Die Iranian Aviation Industries Organization (IAIO), einer der Organisatoren der 12. Ausgabe der Kish Air Show (10.-13. Dezember 2024), hatte geplant, einige ihrer im Inland entworfenen und gebauten Flugzeuge an der Show teilnehmen zu lassen. Eines davon war der von HESA (IAMI) entworfene Jettrainer Yasin. Der zweite und einzige flugfähige Prototyp des Flugzeugs verließ am 5. Dezember 2024 den Flughafen Shahin-Shahr in der Nähe von Isfahan in Richtung der Insel Kisch. Auf dem Weg zur Insel erlitten die beiden Testpiloten an Bord des Flugzeugs, Oberst Hamidreza Ranjbar und Oberst Manouchehr Pirzadeh, beide ehemalige F-5E/F-Ausbilder und Testpiloten der Luftwaffe der Islamischen Republik Iran (IRIAF), einen doppelten Triebwerksausfall und einen vollständigen Elektronikausfall ihres Flugzeugs. Das Flugzeug geriet in einen Strömungsabriss, schließlich ins Trudeln und stürzte anschließend in Berggebiete im Bezirk Firouzabad südlich von Shiraz, wobei beide Piloten ums Leben kamen.

Die noch qualmenden Überreste des Yasin-Prototyps, der am 4. Dezember nahe der Stadt Shiraz abstürzte.
Ergänzung zur Jak-130
Stunden nach dem Unfall gab das iranische Ministerium für Verteidigung und Logistik der Streitkräfte eine Erklärung dazu ab, in der jedoch der Flugzeugtyp nicht erwähnt wurde. Damit sollte das Gesicht des Verteidigungsministers und der Militärbeamten gewahrt werden, die auf der Teilnahme des Flugzeugs an der Kish Airshow 2024 bestanden hatten, obwohl es noch nicht fertig war.
Der erste Prototyp des vom Aviation Industries Research Institute der IAIO entwickelten Yasin-Jets war am 17. Oktober 2019 erstmals geflogen. Konstruktionsfehler führten zur Produktion eines zweiten Prototyps, der am 11. März 2023 vorgestellt wurde und dessen Erstflug am 18. November 2023 stattfand. Während das Design und die Entwicklung des Yasin als zukünftiger Jettrainer der IRIAF noch im Gange waren, schloss die IRIAF im Sommer 2022 einen Vertrag über die Beschaffung von 24 Jak-130-Trainingsflugzeugen aus Russland ab, wobei die Auslieferung der ersten Exemplare im Sommer 2023 beginnen sollte. Während die Jak-130 speziell für die Su-35SE-Pilotenausbildung im Iran eingesetzt werden sollten, sollte die Yasin die kleine Flotte aus Northrop F-5B Freedom Fighter und Chengdu FT-7N Airguard zur Ausbildung zukünftiger Kampfpiloten für ältere Fighter-Muster ergänzen.
35 Jahre Arbeit umsonst
Die Bemühungen um die Entwicklung eines einheimischen Jettrainers im Iran reichen 35 Jahre zurück. Alles begann im Industriekomplex Owj der IRIAF mit dem Start des Projekts Ya-Hossein. Das Projekt zielte darauf ab, einen im Inland gebauten Fortgeschrittenentrainer zu entwerfen und zu entwickeln, um die alternden Lockheed T-33A Shooting Star der Luftwaffe zu ersetzen, die schließlich 1995 aus dem Dienst genommen wurden. Das Projekt begann im April 1989, und das erste Versuchsflugzeug namens Dorna absolvierte am 1. April 1991 seinen ersten Flug. Anschließend führte das Projekt zum Bau des zweiten, dritten und vierten Versuchsflugzeugs mit den Namen Tondar, Tazarv 1 und Tazarv 2, die am 17. Februar 1998, am 22. Januar 2001 sowie 2005 ihren Erstflug absolvierten.
Am 6. September 2007 unternahm die israelische Luftwaffe die Operation "Outside the Box", bei der israelische F-15D und F-16I einen Kernreaktor des syrischen Verteidigungsministeriums zerstörten, der von nordkoreanischen Ingenieuren in Deir Ez-Zor, Syrien, gebaut worden war. Dieser Luftangriff versetzte die Behörden des iranischen Regimes in solche Angst, dass sie beschlossen, während der Parade zum "Tag der heiligen Verteidigung" in Teheran am 22. September 2007 mit im Inland hergestellten Flugzeugen Vorbeiflüge zu veranstalten. Der Owj-Komplex der IRIAF war gezwungen, drei seiner im Inland hergestellten Flugzeuge vorzubereiten, darunter drei Jets aus dem Ya-Hossein-Projekt, drei F-5E, die mit Hilfe von Ingenieuren der chinesischen Chengdu Aircraft Industry Group während des Projekts Seidenstraße II (SR.II) modernisiert worden waren, und drei modifizierte F-5E mit zwei Seitenleitwerken namens Saeghe.

Die Tazarv 2 entstand 2005 als letztes Flugzeug im Rahmen des Projekts Ya-Hossein, das bereits 1989 angelaufen war.
Haarsträubende Zustände
Da kein drittes Tazarv-Flugzeug zur Verfügung stand, um eine Dreierformation der Trainer des Ya-Hossein-Projekts zu bilden, musste das Konstruktionsbüro des Owj-Komplexes die seit Jahren außer Betrieb befindliche Tondar wieder in einen flugfähigen Zustand versetzen. Das Flugzeug mit der Kennung "778-1" wurde nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten Mitte September einem Funktionscheck unterzogen, doch der Testpilot, Oberst Mojtaba Mirasgari, berichtete von starken Vibrationen an Querrudern und Landeklappen, die auf einen Konstruktionsfehler zurückzuführen waren. Auf Druck des damaligen Oberbefehlshabers der IRIAF, Brigadegeneral Hasan Shah-Safi, injizierten Ingenieure des Owj-Komplexes Blei in den Hohlraum der Flugzeugklappen, um deren Gewicht zu erhöhen und Vibrationen zu verhindern. Dies führte jedoch am Tag vor der Parade zu einer Katastrophe.
Nur einen Tag vor der Parade wurden Mojtaba Mirasgari und ein weiterer Testpilot von Owj mit dem Testflug der Tondar "778-1" beauftragt – während dem der Jet in der Luft auseinanderbrach und eine Tragfläche vom Flugzeug abgetrennt wurde. Der hinten sitzende Pilot konnte sich schnell aus dem Flugzeug retten und überlebte mit mehreren Knochenbrüchen, während Mojtaba Mirasgari im vorderen Cockpit auf tragische Weise ums Leben kam. Am darauffolgenden Tag absolvierten Tazarv-1 und 2 ihre letzten Flüge während der Parade am 22. September 2007 und wurden später auf dem internationalen Flughafen Mehrabad abgestellt, womit das Projekt Ya-Hossein endete.

Der erste Yasin-Prototyp absolvierte am 17. Oktober 2019 seinen Jungfernflug, besaß aber konstruktive Mängel.
Zweiter Anlauf mit "Yasin"
Die Arbeit an jenem Unterfangen, das später in den Bau des ersten Yasin-Prototyps münden sollte, begann zwei Jahre später, im April 2009, mit dem Startschuss für das Projekt "Kowsar-88". Viele Jahre verbrachten die beauftragten Ingenieure mit der Entwicklung und schließlich mit dem Zusammenbau des Yasin-Testträgers. Erst am 17. Oktober 2019 hob er erstmals ab.
Während der Testflüge wies auch der Yasin-1 genannte Prototyp bei langsamen Geschwindigkeiten Vibrationen an den Steuerflächen auf. Nach der Untersuchung der Konstruktionsfehler des Flugzeugs entwarf und baute das Ingenieurteam den zweiten Prototyp, der am 11. März 2023 vorgestellt wurde und am 18. November 2023 erstmals flog. Während der Testpilot des ersten Yasin IRIAF-Oberst Hamid Gorji war, saß bei den meisten Testflügen des zweiten Flugzeugs der IRIAF-Oberst Hamid-Reza Ranjbar am Steuer.
Im Vergleich zu den Tazarv-1- und 2-Jets des Projekts Ya-Hossein waren die Yasin-1 und 2 des Projekts Kowsar-88 größer, da sie statt eines einzelnen General Electric J85-GE-13-Strahltriebwerks ohne Nachbrenner deren zwei als Antrieb nutzten. Die größeren Dimensionen bargen die Möglichkeit, Waffen mitzuführen, was die Yasin-Jets auch als leichte Bodenangriffsflugzeuge klassifizierte.
Um die Produktionskosten des Yasin-Jets zu senken, statteten seine Konstrukteure ihn hauptsächlich mit Komponenten und Systemen aus der F-5E/F Tiger II aus, von den Fahrwerken bis hin zu vielen seiner Avionik-, Navigations- und Steuerungssysteme. Auf diese Weise avancierte die Yasin – technisch berachtet – im Wesentlichen zu einer F-5 in neuem Gewand.

Mit der überarbeiteten Yasin-2 wollte der Iran den Weg zum Serienbau ebnen. Doch dann stürzte das Flugzeug ab.
Und dann die Katastrophe
Oberst Hamidreza Ranjbar und Manouchehr Pirzadeh wurden am 4. Dezember 2024 mit dem Überführungsflug des zweiten Prototyps der Yasin zur Insel Kisch beauftragt. Sie verließen den Flughafen Shahin-Shahr gegen 11:30 Uhr Ortszeit in Richtung Süden. Etwa 50 Kilometer südlich von Shiraz erlitt das Flugzeug einen doppelten Triebwerksausfall und anschließend einen doppelten Ausfall der elektrischen Generatorsysteme, was dazu führte, dass die Piloten nicht einmal mehr über Funk eine Notlandung anfordern konnten.
Nach dem doppelten Triebwerksausfall reduzierte sich die Geschwindigkeit der Yasin-2 rapide, und während des Gleitflugs entglitt den Piloten die Kontrolle über das Flugzeug. Der Jet kam ins Flachtrudeln – und stürzte schließlich ins Gebirge.
Nur wenige Minuten nach dem Absturz flog ein Bell 214C-Hubschrauber der 71. Such- und Rettungsstaffel der IRIAF von Shiraz aus zur Absturzstelle. Die Rettungskräfte an Bord des Hubschraubers stiegen auf den Berg und entdeckten die Leichen der Piloten im Wrack des Flugzeugs. Dies deutete darauf hin, dass sie es versäumt hatten, vor dem Aufprall des Flugzeugs ihre Schleudersitze zu betätigen.
Ein Luft- und Raumfahrtingenieur des IAIO-Forschungsinstituts für Luftfahrtindustrie, der an der Entwicklung und Produktion der Yasin beteiligt war, sprach unter der Bedingung der Anonymität mit dem Autor und berichtete, wie iranische Regierungsbeamte trotz des wenig vorangeschrittenen Erprobungsprogramms auf der Teilnahme des Flugzeugs an der Kish Airshow 2024 bestanden: "Die Yasin-2 befand sich noch in der Testflugphase und verfügte nicht über ein ordnungsgemäßes Lufttüchtigkeitszeugnis, nicht einmal als Experimentalflugzeug, um einen Überlandflug absolvieren oder an der Kish Airshow teilnehmen und dort Demonstrationsflüge vollführen zu dürfen!" Trotzdem, so berichtet der Insider weiter, sollen Brigadegeneral Reza Khaki von der IRIAF, der das Forschungsinstitut leitet, und Mehdi Gougerdchian, Chef des Unternehmens IAMI/HESA [Iranian Aircraft Manufacturing Industries], darauf bestanden haben, das Flugzeug auf der Kish Air Show vorzuführen.

Die Sarir-Schleudersitze der Yasin-2 fanden sich auch in sechs umgerüsteten "Simorgh"-F-5B, sind aber umstritten.
Fehlerhafte Schleudersitze
Die Yasin-2 war mit zwei Sarir-Schleudersitzen ausgestattet, einer modifizierten Version des russischen Zvezda K-36DM. Der Sarir-Schleudersitz wurde Anfang der 2000er Jahre von IAMI entworfen, entwickelt und gebaut und kam unter anderem bei iranischen F-5B "Simorgh"-Trainern sowie bei den F-5-Weiterentwicklungen Saeghe II und Kowsar zum Einsatz.
Am 1. Juni 2021 lösten die Schleudersitze einer F-5B Simorgh (Kennzeichen 3-7026B) am Boden während des Motorstarts in einem Shelter der 4. Taktischen Jagdfliegerbasis "Vahdati" in Dezful versehentlich aus und töteten den Flugschüler, Oberleutnant Hossein Namani, sowie den Fluglehrer Major Kianoush Basati. Unmittelbar danach erließ die Abteilung für Inspektion und Sicherheit der IRIAF eine Richtlinie, die zur vorübergehenden Stilllegung einer F-5F Saeghe II und der fünf verbleibenden F-5B des Projekts Simorgh führte, sodass nur noch die ersten sechs F-5B des Projekts mit britischen Martin Baker Mk.10B-Schleudersitzen und vier ursprüngliche F-5B Freedom Fighter im Dienst verblieben.
Ist das Projekt am Ende?
Die geringe Anzahl von zehn F-5B sowie eine geringe Anzahl flugfähiger FT-7N auf der 8. Taktischen Luftwaffenbasis in Isfahan reichten nicht aus, um den Bedarf der IRIAF an Jets für das Pilotentraining zu decken. Da es bei der Konstruktion und Entwicklung der einheimischen Yasin immer wieder zu Verzögerungen kam, erwarb die IRIAF schließlich 2023 die Jak-130 aus Russland.
Nach dem Absturz des zweiten Yasin-Prototyps am 4. Dezember 2024 ist es sehr wahrscheinlich, dass das Projekt Kowsar-88 vom gleichen Schicksal heimgesucht wird wie das gescheiterte IRIAF-Projekt Ya-Hossein. Das wiederum dürfte zur Beschaffung zusätzlicher Jak-130 führen, um in Zukunft auch Piloten für iranische Kampfflugzeuge der dritten Generation auszubilden.