Der Premierenauftrag für das neue Kronjuwel europäischer Drehflüglerentwicklung kommt – kaum überraschend – aus dem Heimatland der AW249: Italiens Regierung hat die Bestellung von vorerst 17 der Leonardo-Kampfhubschrauber festgezurrt, die ab 2027 an die italienischen Heeresflieger gehen sollen. Dies geht aus Haushaltsdokumenten des Parlaments hervor, über die zuerst das Portal "Rivista Italiana Difesa" berichtete. Da man in Rom eigentlich einen Bedarf von 48 Exemplaren sieht, dürfte diese erste Order jedoch nur der Auftakt für eine Reihe weiterer Bestellungen sein, denen sich – so hofft man bei Leonardo – über kurz oder lang auch internationale Kunden anschließen.
Fürs Erste existieren von Europas (und wohl auch weltweit) modernstem Kampfhubschrauber bislang vier flugbereite Exemplare – der erste Prototyp, sowie drei Vorserienhelikopter. Diese zählen formell bereits zum Inventar der italienischen Heeresflieger, werden von Leonardo bis auf Weiteres jedoch zusammen mit der ersten AW249 Fenice für Flug- und Systemtests genutzt. Für 2027 steht dann die Verlegung zum Ausbildungszentrum der Heeresflieger in Viterbo auf dem Plan, wo sie durch vier weitere neue AW249 ergänzt werden sollen. Die verbleibenden zehn Fenice aus dem ersten Baulos sind nach bisherigem Kenntnisstand für die Heeresfliegerregimente 5 und 7 vorgesehen.

Der Leonardo AW249 Fenice fliegt seit 2022, doch erst 2024 bekam ihn ein größeres Publikum erstmals zu Gesicht.
Erstflug im Verborgenen
Der Leonardo AW249 Fenice (italienisch für "Phönix") ist Europas erster komplett neu entwickelter Kampfhubschrauber seit dem Eurocopter Tiger. In Italien soll der Zweisitzer mit Tandem-Cockpit das kleinere Vorgängermodell A129 Mangusta ersetzen. Rund 80 Prozent der Komponenten der AW249 stammen laut Herstellerangaben direkt aus dem Firmenkosmos von Leonardo. Obwohl der erste Prototyp schon am 12. August 2022 zum Erstflug abhob, agierte die Fenice lange im Verborgenen. Bildmaterial von der Flugerprobung gab es seitens Leonardo nicht, und auch mit technischen Details hielten sich die Italiener vornehm zurück. Erst auf der Rüstungsmesse Eurosatory im Juni 2024 in Paris zeigte sich die Neuentwicklung erstmals einem breiteren Publikum.
Flugerprobung im Plan
Die Bestätigung für das erste Baulos seitens der italienischen Regierung bringt die AW249 nun auf die Zielgerade Richtung Serienbau. Wirklich viel weiß man über den neuen Kampfhubschrauber trotzdem noch nicht, denn auf Wunsch der Armee hüllt sich Leonardo hinsichtlich maßgeblicher Teile der Sensorik und Avionik des Mangusta-Nachfolgers nach wie vor in Schweigen. Klar ist, dass die Italiener dem Fenice eine offene Systemarchitektur bescheren, um ihn über Jahrzehnte hinaus technisch auf Augenhöhe mit der Zeit zu halten. Wert legt Leonardo außerdem auf einen möglichst geringen Radarquerschnitt und reduzierte Infrarot-Signatur. Das Cockpit soll den Piloten bestmögliches Situationsbewusstsein bescheren – auch dank KI-Unterstützung.
Die schwenkbare, dreiläufige 20-Millimeter-Gatling-Kanone TM197B, die die AW249 unter dem Bug trägt, wurde Ende 2023 erstmals bei Schusstests erprobt. Im Herbst 2024 feierte ein Fenice-Testhubschrauber seinen Einstand bei einem Manöver des Heeres. Bei der Übung Stella Alpina im Hinterland von Trient musste das neue Muster beweisen, dass es im Verbund mit anderen Waffensystemen arbeiten kann. Offenbar scheinen die bisherigen Tests nach Plan gelaufen zu sein, sodass Leonardo und die Heeresflieger nun in die nächste Programmphase eintreten können.