Messerschmitt Bf 109 E "Rote 12": einzige flugbereite "Emil" in neuen Händen

Messerschmitt Bf 109 E „Rote 12“
Die einzige flugbereite „Emil“ kommt in neue Hände

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Veröffentlicht am 27.05.2025

Nach mehr als drei Jahrzehnten intensiver Restaurierung wurde die derzeit weltweit einzige fliegende Bf 109 E mit dem Kennzeichen D-FEML offiziell an ihren neuen Eigentümer Wolfgang Landschulze übergeben. Die Zeremonie am Flugplatz Lachen-Speyerdorf fand im Beisein zahlreicher geladener Gäste statt. Charlie Brown, einer der erfahrensten Piloten historischer deutscher Jagdflugzeuge, flog die "Emil" an diesem Tag – wie bereits zuvor bei der Erprobung. Neben ihm durfte bislang nur John Romain, ein weiterer renommierter Warbird-Pilot, die Maschine fliegen. Romain absolvierte im Rahmen der Vorgaben des Luftfahrt-Bundesamts (LBA) einen Teil der vorgeschriebenen Testflüge.

Von Murmansk nach Deutschland

Die D-FEML wurde 1939 bei der Erla Maschinenwerk GmbH als Messerschmitt Bf 109 E-4 mit der Werknummer 1983 gebaut. Sie diente in der 5. Staffel des Jagdgeschwaders 5 "Eismeer" und ging am 24. Januar 1942 im Raum Murmansk verloren. Luftfahrthistoriker Jochen Prien konnte zunächst keine eindeutige Pilotenidentifikation vornehmen, entdeckte aber später in russischen Archiven Hinweise auf den Piloten, der die Maschine nach einem Motortreffer notlanden musste.

Vermutlich war die Bf 109 E-4 zuvor auf den Standard E-7 umgerüstet worden, was ihr den Einsatz von Bomben oder Zusatztanks ermöglichte. In den 1990er-Jahren wurde das Wrack geborgen und nach Deutschland gebracht. Die Suche nach Originalteilen erwies sich als langwierig: Sieben Jahre dauerte es, bis alle erforderlichen Komponenten beschafft waren – teils in ganz Europa. Schon zu Kriegszeiten waren Ersatzteile für die E-Serie knapp, da sie 1940 bereits aus der Serienproduktion genommen wurde.

Beim Fund fehlten zahlreiche Bauteile – mutmaßlich von Souvenirjägern entfernt. Die Tragflächennasen waren mit Blechscheren aufgeschnitten worden, um die Bordwaffen zu entnehmen; der Rumpf hinter dem Cockpit war abgetrennt. Trotzdem war die Substanz der Maschine bemerkenswert gut erhalten – insbesondere in Bezug auf Korrosionsschäden. Der original verbaute Daimler-Benz DB 601-Motor befand sich noch im Flugzeug.

Messerschmitt Bf 109 E "Rote 12" - die einzige fliegende "Emil"-109 der Welt in Lachen-Speyerdorf.
Philipp Prinzing

Restaurierung durch europäische Experten

Der bisherige Eigentümer Eberhard Thiessen engagierte die besten Spezialisten Europas für die aufwendige Restaurierung. In Großbritannien übernahm Craig Charleston von Charleston Aviation Services die Instandsetzung von Rumpf, Fahrwerk und Motorverkleidung. Hinzu kam die Firma Hartmeier Leichtbau, die die Flügel gebaut und lackiert hat. Die abschließende Fertigstellung des Motors erfolgte bei der renommierten Werft LTB Bende am Flugplatz Bonn-Hangelar. Dort legte Dirk Bende besonderen Wert auf die originalen Fertigungstoleranzen und Einstellwerte von Daimler-Benz, um einen vibrationsarmen Lauf des DB 601 zu gewährleisten. Die ersten Testläufe fanden ab dem 3. Mai 2022 auf einem eigens umgerüsteten Saurer-Lkw von 1968 statt. Zwölf Tage lang wurde getestet – vollständig nach dem Daimler-Benz-Prüfprotokoll von 1941. Geprüft wurden unter anderem Start- und Notlaufdrehzahlen, Steigleistung, Dauerleistung und wirtschaftlicher Betrieb. Alle Tests verliefen erfolgreich.

Parallel zur Motorrestaurierung wurden Zelle und Fahrwerke einer letzten Feinabstimmung unterzogen. Dabei wurden einzelne Komponenten erneut überholt. Neben den technischen Arbeiten stellte die Dokumentation für das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) eine erhebliche Herausforderung dar. Die bestehende Zulassung für die Bf 109 F und G des LTB Bende musste um das seltene E-Muster erweitert werden. Die Maschine – inzwischen bekannt als "Rote 12" – wurde als Einzelstück in die deutsche Luftfahrtrolle eingetragen.

Messerschmitt Bf 109 E "Rote 12" - die einzige fliegende "Emil"-109 der Welt in Lachen-Speyerdorf.
Philipp Prinzing

Mit vollständiger Zulassung

Ein bedeutender Meilenstein: Charlie Brown konnte dem neuen Eigner die finalen Zulassungsunterlagen übergeben. Damit ist die D-FEML die einzige Messerschmitt Bf 109 E weltweit mit vollständiger Zulassung – sie fliegt weder mit vorläufiger Genehmigung noch unter Experimentalstatus.

Die Maschine bleibt auch weiterhin in der Obhut des erfahrenen Teams rund um den LTB Bende und wird am Flugplatz Bonn-Hangelar stationiert. Ihr erster großer öffentlicher Auftritt in Deutschland ist bereits geplant: Vom 12. bis 14. September 2025 wird die "Rote 12" beim traditionsreichen Oldtimer-Fliegertreffen auf der Hahnweide (OTT Hahnweide) teilnehmen – und an allen Veranstaltungstagen aktiv von der Graspiste aus geflogen.