Die russische Luftwaffe erhält wieder Suchoi Su-35S: neue Rolle im Ukraine-Krieg

Neue Rolle im Ukraine-Krieg
Die russische Luftwaffe erhält wieder Suchoi Su-35S

Zuletzt aktualisiert am 12.05.2025

Es dürften abermals zwei neue Jets sein, die jüngst von Rostec an die russischen Luft- und Raumfahrtkräfte ausgehändigt wurden. Wann genau die Übergabe stattfand, ist nicht bekannt – vermutlich in der vergangenen Woche oder Ende April. Gemeldet wurde sie am Montag, dem 12. Mai, wie seit 2022 üblich ohne konkrete Zahlenangabe. Auch die Kennungen und Bordnummern der neu gebauten russischen Kampfflugzeuge werden seit Beginn des Ukraine-Krieges auf offiziellen Bildern und Videos verpixelt. Bei den jetzt ausgelieferten Su-35S lässt sich durch den übergelegten Weichzeichnungsfilter hindurch lediglich erkennen, dass sie rote Bordnummern am Bug tragen. Ein Hinweis auf ein bestimmtes Einsatzgeschwader ist das jedoch nicht.

Neue Rolle im Kriegsgeschehen

Die Su-35S zählt zu den wichtigsten Kampfjet-Mustern in Russlands Repertoire – und zu den besten. Im Ukraine-Krieg setzt die russische Luftwaffe den modernen Mehrzweck-Fighter inzwischen sogar für die Radaraufklärung ein und ersetzt in dieser Rolle im frontnahen Bereich zumindest teilweise das Frühwarnflugzeug Berijew A-50, das aus der vierstrahligen Iljuschin Il-76 entwickelt wurde. Das zumindest schrieb der russische Telegram-Kanal "Fighterbomber" im April. Mit ihrem Irbis-E-Radar kann die Su-35S Ziele in bis zu 400 Kilometern Entfernung erfassen, bis zu 30 von ihnen parallel in Echtzeit verfolgen und Informationen an verbündete Einheiten weitergeben. Der staatliche russische Rüstungsexporteur Rosoboronexport berichtete bereits 2022 über die Fähigkeit der Su-35S, "Gruppenaktionen von Flugzeugen in der Luft zu steuern und die Funktionen eines luftgestützten Frühwarn- und Kontrollflugzeugs zu erfüllen."

Später Durchbruch

Die Su-35S, entwickelt aus der berühmt-berüchtigten Su-27 "Flanker", wird im Flugzeugwerk Komsomolsk am Amur im Fernen Osten Russlands gebaut und verdrängt seine Ahnin Stück für Stück aus der ersten Reihe. Die Wurzeln der heutigen Su-35 reichen bis in die Endzeit der Sowjetunion zurück. Ein erster Prototyp flog bereits 1985. Damals hieß das Flugzeug noch Su-27M und besaß kleine Canards an der Flügelvorderkante. Nach dem Zerfall der UdSSR war aber lange Zeit kein Geld da, um die seit 1992 als Su-35 firmierende "Super Flanker" für die Luftstreitkräfte zu akquirieren. Suchoi entwickelte das Muster zunächst auf eigene Initiative weiter. Erst 2009 gelang der nunmehr Su-35S genannten Serienversion mit dem ersten offiziellen Auftrag über 48 Maschinen der Durchbruch.

PZ

Produktion läuft weiter

Inzwischen ist die Zahl der im Einsatz stehenden Su-35S längst dreistellig. Auf die erste Bestellung folgten mehrere Folgeaufträge über zunächst 50 und später weitere 30 neue Exemplare. Die letztgenannte Order datiert aus dem Jahr 2020 – und dürfte seit Ende des vergangenen Jahres erfüllt sein. Da der Stellenwert der Su-35S für die russische Luftwaffe aber mit den Erfahrungen im Ukraine-Krieg nur noch zugenommen hat, Verluste ausgeglichen und die Streitkräfte allgemein weiter modernisiert werden sollen, läuft die Produktion neuer "Super Flanker" unvermindert weiter. Mitte März erhielt die Luftwaffe in Komsomolsk am Amur ihre ersten neuen Su-35S in diesem Jahr. Zusammen mit der jetzt bekannt gegebenen Lieferung haben somit 2025 bisher wohl vier Flugzeuge den Weg zu den Einsatzgeschwadern gefunden.

Weitere Jets im Zulauf

Wadim Badecha, Generaldirektor der Flugzeugbau-Holding und Rostec-Tochter UAC (United Aircraft Corporation), unterstrich, sein Unternehmen sei beim Ausstoß neuer Kampfjets voll auf Linie und arbeite "gemäß dem diesjährigen Programm zur Lieferung neuer Kampfflugzeugausrüstung", das die russische Regierung ausgegeben habe. "Unsere Fabriken bewältigen die gestellten Aufgaben souverän und sind sich der Bedeutung der vollständigen und fristgerechten Erfüllung des staatlichen Verteidigungsauftrags bewusst", so Badecha, der zudem einmal mehr den laufenden Ausbau der Kapazitäten in Komomolsk und an anderen Standorten hervorhob – ein in Russland inzwischen obligatorischer Hinweis. Jedenfalls seien "neue Chargen von Su-35S-, Su-34- und Su-57-Flugzeugen" bereits in der Mache, so der UAC-Chef. Der Stealth-Kampfjet Su-57 wird, genau wie die Su-35S, in Komsomolsk am Amur endmontiert. Der Jagdbomber Su-34 entsteht dagegen im Tschkalow-Flugzeugwerk Nowosibirsk.

Technische Daten, Suchoi Su-35S

Konstruktion: SuchoiHersteller: KNAAS, Komsomolsk am AmurBesatzung: 1Antrieb: 2 x Turbofans NPO Saturn AL-41F-1S (117S) mit SchubvektordüsenSchub: 86,86 kN ohne und 143,13 kN mit Nachbrenner

Länge: 21,90 mHöhe: 5,93 mSpannweite: 14,7 m ohne EloKa-BehälterFlügelfläche: 62 m2

Leermasse: 17 000 kgKraftstoff: 11 500 kgZusatztanks: 3200 kgWaffenzuladung: 8000 kgnormale Startmasse: 25 300 kgmax. Startmasse: 34 500 kg

Höchstgeschwindigkeit: Mach 2.25 in 11 000 m HöheGeschwindigkeit in Bodennähe: 1400 km/h in 200 m Flughöhemax. Steigrate: über 280 m/s in BodennäheDienstgipfelhöhe: 18 000 mStartrollstrecke: 400 – 450 m mit vollem NachbrennerschubReichweite: 1580 km mit vollen Tanks in Bodennähe, Mach 0.7Überführungsreichweite: 4500 km mit 2 x 2000-l-Zusatztanksmax. Lastvielfache: + 9 g

Bewaffnung: Die Su-35S besitzt eine eingebaute Kanone GSch-301 mit 150 Schuss. An zwölf Außenlaststationen können Luft-Luft- und Luft-Boden-Waffen aller Art mitgeführt werden, darunter R-77-1, R-27, R-37M, R-73E, R-74M, Ch-31PM, Ch-35U, Ch-38M, Ch-58USch, Ch-59M2A, Lenkbomben (250, 500, 1500 kg)