Vielleicht hätten heute auf den Trainingsbasen der US Navy die Sektkorken geknallt – schließlich wird man nicht alle Tage 50 Jahre alt. Aber so muss halt woanders gefeiert werden. Dabei hatten sich Dassault und Dornier Ende der 70er Jahre gute Chancen ausgerechnet, den nächsten Jettrainer der US Navy bauen zu können. Die suchte nämlich im VTX-TS-Programm ein neues Muster als Ersatz für die T-2 Buckeye und TA-4J Skyhawk und hatte 1977 eine entsprechende Ausschreibung erstellt. Ohne einheimischen Partner geht jedoch bekanntlich nichts in den USA, und so tat man sich im Juli 1978 mit Lockheed zusammen – wahrlich kein Unbekannter im Flugzeugbau. Am 7. März 1979 teste Lockheeds-Cheftestpilot John Christiansen zusammen mit Dieter Thomas eine deutsche Serienmaschine in Oberpfaffenhofen auf Herz und Nieren.

Für den Einsatz auf den Flugzeugträgern wäre ein modifiziertes Fahrwerk und die Installation eines Fanghakens nötig gewesen.
Milliarden-Auftrag winkt
Die Aussichten waren verlockend – hatte die US-Marine doch einen Bedarf für rund 350 neue Jets. Außerdem forderte die US-Politik damals mehr Standardisierung in der Pilotenausbildung, soll heißen, auch die US Air Force könnte auf den neuen Trainer als Nachfolger der T-38 umsteigen. Als dementsprechend hart erwies sich die Konkurrenz. British Aerospace schickte die Hawk ins Rennen und holte sich mit McDonnell Douglas auch ein Schwergewicht mit an Bord.

Im September 1980 ging ein Alpha Jet auf große US-Tour.
Demo-Tour in den USA
Aber das Alpha-Jet-Team ließ sich nicht entmutigen. Extra mit einem blau-weiß-gelben Anstrich versehen machte sich die Serienmaschine mit der Nummer A58 vom 8. bis 25. September 1980 zu einer Demonstrations-Tour quer durch die USA auf. Bei der Überquerung des Atlantiks wurde der Trainer von einer Dassault Falcon 20 begleitet. Die Route führte von Istres über Prestwick, Keflavik, Grönland und Goose Bay nach Teterboro in New Jersey. Während der Tournee flog die Maschine meist bis zu fünf Mal pro Tag – insgesamt 88 Flüge und 88 Flugstunden. Nur eine Mission konnte nicht stattfinden. Zu den besuchten Fliegerhorsten zählten die Andrews und Randolph Air Force Bases sowie die Naval Air Stations Meridian, Corpus Christi, Kingsville und Beeville.

Der Alpha Jet punktete mit seinem gutmütigen Flugverhalten.
Gute Flugeigenschaften
Natürlich stand auch ein ausgiebiger Aufenthalt auf der Navy-Ausbildungszentrale in Pensacola auf dem Programm, immer begleitet von der Verkaufsmannschaft in der firmeneigenen L-1011 TriStar von Lockheed. Deren Argumente schienen nicht schlecht: Der Alpha Jet erreichte oder übertraf die Forderungen der US Navy in fast allen Bereichen, zumindest laut offiziellen Angaben. Die Testpiloten hatten im Vorfeld die guten Flugeigenschaften, vor allem im Anflug und bei der Landung gelobt – nicht ganz unwichtig für den Einsatz auf Flugzeugträgern.

Lockheed hätte den Marine-Alpha Jet in den USA gebaut.
Änderungen für den Trägereinsatz
Allerdings waren dazu die Verstärkung der Fahrwerksbeine, die Ausstattung mit einem zweirädrigen Bugfahrwerk samt Katapulthaken und strukturelle Verstärkungen des unteren Rumpfs nötig. Und ein robuster Fanghaken durfte natürlich auch nicht fehlen. Die Mannstunden in der Wartung pro Flugstunde gab man mit 7,0 an, weit weniger als die 14,3 Stunden der T-2 oder gar die 18,6 der Skyhawk.

Die harten Landungen auf den Carrier-Decks hätten auch eine Verstärkung der unteren Rumpfstruktur nötig gemacht.
Erfolgreiche Tournee
Insgesamt flogen 68 US-Piloten den europäischen Trainer, und waren voll des Lobes vor allem über die Flugeigenschaften, die Sichtverhältnisse und den niedrigen Treibstoffverbrauch. Bei der Rückkehr landete die A58 mit Dieter Thomas am Steuer und Patrick Experton im zweiten Sitz in Fürstenfeldbruck. Im November 1981 kam jedoch die schlechte Nachricht aus den USA: die Navy hatte sich für die aus der Hawk entwickelte T-45 Goshawk entschieden.

Lockheed wollte den VTX-Alpha-Jet schon im Jahr 1986 ausliefern.
Keine Chance gegen die Hawk?
Damalige Beobachter hatten dem Alpha Jet mit seinen zwei Triebwerken zwar einen Vorteil gegenüber dem einmotorigen Briten eingeräumt, aber letztendlich schien das geräumigere Cockpit und der größere Platz für Avionik der Hawk den Ausschlag gegeben zu haben. Schließlich plante die Navy schon damals den möglichen Einbau eines Glascockpits.

Die Pilotenausbildung auf der T-45 Goshawk konnte erst 1994 beginnen.
T-45 mit Problemen
Laut Lockheed bot der Kauf des Alpha Jets im Vergleich zur Konkurrenz trotzdem eine Ersparnis von 600 Millionen Dollar. Im Falle eines Sieges hätte die Firma das Flugzeug in den USA in Lizenz produziert, bei einem Programmanteil von Dassault und Dornier von 20 Prozent. Auch das Larzac-Triebwerk wäre in den USA gebaut worden, und zwar bei Teledyne. Der navalisierte Alpha Jet hätte gemäß damaligen Angaben schon 1986 den Dienst aufnehmen können.
Ob dies wirklich realisierbar gewesen wäre lässt sich heute nicht mehr klären. Auf jeden Fall startete die T-45 erst am 16. April 1988 in Long Beach zu ihrem Erstflug. Die anschließende Erprobung brachte jedoch zunächst ernüchternde Ergebnisse. Die Navy bemängelte unter anderem die nicht ausreichende Leistung des Adour-Triebwerks und eine mangelnde Seitenstabilität. Teure Modifikationen waren die Folge, und erst Anfang 1994 begann die erste Schulung von Pilotenanwärtern.

Auch eine Version für die US Air Force wurde nie verwirklicht.
Letzte Chance in Frankreich
Dassault versuchte noch Ende der 80er Jahre, den französischen Marinefliegern den Alpha Jet M als Ersatz für die veraltete Fouga CM. 175 Zéphyr schmackhaft zu machen. Der Trainer auf Basis der Magister diente zur Ausbildung der Aéronavale-Piloten auf Flugzeugträgern. Im Juni 1990 fanden sogar einige Probeanflüge mit einem Alpha Jet der Armée de l’Air auf der Clemenceau statt. Wenig später studierte die Marine auch ein Angebot des ewigen Rivalen, diesmal allerdings direkt von McDonnell Douglas. Diesmal gab es jedoch keinen Sieger, da das Militär keine Mittel in ein neues Muster investieren wollte. Stattdessen sendete die Aéronavale ihre Piloten zur Ausbildung in die USA – bis heute erfolgt das Training bei der US Navy. Damit hat die T-45 irgendwie dann doch wieder gewonnen. Aber zu Feiern gibt es ja trotzdem etwas…