Sie fliegt seit 1968, wurde nur 19-mal gebaut, doch sie taucht bis heute immer wieder im internationalen Ostsee-Luftraum auf – und "spioniert" dort für die russische Luftwaffe: Die Iljuschin Il-20M, entwickelt aus dem Turboprop-Airliner Il-18, gilt als eines der geheimnisvollsten Flugzeugmuster in Russlands Repertoire. Die qualmende Viermot ist gespickt mit Antennen und Systemen zur elektronischen Aufklärung (ELINT), Fernmeldeaufklärung (COMINT) und Satellitenkommunikation sowie für Radaraufzeichnung und Kartografie. Sie kann bis zu zwölf Stunden in der Luft bleiben, ist relativ günstig im Betrieb und erledigt zuverlässig ihren Job, auch mehr als fünf Jahrzehnte nach dem Erstflug. Bei der NATO weiß man: So veraltet und harmlos die Kalte Kriegerin auch wirkt – die Technik unterm Altblech ist nicht zu unterschätzen.
In der vergangenen Woche war wieder einmal eine Il-20M über der Ostsee unterwegs – und dieses Mal oblag es der dänischen Luftwaffe, das russische Flugzeug, NATO-Codename Coot-A, im internationalen Luftraum zu empfangen. Dabei erlebten die Dänen eine Premiere, denn zum ersten Mal schickten sie für das Abfangmanöver ihre neuen Lockheed Martin F-35A auf einen scharfen Einsatz. Zwei dänische Stealth-Kampfjets starteten, nachdem bodengestützte Radarsysteme das russische Flugzeug registriert hatten, vom Fliegerhorst Skrydstrup, um den ohne Transponder fliegenden Fremdling zu identifizieren. "Bei ihrer Ankunft über der Ostsee konnten die dänischen F-35-Piloten visuell bestätigen, dass es sich um ein russisches Militärflugzeug vom Typ IL-20 Coot-A handelte", schrieb der Pressedienst der dänischen Luftwaffe im Nachgang.
"Die dänischen Piloten verfolgten das russische Flugzeug, während es das dänische Interessengebiet nahe Bornholm durchflog, und kehrten anschließend zum Stützpunkt in Südjütland zurück." Der gesamte Vorgang habe sich im internationalen Luftraum abgespielt, die Russen hätten auf ihrem Flug also keine Hoheitsgrenzen verletzt, betonte die dänische Luftwaffe.

Die dänischen F-35A geleiteten die russische Il-20M durch den internationalen Luftraum über der Ostsee.
Einsatz noch vor Dienstantritt
Abfangeinsätze dieser Art sind in der Ostseeregion nichts Unübliches. Auch die deutsche Luftwaffe hatte dort in der Vergangenheit immer wieder Kontakt zu russischen Militärflugzeugen wie der Il-20M. Das Spezielle am beschriebenen Aufeinandertreffen dänischer F-35A mit dem Sowjet-Aufklärer ist jedoch, dass dieser Einsatz noch vor dem offiziellen Eintritt der Tarnkappenjets in den Alarmdienst (QRA) erfolgte. An der Luftraumüberwachung sind die F-35A, vorerst zusammen mit den verbliebenen F-16, eigentlich erst seit dem 1. April beteiligt. "Da Flugzeuge und Crews jedoch schon vorher bereit waren, flogen sie die erste Schicht bereits Ende März", so die dänische Luftwaffe. Immerhin habe die F-35A bereits zuvor bewiesen, dass sie alles könne, "was ein Kampfflugzeug in Dänemark können muss."
Dänemark wird mit der F-35A in naher Zukunft seine alten F-16 vollständig ersetzen. Mit Stand Ende März 2025 sind – unabhängig der Debatten um einen Anspruch der neuen US-Regierung auf das zu Dänemark gehörende Grönland – 17 von 27 bestellten F-35A ausgeliefert.