwartet, militärische und zivile Flugvorführungen im Rahmenprogramm werden ebenso wieder dazugehören wie das Drag Race mit auf Kurzstart und -landungen optimierten Buschflugzeugen.
Suche nach neuer Location
Auch wenn die Veranstaltung im Norden Nevadas nie wieder stattfinden wird, muss dies jedoch nicht das Ende der National Championship Air Races sein. Die Organisatoren sind derzeit auf der Suche nach einem alternativen Austragungsort. Mehrere Locations kommen dafür in Frage, eine Entscheidung ist aber bislang noch nicht gefallen. Zunächst steht ja auch erst das finale Rennen in Reno im Fokus.