Klassischer Fall von schlechtem Timing: In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar machten sich zwei A400M der türkischen Luftwaffe kurz nacheinander von Ankara und Eskişehir aus auf den Weg in die ukrainische Hauptstadt Kiew. Die Militärtransporter landeten in den frühen Morgenstunden auf dem Kiewer Flughafen Boryspil – die erste um 3:47 Uhr Ortszeit, die zweite um 4:49 Uhr. Nur wenige Stunden später passierten die ersten russischen Soldaten die Grenze zur Ukraine, russische Flugzeuge und Hubschrauber griffen ukrainische Stellungen und Flugplätze an. Seither herrscht Krieg, auch der Flughafen Boryspil ist umkämpft – und die beiden türkischen A400M stehen noch immer dort herum.

Verhandlung über Rückflügmöglichkeit
Aus der Türkei ist zu hören, die Besatzungen der Flugzeuge seien in der türkischen Botschaft untergekommen, während die Regierung mit den beiden Kriegsparteien Russland und Ukraine über Datum und Uhrzeit für einen möglichen Rückflug nach Hause verhandle. Die A400M "warten derzeit auf dem Flughafen Boryspil, nachdem der Luftraum unmittelbar nach unserer Ankunft gesperrt wurde", sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar vor rund einer Woche im Beisein von Medienvertretern. Daraus ist zu schließen, dass die Flugzeuge – zumindest zu diesem Zeitpunkt – noch intakt waren und nicht durch Kampfhandlungen beschädigt wurden. Akar erklärte weiter, dass sich die A400M am 24. Februar nach dem Entladen ihrer Fracht bereits wieder startbereicht gemacht hatten, wegen der Sperrung des Luftraums aber noch auf der Runway gestoppt worden seien und zurück auf ihre Parkposition rollen mussten.

Drohnen im Gepäck?
Nicht ganz klar ist derweil die Frage, welche Art von Fracht die türkischen Transporter nach Kiew lieferten. Offizielle Stellungnahmen der türkischen Regierung sprechen von "Hilfsgütern" für die Ukraine. In diversen Medien ist auch von einer geplanten Evakuierungsmission für türkische Staatsbürger zu lesen. Derlei Hilfs- und Evakuierungsflüge waren im Vorfeld jedoch nicht bekannt gemacht worden. Andere Quellen mutmaßen deshalb, dass die beiden A400M neue Bayraktar TB2-Drohnen des türkischen Herstellers Baykar im Gepäck hatten, die von der ukrainischen Armee bestellt worden waren.
Dazu passt eine Erklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums vom 1. März. Dort hieß es, eine neue Charge von TB2-Kampfdrohnen habe das Land erreicht und sei bereits im Einsatz gegen die russischen Invasoren. Zwischen dem 25. Februar und dem 4. März flogen zudem weitere A400M aus der Türkei in die Krisenregion – allerdings nicht in die Ukraine, sondern ins polnische Rzeszów, nahe der ukrainischen Grenze.