Hubschrauber starten und landen fast überall, doch ihre Reichweite ist stark begrenzt. Das schränkt im Zweifelsfall den Aktionsradius der Drheflügler empfindlich ein – vor allem, weil auf behelfsmäßigen Feldflugplätzen nahe des Einsatzgebiets oft die Infrastruktur zum Nachtanken fehlt. Kerosin ist hier Mangelware. Glücklich kann sich daher schätzen, wer einen sogenannten Forward Area Refueling Point (FARP) verfügbar hat. Das kann zum Beispiel ein Flugzeug sein, aus dessen Tanks Treibstoff direkt am Boden in leergeflogene Hubschrauber und andere Fluggeräte gepunpt werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass besagtes Flugzeug in der Lage ist, auf unbefestigten Behelfspisten zu landen, um den rettenden Sprit überhaupt an den Ort des Geschehens liefern zu können.

Der A400M als FARP
Die US-Streitkräfte nutzen für diesen Zweck die Dienste ihrer Lockheed C-130 Hercules, die nicht nur Hubschrauber, sondern auch Jets wie die Fairchild A-10 Thunderbolt II am Boden betanken kann. Die Bundeswehr hat (noch) keine Hercules, wohl aber drei Dutzend A400M, die dazu noch größer sind als die C-130 und entsprechend mehr Kraftstoff mit sich führen. Rund 60.000 Liter Kerosin passen in die Tanks des A400M. Auch dem A400M reicht ein Behelfsflugplatz zum Landen – was also spricht dagegen, ihn als FARP auszutesten?

Versuche in Wunstorf
Dieses Vorhabens nahm sich Ende März die Taktisch-Technische Versuchsgruppe des LTG 62 auf dem Fliegerhorst Wunstorf an. In mehreren Versuchen betankten sie mit Hilfe eines A400M Hubschrauber der Bundeswehr am Boden. Dabei trainierten sie nicht nur den Umgang mit dem eigens für die Tests ausgeliehenen Equipment – Pumpe, Schläuche, Zapfpistolen, Zählwerke, Y-Stücke sowie Anschlüsse für die Druckbetankung. Auch die spezifischen Eigenheiten einzelner Hubschraubermuster wurden berücksichtigt. So lässt laut Bundeswehr etwa der Tankstutzen eines Airbus H145M mit seiner Schwanenhals-Form pro Minute weniger als 160 Liter Sprit passieren, während die Sikorsky CH-53G minütlich locker 294 Liter schluckt.

Positives Fazit
Im Rahmen der Versuchsreihe sortierten die beteiligten Soldaten die Hubschrauber nach Größe und betankten nacheinander eine H145M, einen NH90 sowie eine CH-53G. Letztere war nach nur 20 Minuten vollgetankt, berichtet die Luftwaffe. Überhaupt seien alle Tests sehr erfolgreich und vielversprechend verlaufen. Man habe den Nachweis erbracht, dass sich der A400M grundsätzlich gut als FARP eigne. Ob der Transporter auch im Einsatz zeitnah in dieser Rolle zum Zuge kommt, bleibt aber abzuwarten. Das sei "abhängig von den erforderlichen Zertifizierungsprozessen", so die Luftwaffe weiter.