Die A-10 Thunderbolt II der US Air Force, Erstflug im Mai 1972, hat eine lange Karriere hinter sich. Das todbringende "Brrrrt" ihrer GAU-8-Gatling mit Kaliber 30 Millimeter ist ebenso legendär wie gefürchtet. Doch nach fünf Jahrzehnten als Frontkämpfer für "Stars and Stripes" steht die A-10 bei der Air Force nun selbst auf der Abschussliste. Nicht mehr zeitgemäß, lautet das Urteil – für moderne Kriegsszenarien eher ungeeignet.
"Warzenschweine" vor der Rente
Deshalb drängt die US-Luftwaffe schon seit Jahren darauf, die alten Thunderbolts auszumustern. Lange stellte sich die Politik dagegen, jetzt aber ist das Ende in Sicht: Im Fiskaljahr 2028 sollen die letzten A-10 in den Ruhestand gehen. Bereits 2023 begann der Exodus, als die Air Force 21 A-10 in die Wüste schickte. Für das laufende Jahr ist die Stilllegung von 18 Maschinen geplant, womit das Inventar auf 242 Jets zusammenschmelzen wird. 2025 will die USAF weitere 56 A-10 aus dem Verkehr ziehen.
"Ein sehr altes Flugzeug"
Trotz dieser Pläne scheint es nicht ausgeschlossen, dass das legendäre "Warzenschwein" auch nach 2028 weiterfliegt – nur eben nicht in Diensten der USA. Zumindest legte Frank Kendall, Chef des Department of the Air Force im Pentagon, am 17. April in einer Anhörung vor dem Verteidigungsausschuss des Repräsentantenhauses dar, dass "zumindest ein Land" sein Interesse bekundet habe, die A-10 nach ihrem Ende bei der USAF zu übernehmen. Darüber berichtet das Portal Aviation Week.
Dem Bericht zufolge hatte sich zuvor in der Anhörung der republikanische Abgeordnete Austin Scott erkundigt, ob die Air Force das internationale Interesse an einer Weiternutzung der A-10 auslote. Kendall antwortete, die Resonanz sei bislang überschaubar – mit einer Ausnahme. Wie konkret die eingegangene Anfrage war, sagte Kendall nicht. Auch welches Land dahintersteckt, führte der Staatssekretär nicht weiter aus. Er betonte allerdings, dass die A-10 "ein sehr altes Flugzeug" sei und dass es nach ihrer Ausmusterung bei der US Air Force keinen weiteren Support mehr für das Flugzeug geben werde. Ein sinnvoller Weiterbetrieb gestalte sich daher grundsätzlich schwierig – wenngleich er Diskussionen darüber grundsätzlich begrüße.

Die A-10 Thunderbolt II fliegt mittelfristig aus dem USAF-Inventar. Die 50 Dienstjahre macht das "Warzenschwein" aber locker voll.
Für wen die A-10 infrage käme
In die Ukraine – das scheint klar – werden die "Warzenschweine" nicht gehen. Immer wieder aufkeimenden Spekulationen darüber erteilte Kendall in der Anhörung am 17. April eine Absage: Die Ukraine habe "kein großes Interesse bekundet." Damit ist das Feld frei für Spekulationen aller Art. Für wen könnte eine A-10-Flotte – theoretisch – überhaupt von Nutzen sein?
Die A-10 ist ein klassischer Erdkämpfer, der auch in den letzten Jahren – beim Kampf gegen Terrorgruppen wie den Islamischen Staat – bewiesen hat, dass er noch nützlich sein kann. Sie kann lange im Einsatzgebiet unterwegs sein, präzise zuschlagen, auf Behelfsflugplätzen operieren und punktet mit günstigen Betriebskosten. Vom Profil her bringt die A-10 einige Parameter mit, die für Nationen mit überschaubarem Budget sowie Bedarf zur Aufstands- und Terrorbekämpfung womöglich interessant sind.
Der Kreis möglicher Interessenten dürfte sich daher vor allem in Afrika, Südamerika, Nahost und Asien tummeln – sich jedoch auf Staaten beschränken, die ein gutes Verhältnis zu den USA pflegen. Ein Kandidat wäre etwa Argentinien, das unter dem neuen Präsidenten Milei demonstrativ die Nähe zu den USA sucht – und als Belohnung dafür nun gebrauchte F-16 aus Dänemark erhält. Die Argentinier haben mit der im eigenen Land entwickelten Turboprop-Zweimot FMA IA 58 Pucará bereits einen altgedienten Erdkämpfer im Einsatz, der sich mit (ebenso altgedienten) A-10 potenziell ersetzen ließe. Frank Kendall selbst brachte vor dem Ausschuss des Repräsentantenhauses indirekt die Philippinen ins Spiel, als er erwähnte, diese hätten jüngst gebrauchte C-130 Hercules aus US-Beständen erhalten.
Welches Land tut sich das an?
Bei all diesen Spekulationen darf allerdings eines nicht vergessen werden: Generell sind die Chancen, dass die A-10 nach ihrer Pensionierung bei der US Air Force für eine andere Streitmacht weiterfliegen, eher gering. Zwar erhielten bis August 2019 173 Thunderbolts im Zuge eines Update-Programms neue Tragflächen, mit denen sie theoretisch bis Ende der 2030er-Jahre weiterfliegen könnten. Ein Mangel an Ersatzteilen ließe sich überdies – zumindest zeitweise – mit dem Ausschlachten eines Teils der "Warzenschwein"-Flotte abfedern.
Trotzdem gilt: Wer holt sich schon freiwillig ein Muster ins Haus, für das es keinerlei technische Unterstützung mehr gibt? Eine Investition in die Zukunft sieht jedenfalls anders aus – auch (und gerade), wenn man als Regierung bei Rüstungsgeschäften mit kleinen Budgets hantieren muss. Zumal kleine Turboprops, Hubschrauber und Drohnen sich für das Aufgabenfeld der A-10 ebenfalls heranziehen lassen.