Boeing E-8C JSTARS ausgemustert und verlässt Europa - für immer!

Abschied ohne Wiederkehr
Die letzte Boeing E-8C JSTARS hat Europa verlassen

Veröffentlicht am 26.09.2023

Insgesamt sechs E-8C JSTARS gaben sich seit Ende 2019 auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz die Klinke in die Hand. Im rollierenden System hatte die US Air Force stets mindestens eines der Gefechtsfeldüberwachungsflugzeuge auf ihrem größten Stützpunkt in EU-Europa stationiert. Und die rustikalen Vierstrahler mit dem markanten, acht Meter langen Radom am Bauch – böse Zungen nennen es auch Doppelkinn – waren nicht erst seit Beginn des Ukraine-Krieges fast täglich am Himmel über der NATO-Ostflanke unterwegs.

Patrick Zwerger

Rückkehr und Dienstende

Mit diesen Flügen ist ab sofort allerdings Schluss – und zwar endgültig. Denn die Air Force hat mit der 02-9111 nicht nur die letzte noch in Ramstein stationierte E-8C nach Hause zurückbeordert. Sie wird die JSTARS-Boeings spätestens im kommenden Jahr komplett außer Dienst stellen. Ein abermaliges Deployment einer der insgesamt noch drei (von einstmals 17) aktiven E-8C nach Europa ist nicht mehr vorgesehen. Auch ein Nachfolgemuster für den 707-Ableger mit den altehrwürdigen Pratt & Whitney TF-33-Triebwerken gibt es nicht. Stattdessen will die Air Force in Zukunft verstärkt auf die Gefechtsfeldüberwachung via Satellit setzen – auch weil Flugzeuge wie die E-8C im Ernstfall ein leichtes Ziel für die gegnerische Flugabwehr sind.

USAF

Nicht mehr zeitgemäß

Die US Air Force hatte die erste E-8C JSTARS (Joint Surveillance Target Attack Radar System) 1996 in Dienst gestellt. Das Konzept war Anfang der 90er-Jahre aus Programmen des Heeres und der Luftwaffe zur Entwicklung, Erkennung, Ortung und Bekämpfung feindlicher Bodenfahrzeuge entstanden. Herzstück der modifizierten 707-300 ist eine leistungsstarke, seitlich ausgerichtete Phased-Array-Antenne. Sie bietet ein 120-Grad-Sichtfeld, das fast 50.000 Quadratkilometer abdeckt. Es ist in der Lage ist, Bodenziele in einer Entfernung von mehr als 250 Kilometern zu erkennen – was allerdings im Umkehrschluss heißt, dass es sich schnell im Gefahrenbereich moderner Flugabwehrraketen wiederfinden kann. Die Air Force wandte daher schon vor Jahren gegenüber dem US-Kongress ein, sie müsse JSTARS gezwungenermaßen "außerhalb seiner effektiven Reichweite" nutzen und sei generell nicht mehr zeitgemäß. Zusätzlich hielten sich Bedenken, die verwendete Datenverbindung sei zu verwundbar.