Zwischen Big Ben und London Eye: Concorde auf der Themse?

Zwischen Big Ben und London Eye
Die Concorde von Heathrow soll auf die Themse

Veröffentlicht am 02.12.2023

Die Concorde. Allein der Name ist ein Mythos. Auch 20 Jahre nach ihrem letzten Flug hat die britisch-französische Überschall-Ikone nichts von ihrer alten Faszination verloren. Die meisten der 18 Concordes, die noch heute existieren, haben irgendwo auf der Welt ihren verdienten Alterssitz in einem Museum gefunden. Nur ein im Herbst 1976 an British Airways ausgeliefertes Exemplar hat es nicht so gut getroffen: Die Concorde G-BOAB residiert seit Langem auf dem Vorfeld ihrer alten Heimat London-Heathrow – aber etwas anfangen kann Europas größter Airport mit dem Flugzeug nicht. Die Mach 2-Rentnerin fristet ein Schattendasein – und das schon seit 23 Jahren, denn nach 22.967 Flugstunden, 7.810 Landungen und 6.688 Überschallzyklen wurde die G-BOAB am 15. August 2000 in Heathrow abgestellt.

"Concorde on the Thames"

Ein solch kümmerliches Schicksal hat das stolze Flugzeug nicht verdient, finden ein paar englische Concorde-Fans – und wollen die G-BOAB wieder ins Rampenlicht rücken. Ihre Idee: Die Concorde soll aus Heathrow verschwinden und in die Londoner Innenstadt umziehen. Auf einer eigens erbauten Plattform in der Themse soll sie dann – zwischen London Eye und Westminsterpalast – als Sehenswürdigkeit von jedermann bewundert werden können. Per Crowdfunding sammelt die Gruppe derzeit Geld für ihren großen Plan "Concorde on the Thames". "Wir bitten die britische Öffentlichkeit um Spenden in jeder Höhe (...), um die Londoner Concorde zu retten" und sie "vor einem langsamen Tod" zu bewahren, heißt es auf der Online-Spendenseite von gofundme.com.

Crowdfunding für Bauanträge

Als Spendenziel sind zunächst 500.000 Britische Pfund angesetzt – etwa 581.000 Euro. Allerdings braucht die Gruppe nach eigenen Angaben allein eine Million Pfund, um die erforderlichen Planungsanträge für eine Baugenehmigung zusammenzustellen – vom Transport des Flugzeugs, seiner Restaurierung und vor allem dem tatsächlichen Bau der Museumsplattform gar nicht zu reden. Daher werde man "nicht nur die beste Planungsexpertise in Anspruch nehmen, sondern auch viele Prominente, Politiker, Unternehmensvorstände und die weltweite Concorde-Gemeinde dazu aufrufen, uns dabei zu helfen, diese Concorde für künftige Generationen und uns selbst zu retten", so die englischen Concorde-Fans weiter.

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Museum mit Concorde als Star

Nach Angaben der Aktivisten wurde die G-BOAB innen komplett entkernt, befindet sich ansonsten jedoch in einem guten Zustand und ist bereit für "ein neues, aufregendes Leben als Londons neueste Touristenattraktion". Die Plattform, auf der die Concorde stehen soll, sieht ein integriertes Museum im Untergeschoss vor. Stelzen heben den Komplex aus den Fluten der Themse. Der Zugang vom Ufer der Queens Walk-Promenade erfolgt über eine Brücke.

Das Flugzeug selbst soll ebenfalls begehbar sein und im hinteren Teil mit rund 50 originalen Sitzen bestückt werden, auf denen Gäste "simulierte Concorde-Flüge von Flughäfen auf der ganzen Welt genießen" können. Im darunter angesiedelten Museum soll es indessen nicht nur um die Concorde gehen, sondern um Technik und Naturwissenschaften allgemein. Im Rahmen einer sogenannten "MINT-Offensive" will man insbesondere Jugendliche ermutigen, selbst entsprechende Karrierewege zu beschreiten. Auch ein Museumsrestaurant mit Panoramaterrasse und Fokus auf "transatlantische Concorde-Küche" ist vorgesehen.

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Concorde-Pilot mit an Bord

Als einen prominenten Unterstützer des Projekts nennen die Organisatoren den ehemaligen Concorde-Piloten Les Brodie, der am 26. November 2003 den allerletzten Flug einer Concorde von Heathrow nach Bristol kommandierte. "Ich denke, eine leicht zugängliche Concorde-Ausstellung im Zentrum von London würde dazu beitragen, die Menschen daran zu erinnern, was wir erreicht haben, und der Anblick könnte jemanden dazu inspirieren, es noch einmal zu tun. Sie haben also meine Zustimmung", so Brodie. Ob das außer ihm genügend Briten ebenfalls so sehen und das Unterfangen mit Spenden unterstützen, und ob die Politik vor Ort mitspielt, bleibt abzuwarten. Bisherige Versuche, die G-BOAB aus Heathrow zu "befreien" sind leider allesamt gescheitert. Darunter befand sich 2010 auch ein ganz ähnlicher Plan, der allerdings im Sande verlief. Damals geschätzter Kostenrahmen: 22 Millionen Pfund.