Russland schickt Hyperschallraketenträger MiG-31K nach Belarus

Hyperschallraketenträger
Warum schickte Russland (erneut) MiG-31K nach Belarus?

Veröffentlicht am 18.10.2024

Im Inventar der russischen Luftwaffe gehört die MiG-31K zu den wichtigsten Flugzeugmustern. Die Spezialversion des 3.000 km/h schnellen Abfangjägers, der bei der NATO als "Foxhound" bekannt ist, dient als Startplattform für den Hyperschall-Lenkflugkörper Ch-47M2 "Kinschal". Nur wenige MiG-31K stehen für diese Aufgabe zur Verfügung. Inzwischen soll zwar auch die (deutlich langsamere) Suchoi Su-34 Kinschal-Raketen abgefeuert haben, dennoch bleibt die MiG-31K das zentrale Schlüsselflugzeug für diese Rolle.

Russisches Verteidigungsministerium

MiG-Besuch in Machulischi

Umso mehr Aufsehen erregten daher Meldungen aus Belarus, wonach am 9. und am 10. Oktober zwei russische MiG-31K auf dem belarussischen Fliegerhorst Machulischi landeten. Es war der erste Besuch dieser Art seit über anderthalb Jahren. Die Russen hatten zwar bereits Ende 2022 mehrere MiG-31K am selben Ort stationiert, die Kinschal-MiGs waren aber Anfang April 2023 wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Während des mehrmonatigen Aufenthalts im mit Russland verbündeten Belarus verlor die russische Luftwaffe angeblich eine MiG-31K, weil diese infolge eines Triebwerksbrandes am Boden Feuer fing.

Schon wieder in Russland?

Die jetzige Visite der Hyperschallraketenträger währte offenbar nur kurz: Bereits zwischen dem 10. und 12. Oktober sollen die beiden MiG-31K wieder in Machulischi gestartet und nach Hause geflogen sein. Dies meldete das OSINT-Projekt "Hajun", das auch die Ankunft der MiGs in Weißrussland vermeldet hatte, auf seinem Telegram-Kanal. Dort heißt es: "Aufgrund der verfügbaren Informationen wissen wir, dass die MiG-31K nach dem Start nicht zum Flugplatz Machulischi zurückgekehrt sind. Die Kampfflugzeuge flogen Richtung Süden, vorbei an Baranawitschy, und begaben sich dann nach Osten in Richtung Russische Föderation." Es sei daher wahrscheinlich, dass die "Foxhounds" nun wieder in Russland weilten, schlussfolgert Hajun. Andere Kanäle gingen dagegen davon aus, dass die Jets noch immer in Weißrussland seien, ergänzte die Gruppe – ohne jedoch Beispiele hierfür zu nennen.

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Rätseln über die Motive

Nach wie vor spekuliert wird derweil über die Motive der Russen für die (mutmaßlich sehr kurze) Visite der MiG-31K im Nachbarland. Die ukrainische Online-Zeitung Kyiv Independent zitiert dazu den australischen Analysten und Ex-Kampfpiloten Peter Layton. Layton erklärte, Russland könnte entweder einen neuen Großangriff auf die Ukraine vorbereiten oder die Kinschal-MiGs zum Schutz vor ukrainischen Drohnenangriffen vorübergehend in Belarus untergebracht haben. Im August hatten zwei solcher Drohnenattacken auf die russischen Fliegerhorste Sawasleika und Belbek (Krim) Schlagzeilen gemacht, bei denen angeblich zwei bis drei MiG-31K schwer getroffen worden waren. Eine offizielle Bestätigung für diese Meldung gab es nicht, wenngleich auch der russische Telegramkanal "Fighterbomber", der eng mit der russischen Luftwaffe vernetzt ist, von den ukrainischen Angriffen berichtete.

Angriffe von Belarus aus?

Die russische Luftwaffe verfügt wahrscheinlich nur über rund ein Dutzend Exemplare der MiG-31K. Neben der in Belarus in Flammen aufgegangenen Maschine ging bereits Ende Januar 2022 eine Kinschal-MiG in Solzy durch einen Startunfall verloren. Analyst Layton spekuliert, dass die MiG-31K während ihrer Stippvisite von Belarus aus zu Angriffen auf Ziele in der Ukraine gestartet sein könnten: "Die MiG-31 können in Weißrussland stationiert werden, dann in den russischen Luftraum einfliegen, um ihre Waffen abzufeuern, und später nach Weißrussland zurückkehren, wo sie als sicherer gelten." Belege für ein solches Vorgehen gibt es allerdings – zumindest im konkreten Fall – keine.