Nach dem Einsatz bei Dreharbeiten für den Hollywood-Blockbuster "Operation Walküre" mit Tom Cruise im Jahr 2007 wurde es wirklich still um die Messerschmitt mit dem damaligen Kennzeichen D-FMBB. Die einst erste (eigentlich zweite, dazu aber später mehr) fliegende Bf 109 in Deutschland wurde ihres Motors beraubt und stand in einer Halle in Manching und wartete. 13 lange Jahre. Dann trat das Team rund um den jüngst tödlich verunglückten Hangar-10-Besitzer Volker Schülke auf den Plan.
Restaurierung einiger deutscher Jagdflugzeuge
In den vergangenen Jahren hatte sich der Hangar 10 bereits einen hervorragenden Namen bei der Restaurierung einiger deutscher Jagdflugzeuge gemacht. Darunter auch der Umbau der ehemaligen Kindsvater-Buchon zu einem Messer- schmitt-Bf-109-G-12-Doppelsitzer, der wahlweise mit einem Daimler-Benz-Motor oder einem Rolls-Royce Merlin befeuert werden kann. Das Quick-Engine-Change-System(QEC) entwickelte das Team kurzerhand selbst. Dieser Doppelsitzer wechselte nach wenigen Monaten den Besitzer und gehört nun der Messerschmitt-Stiftung, die den Jäger zur Schulung ihrer eigenen Piloten einsetzt. Im Gegenzug fand eine ganz besondere Bf 109 G-6 den Weg auf die Insel Usedom.

Die FMBB legt den Grundstein
Dabei handelt es sich um keine Geringere als die bekannte FMBB, das Kennzeichen verrät schon viel über die Geschichte. Es handelt sich um die Maschine, die ab 1983 bei der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (MBB) aufgebaut wurde. Sie war der Ersatz für die erste, nur kurz geflogene und dann verunfallte FMBB, die heute in den USA ist. Die zweite FMBB entstand aus der 1958 mit der Werknummer 156 gebauten Hispano Aviación C.4K (Militärbezeichnung), die bis 1968 bei der spanischen Luftwaffe flog. Nach dem Verlust der ersten FMBB kaufte MBB dem französischen Sammler Jacques David die 156 ab. Die HA-1112 M-1L, so die offizielle Typenbezeichnung, erreichte im Herbst 1983 Manching. Die Restaurierung umfasste auch den Einsatz vieler originaler Teile, darunter Cowling, Spinner und mechanische Baugruppen. Den Motor nahm man von der verunglückten ersten FMBB und baute ihn wieder auf.
Offiziell wieder in der Luft
Drei Jahre später, am 23. Juni 1986, stieg Hermann Liese, der das Pech gehabt hatte und die erste FMBB verunfallte, wieder ins Cockpit der neuen, zweiten FMBB. Die nun offiziell wieder in der Luft befindliche 109 hatte während des Neuaufbaus auch eine neue Haube und Cowling bekommen und war nun näher an einer G-Version des bekannten Jägers.
Neue Heimat der FMBB
Fortan war Manching und die Messerschmitt-Stiftung die neue Heimat der FMBB, wo sie in der Willy-Messerschmitt-Halle stand. Auf Flugtagen, Airshows und Events in ganz Europa begeisterte der unverkennbare Daimler-Benz-Sound die Besucher. Pilotiert wurde sie bis ins Jahr 2002 meist von Walter Eichhorn. Auf der ILA 2002 sorgte ein kapitaler Motorschaden, bei dem ein Pleuel den Motorblock durchschlug, dafür, dass die FMBB kurz am Boden bleiben musste. Bei der Stiftung fand sich schnell Ersatz und nach zwei Jahren flog sie wieder.

Eine Erfolgsgeschichte
Wie eingangs erwähnt, wurde es nach den Dreharbeiten für "Operation Walküre" still um die Messerschmitt und umfangreiche Arbeiten am Motor begannen. Erst am 26. November 2018 kam wieder Bewegung in die Sache, als das Team vom Hangar 10 die demontierte Maschine in Manching abholte. Was nun folgt, kann man als eine Erfolgsgeschichte bezeichnen, die auf der geschickten Verteilung der Arbeiten auf verschiedene Unternehmen basiert: darunter zum Beispiel die Hartmair Leichtbau GmbH, die neue Rumpfteile lieferte, MT Propeller und natürlich der Motorenspezialist Rinner Performance Engines Austria. Letzterer hat sich gerade durch die bereits mehrjährige Zusammenarbeit mit den Usedomern zur absoluten Top-Adresse für Daimler-Benz-Flugmotoren entwickelt.
Ausgefeilte Software
Auf dem hauseigenen Teststand konnte das Rinner-Team zusammen mit Maschinenbau-Ingenieur Johannes Schülke bereits vor dem Einbau des Kraftwerks in die Zelle 15 Stunden ohne Probleme abspulen. Dank ausgefeilter Software können während dieser Testläufe sämtliche Flugsituationen durchgespielt werden: Start, Reiseflug, Lastwechsel und Weiteres. Einen solchen Aufwand bei der Motorerprobung hat bisher noch kein DB-Betreiber gemacht, jedoch bestand Hangar-10-Chef Volker Schülkeauf eine ausführliche Erprobung, da er keinen der Piloten in ein Flugzeug mit unerprobtem Motor setzte.
Grundstein für ihre Nachfahren
Bei der Optik wählte man die bekannte Lackierung der ursprünglichen zweiten FMBB. Auch wenn diese keinem historischen Vorbild entspricht, ist sie doch inzwischen selbst legendär, denn sie repräsentiert damit die erste Messerschmitt Bf 109, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder in Deutschland geflogen ist und damit den Grundstein für ihre Nachfahren gelegt hat.

Das neue Prachtstück
Inzwischen ist die fertige und absolut neuwertige FMBB – die jetzt übrigens als D-FMBD registriert ist, da Airbus das andere Kennzeichen gesichert hat – wieder auf Usedom eingetroffen und zusammengebaut. Der Motor ist eingebaut und bei Erscheinen dieser Ausgabe steht das neue Prachtstück vermutlich schon erstmals geflogen zur Übergabe an den alten und neuen Eigner, die Messerschmitt-Stiftung, in Manching bereit.