Es war ein klassischer Fall von schlechtem Timing: Als die Piloten der türkischen Luftwaffe am frühen Morgen des 24. Februar ihre beiden A400M-Transporter auf dem Kiewer Flughafen Boryspil aufsetzten, konnten sie schwer ahnen, dass sie erst einmal nicht wieder nach Hause zurückkommen. Die erste A400M traf um 3:47 Uhr Ortszeit aus Ankara kommend in Kiew ein, die zweite war in Eskişehir gestartet und landete um 4:49 Uhr. Wenige Stunden später passierten die ersten russischen Soldaten die Grenze zur Ukraine, russische Flugzeuge und Hubschrauber griffen ukrainische Stellungen und Flugplätze an. Seither herrscht Krieg, der Luftraum über der Ukraine ist geschlossen.

Plötzlich im Kriegsgebiet
Die beiden türkischen A400M saßen – samt Crews – somit in der Falle. Die Besatzungen kamen fürs Erste in der türkischen Botschaft in Kiew unter und haben allem Anschein nach die Ukraine auch in den Folgemonaten nicht auf anderem Weg verlassen. Die Flugzeuge verblieben in Boryspil, und die Geschichte wurde zum Politikum. Die Türkei verhandelte mit den beiden Kriegsparteien Russland und Ukraine über mögliche Slots und Korridore für eine Evakuierung. Die A400M "warten derzeit auf dem Flughafen Boryspil, nachdem der Luftraum unmittelbar nach unserer Ankunft gesperrt wurde", sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar Ende März gegenüber Medienvertretern. Zu dieser Zeit war die Region Kiew, inklusive des Airports Boryspil, noch Schauplatz von Kämpfen – und die Unversehrtheit der türkischen A400M somit keineswegs garantiert.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.
Rückkehr nach zehn Monaten
Die Maschinen blieben tatsächlich heil, wenig später zogen sich die russischen Truppen aus Kiew zurück. Dass es trotzdem bis zum 20. Dezember – also insgesamt knapp zehn Monate – dauerte, bis die Türkei ihre gestrandeten Frachter wieder zu Hause willkommen heißen konnte, hätte im Frühjahr aber vermutlich niemand gedacht. Tatsächlich hoben die beiden A400M erst gestern, am Nachmittag des 20. Dezember, in Boryspil ab und machten sich auf den Heimweg. Als TUAF600 und TUAF601 flogen sie über Rumänien und Bulgarien zum türkischen Luftwaffenstützpunkt Kayseri in Kappadokien. Das türkische Verteidigungsministerium twitterte: "Unsere heldenhaften Mitarbeiter, die unsere beiden in der Ukraine verbliebenen A400M-Flugzeuge erfolgreich nach Kayseri gebracht hatten, sehnten sich danach, wieder mit ihren Familien vereint zu werden, die am Flughafen auf sie warteten."

Bayraktar-Drohnen als Fracht?
Welche Fracht die beiden Maschinen bei ihrer nun zehn Monate zurückliegenden Reise in die Ukraine brachten, ist nicht ganz klar. Von türkischer Seite heißt es offiziell, dass die A400M "humanitäre Hilfsgüter" in die Ukraine lieferten und auf dem Rückflug türkische Staatsbürger mit nach Hause hätten nehmen sollen. Gut möglich ist jedoch auch, dass sie türkische Kampfdrohnen des Typs Bayraktar TB2 und/oder zugehörige Ausrüstung im Gepäck hatten. Die ukrainische Armee setzte diese propellergetriebenen Drohnen vor allem in den ersten Wochen des Krieges mit einigem Erfolg gegen russisches Militärgerät sowie für Aufklärungsmissionen ein.