Die Türkei und Saudi-Arabien wollen auf dem Rüstungssektor in Zukunft enger zusammenarbeiten. Dies vereinbarten der saudische Generalstabschef Feyyaz bin Hamid er-Ruveyli und der türkische Verteidigungsminister Yaşar Güler bei einem Treffen in Ankara Ende letzten Monats. Gleichzeitig besuchten der stellvertretende Verteidigungsminister Khaled bin Hussein al-Biyari und der saudische Luftwaffen-Chef Turki bin Bandar al-Saud die türkische Verteidigungsindustrie. Laut türkischen Medienberichten stand dabei auch das neue Kaan-Kampfflugzeug von Turkish Aerospace Industries (TUSAŞ) im Mittelpunkt.
Der Jet mit Stealth-Merkmalen befindet sich seit Februar 2024 in der Flugerprobung. Im Rahmen der strategischen Pläne für das kommende Jahrzehnt plant Saudi-Arabien die Beschaffung von 100 Exemplaren – so berichten zumindest einige türkische Journalisten. Offizielle Aussagen zu dem Thema gibt es jedoch weder von saudischer noch türkischer Seite.
Flugtests ganz am Anfang
Wie realistisch das Interesse ist, muss sich noch zeigen. Schließlich steht die Erprobung des Kaan erst ganz am Anfang. Die bis dato einzige Maschine war bisher nur zwei oder drei Mal in der Luft. In diesem Jahr soll das Programm mit den Erstflügen von zwei weiteren Prototypen Fahrt aufnehmen. Die beiden Exemplare (P1 und P2) befinden sich dann näher am künftigen Serienstandard. Das aktuelle Flugzeug mit der internen Bezeichnung P0 hat eher den Charakter eines Demonstrators.

Saudi-Arabien fliegt derzeit unter anderem die F-15 Eagle. Auf dem Wunschzettel steht jedoch auch die F-35 - bisher vergeblich.
Hoffnung auf die F-35
Saudi-Arabien setzte bisher auf US-Produkte wie die F-15 Eagle und europäische Muster wie Tornado und Eurofighter. Allerdings arbeitet das Königreich mit Hochdruck am Aufbau einer eigenen Luftfahrt- und Rüstungsindustrie. Im Jahr 2023 bestellten die Saudis beispielsweise in der Türkei die Drohne Bayraktar Akinci, die im eigenen Land gefertigt werden soll. Ein vergleichbares Abkommen beim Kaan wäre ein weiterer wichtiger Schritt für die saudischen Bestrebungen. Andererseits könnte das Interesse am türkischen Jet ein Druckmittel gegenüber den USA sein. Die Saudis würden nämlich gerne die F-35 Lightning II kaufen – stoßen aber bislang in Washington auf taube Ohren. Dies dürfte vor allem am Grundsatz liegen, dass man keine vergleichbaren oder gar modernere Waffen an die Nachbarn Israels liefern will. Daher bleibt der Staat der einzige Betreiber des Stealth-Musters in der Region.