So ein Touchscreen ist an sich eine feine Sache, und aus unserem modernen Alltag kaum mehr wegzudenken. Unsere Smartphones und Tablets lassen sich auf diese Weise kinderleicht bedienen, in neuen Autos, an Geldautomaten und selbst in manchem Haus funktioniert kaum mehr etwas ohne den Berührbildschirm. Nur logisch also, dass auch in der Fliegerei das Touchscreen-Cockpit längst keine Fiktion mehr ist – und in manch exponiertem Fall sogar schon seit Jahren Serie.
Hochmodern und digital
Ein solcher Fall ist zum Beispiel die Lockheed Martin F-35, der modernste Kampfjet der Vereinigten Staaten. Seit Juli 2015 steht der Stealth-Fighter im Dienst – und geizt auch unter der Cockpithaube nicht mit Hightech. Analoge Schalter und Knöpfe fehlen am Arbeitsplatz des F-35-Piloten fast völlig, stattdessen dominiert das riesigie "Panoramic Cockpit Display" (PCD), dessen Steuerung – Sie ahnen es – via Touchscreen, oder alternativ via Sprachsteuerung erfolgt. Das jahrelang für Kampfjets obligatorische Head-up-Display (HUD) wurde in der F-35 durch ein integriertes Helmdisplay ersetzt, geflogen wird mittels Sidestick.

Kein Gefühl beim Bedienen
Die schöne neue Technikwelt kommt in einem Kampfjet allerdings an ihre Grenzen. Das zumindest schildert ein – namentlich nicht genannter – Lightning II-Pilot in einem Beitrag für das Luftfahrtmagazin "Hush-Kit". Dort vergleicht er die Cockpit-Technologie der F-35 mit jener aus seinen früheren Einsatzmustern AV-8B Harrier und F/A-18 Hornet. Sein Fazit: Das Cockpit der F-35 sei zwar "wunderschön anzusehen" – allerdings nicht unbedingt auch schön zu bedienen. So sei etwa das Helmdisplay zwar technologisch großartig, es spiele die Informationen jedoch kleiner aus als ein herkömmliches HUD – könne er wählen, würde er deshalb letzteres bevorzugen.
Jeder fünfte Touch-Befehl geht daneben
Größter Nachteil, so der Pilot, sei jedoch "das völlige Fehlen einer taktilen Reaktion" durch das PCD. Im Flug falle es deshalb schwer, die richtige Taste auf dem Display zu erwischen. "Gegenwärtig drücke ich ungefähr 20 Prozent der Flugzeit auf den falschen Teil des Bildschirms – entweder, weil ich mich entweder falsch identifiziert habe oder häufiger, wenn mein Finger in Turbulenzen oder unter G-Belastung herumgeschubst wird." Die Alternative, den Jet in derlei Fällen mittels Spracheingabe zu bedienen, hält der Kampfpilot für wenig praktikabel. "Das mag auf einem Prüfstand am Boden gut funktionieren", aber unter G-Kräften im Flug könne man sich darauf nicht verlassen. Er habe jedenfalls noch niemanden getroffen, der es benutzt.
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F-35-Cockpit trotzdem "unglaublich"
Abseits all dieser Probleme, hält der Pilot fest, "ist die Art und Weise, wie dieser Jet Ihnen Informationen anzeigt, unglaublich." Der Touchscreen lasse sich individuell einrichten und zeige "in jedem gewünschten Layout so ziemlich alles" an, was man möchte. "Das schiere Situationsbewusstsein, das ich durch dieses Flugzeug und seine Displays erhalte, ist mit nichts vergleichbar, was ich zuvor erlebt habe." Auch die Umstellung auf den Sidestick sei kein Problem gewesen. Das einzige, was im gesamten Cockpit fehle, sei das haptische Gefühl.