Die französische Luftwaffe nutzt ihre aufgerüsteten Mirage 2000D als Versuchsplattform für künstliche Intelligenz im Kampfeinsatz. Was als Standardmodernisierung begann, ist zum Experimentierfeld für Zukunftstechnologien geworden.
Wie Oberst Alexandre Ribot, Innovationsdirektor am Luftkriegszentrum CEAM, vergangene Woche bei einer Fachpräsentation mitteilte, haben die Streitkräfte Dassault Aviation beauftragt, einen Missionscomputer durch ein offenes System zu ersetzen. Auf dieser Plattform entwickeln Militäringenieure nun Software, die direkt an einsatzfähigen Maschinen getestet wird.
Agile Entwicklung statt langwieriger Programme
Nach jedem Testflug arbeiten Entwickler das Feedback der Besatzungen ein. Alle neun Monate entsteht so eine überarbeitete Version. "Wir können Entwickler künftig in der Nähe von Kampfgebieten einsetzen, um Flugzeuge in Echtzeit anzupassen", erklärte Ribot die strategische Bedeutung.
Von den 55 Maschinen des Modernisierungsprogramms, das die Einsatzfähigkeit bis Mitte der 2030er Jahre sichern soll, erhielten alle neue Bewaffnung und Sensorsysteme. Doch die Integration von KI-Funktionen in das aus den 1990er Jahren stammende Muster gilt als eigentliche Innovation.
Piloten sollen am Ende trotzdem entscheiden
Der französische Ansatz setzt auf Mensch-Maschine-Kooperation. Algorithmen verarbeiten Sensordaten, identifizieren Bedrohungen und unterbreiten Vorschläge. Die finale Entscheidung liegt jedoch bei der Besatzung. Das bereits installierte TALIOS-Zielsystem verfügt über Bildverarbeitung mit maschinellem Lernen; künftige Versionen sollen automatische Zielerkennung und -priorisierung ermöglichen.
International arbeiten mehrere Nationen an ähnlichen Technologien. Saab erprobte seine Gripen E kürzlich mit einem KI-Assistenten des deutschen Unternehmens Helsing. Die US-Luftwaffe ließ gemeinsam mit der Forschungsbehörde DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) bereits KI-Piloten gegen menschliche Piloten antreten. Der Test warf Fragen über die Zukunft bemannter Kampfflugzeuge auf.
Vorbereitung auf FCAS
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Rafale-Modernisierung und das deutsch-französisch-spanische FCAS-Projekt einfließen. Das für die 2040er Jahre geplante Luftkampfsystem gilt als eines der ambitioniertesten Rüstungsvorhaben Europas – und setzt auf enge Verzahnung von bemannten und unbemannten Plattformen unter Einsatz künstlicher Intelligenz.





