P-51D Mustang "Sierra Sue II": Seltene Warbird-Ikone mit Fronthistorie

P-51D „Sierra Sue II“
Mustang mit Kriegshistorie steht zum Verkauf

ArtikeldatumVeröffentlicht am 19.11.2025
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Mustang mit Kriegshistorie steht zum Verkauf
Foto: Philipp Prinzing

Die North American P-51D Sierra Sue II gehört zu den seltensten noch fliegenden Mustangs. Sie vereint eine vollständig belegte Einsatzgeschichte im Zweiten Weltkrieg mit einer der gründlichsten Restaurierungen, die jemals an diesem Muster durchgeführt wurden. Die Maschine trägt echte Frontdienst-DNA – und präsentiert sich heute in einem technischen Zustand, der dem Auslieferungsstandard von 1944 außergewöhnlich nahekommt.

Einsatz für die 9th Air Force im Frühjahr 1945

Die Mustang verließ im Herbst 1944 das North-American-Werk in Inglewood. Nur wenige Wochen später stand sie bereits im europäischen Kriegsschauplatz. Anfang 1945 wurde sie der 402nd Fighter Squadron der 370th Fighter Group zugeteilt. Die 9th Air Force flog zu dieser Zeit überwiegend Jagd- und Jagdbombereinsätze in den letzten, hochintensiven Kriegsmonaten. Unter dem Code ED-6 flog 1st Lt. Robert "Bob” Bohna die Maschine bis zum Kriegsende. Er gab ihr den Namen "Sierra Sue II". Gerade dieser belegbare Fronteinsatz macht die Mustang so besonders – nur ein minimaler Teil der heute noch fliegenden P-51D kann eine tatsächliche Einsatzhistorie vorweisen.

Dienst in Schweden: J26 "Gul Kalle" und "Grön Kalle"

Nach dem Krieg übernahm die schwedische Luftwaffe das Flugzeug und führte es als J26 mit der Kennung Fv26152. Stationiert wurde sie ab 1948 bei F4 Östersund in der gelben Staffel. Das gelbe "K" am Leitwerk führte schnell zum Spitznamen "Gul Kalle".1952 wechselte die Mustang zu F8 nach Stockholm und diente dort als Stabsflugzeug. Das Leitwerk wurde grün lackiert – "Grön Kalle" war geboren. Zeitgleich erschien der Schriftzug "Kleopatra" am Bug. Diese Markierungen zählen bis heute zu den markantesten historischen Lackierungsvarianten einer schwedischen Mustang.

Export nach Mittelamerika und Dienst bei der Luftwaffe Nicaraguas

Am 18. September 1952 wurde das Flugzeug verkauft, demontiert und über Malmö nach Mittelamerika verschifft. In Nicaragua entstand es erneut und flog als GN91 bei der Fuerza Aérea del Ejército de Nicaragua. Dort blieb die Mustang bis 1961 im aktiven Einsatz und wurde anschließend im Freien auf dem Gelände der Basis Las Mercedes ausgestellt – ein Zustand, der die Struktur zwar verwitterte, aber die historische Substanz weitgehend erhalten ließ.

Rückkehr in die USA: erst Rennmaschine, dann Basis für eine Top-Restaurierung

1971 kehrte die Maschine in die USA zurück und ihr neuer Besitzer war Dave Allender aus San Maeto in Kalifornien. Unter der Registrierung N5452V wurde sie zunächst für verschiedene Luftrennen umgebaut und trug eine auffällige rote Lackierung sowie die Rennnummer 19. Ein Besitzerwechsel Ende der 1970er-Jahre markierte die Wende: Der neue Besitzer Jack Cochrane brachte die Mustang zurück inSerienkonfiguration. Unter dem neuen Kennzeichen N1751D begann eine umfassende Restaurierung. Ab den 1980ern flog die Mustang als "Sierra Sue II" bei Airshows in ganz Nordamerika und wurde zu einem bekannten Warbird der Szene.

Restauriert nach Werksunterlagen: eine P-51D wie 1944

Den entscheidenden Schritt machte der neue Besitzer Paul Ehlen aus Montana im Jahr 2011. Er beauftragte AirCorps Aviation mit einer vollständigen Rekonstruktion nach originalen North-American-Werksunterlagen von 1944. Das Ergebnis gilt international als Referenz. AirCorps Aviation bestätigte, dass nahezu alle strukturellen Komponenten noch aus der Erstfertigung stammen. Lediglich Motorträger, Querruder und Landeklappen mussten ersetzt werden. Alles andere – einschließlich Rumpftank, Panzerung und demilitarisiertem Waffensystem – entspricht dem historischen Auslieferungsstandard. Nach drei Jahren intensivster Arbeiten hob Sierra Sue II im September 2014 wieder ab. Der Auftritt in Oshkosh 2015 brachte ihr den "Reserve Grand Champion WWII Award" sowie für AirCorps Aviation einen "Golden Wrench Award".

Heute in Scottsdale – und eine seltene aber nicht günstige Gelegenheit auf dem Warbird-Markt

2024 wechselte die Mustang erneut den Besitzer und ist seither in Scottsdale, Arizona, beheimatet. Sie gilt heute als eine der originalgetreuesten, historisch vollständig dokumentierten und technisch präzisesten P-51D weltweit. Für den internationalen Warbird-Markt bedeutet das: eine Gelegenheit, wie sie nur äußerst selten auftritt. Eine P-51D, die sowohl echte Kampfeinsätze als auch einen nahezu perfekten Werkszustand kombiniert, ist eine Besonderheit, die selbst in der Welt hochkarätiger Warbirds kaum noch zu finden. Über den Broker Platinum Fighters wird der einmalige Jäger derzeit für 4 Millionen US-Dollar angeboten.