Die Antonow An-2 ist in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Flugzeug. Einesreits deshalb, weil sie dank einfacher Konstruktion, minimalistischen Designs und herausragender Kurzstartfähigkeiten als fliegender Inbegriff sowjetischer Robustheit gilt. Andererseits, weil sie mit mehr als 18.000 gebauten Exemplaren nicht nur der weltweit größte, sondern auch der meistgefertigte einmotorige Doppeldecker ist, der heute noch im Einsatz steht. Grobschlächtig und langsam bollert die An-2 mit ihrem ASch-62-Sternmotor über die Felder und Wiesen dieser Erde – und das seit nunmehr 73 Jahren, denn ihren Erstflug erlebte die Maschine bereits im Jahr 1947. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die An-2 noch immer in vielen Ländern ihren Dienst verrichtet – im Passagier- und Frachtdienst ebenso wie als Agrarflieger und beim Militär.

Marines haben Interesse
Das Einsatzprofil der An-2 weckt nun auch das Interesse von unerwarteter Seite: Wie das US-Portal Defence Blog berichtet, ist das US Marine Corps derzeit auf der Suche nach einer An-2 für die Marine Aviation Weapons and Tactics Squadron (MAWTS-1) in Yuma, Arizona. Dort soll das Flugzeug bei Lehrgängen den MAWTS-1-Fluglehrern sowie angehenden Waffen- und Taktikausbildern zur Feinddarstellung dienen. Für ein besonders realistisches Szenario suchen die Marines zusätzlich auch einen Sowjet-Hubschrauber als Ergänzung – namentlich ist im Gesuch von einer Mil Mi-24 oder einer Mi-17 die Rede. Beide Fluggeräte müssen Tracking-Pods tragen können, die mit den bei der MAWTS-1 verwendeten Systemen kompatibel sind, heißt es in der offiziellen Begründung des Beschaffungsvorhabens. Ziel sei es, unter Realbedingungen "die Flugcharakteristika, die Fähigkeiten und die Grenzen" der ausländischen Fluggeräte kennenzulernen.
Kaufen oder mieten?
Ob die Marines die An-2 und den dazu passenden Hubschrauber tatsächlich selbst kaufen oder "nur" mieten wollen, geht aus dem Antrag nicht eindeutig hervor. Möglich wäre auch, dass die beiden Sowjet-Fluggeräte von gewerblichen Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Das wäre zumindest bezuüglich der Mi-24 nichts wirklich Neues: So greift etwa die US Air Force bereits seit Längerem auf die Dienste des Anbieters VTS Aviation aus Tacoma (Washington) zurück, der für Übungen regelmäßig zwei Mi-24D aus Beständen der bulgarischen Luftwaffe zur Verfügung stellt. Eine An-2 als Feinddarsteller für die Flugausbildung wäre allerdings so oder so ziemlich besonders – und die schier endlose Geschichte des berühmten Doppekdeckers um ein weiteres Kapitel reicher.