Indiens Su-30 im Dogfight gegen britische F-35B: Kampftraining um Flugzeugträger

Kampftraining um Flugzeugträger „Prince of Wales“
Indiens Su-30 üben Dogfight gegen britische F-35B

ArtikeldatumVeröffentlicht am 22.10.2025
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Der Auftrag, den die indischen Piloten der Suchoi Su-30MKI am Morgen des 14. Oktober beim Briefing erhalten, ist unmissverständlich: "Greifen Sie die 'Prince of Wales' an!" Der britische Flugzeugträger fährt seit Monaten mit seiner Carrier Strike Group durch den Indischen Ozean, aktuell kreuzt er im Arabischen Meer. Heute sollen die britischen Schiffe, allen voran der Träger, zum Ziel für Indiens beste Kampfjets werden. Minuten später sind acht "Flanker"-Mehrzweckfighter in der Luft, nehmen Kurs auf die offene See. Flankiert werden sie von vier Jaguar-Jets, im Hintergrund agiert eine zum indischen Frühwarnflugzeug aufgerüstete Iljuschin Il-76. Gemeinsam nähert sich der Verband dem britischen Flugzeugträger, nimmt das Hauptziel aufs Korn.

Die Gegenreaktion der Briten lässt nicht lange auf sich warten: Ein halbes Dutzend F-35B Lightning II startet als Schutzschild in kurzer Folge vom Deck des Trägers und nimmt die indischen Aggressoren in Empfang. Über dem Arabischen Meer entspinnt sich ein groß angelegter Luftkampf. Zum ersten Mal überhaupt stehen sich Su-30MKI, eine indische Spezialversion der "Flanker", und F-35B im Dogfight gegenüber. Verloren geht an diesem ereignisreichen Tag jedoch weder ein britisches noch ein indisches Kampfflugzeug. Denn selbstverständlich wird nicht scharf geschossen – sondern nur möglichst wirklichkeitsnah trainiert.

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F-35B im Übungsduell mit Suchoi Su-30

Der simulierte Luftkampf ist Teil der Übung "Konkan 2025", die Indien und Großbritannien gemeinsam abhalten. Für beide Seiten bieten sich durch das Zusammentreffen bisher ungekannte Einblicke: Die Inder können mit ihren Su-30MKI den Nahkampf gegen einen Tarnkappen-Kampfjet trainieren – und die Briten sammeln Kampfpraxis gegen die "Flanker", denen sie sich in einem möglichen Spannungsfall gegen Russland auch auf dem echten Schlachtfeld gegenübersehen könnten. Da zudem China mit der Shenyang J-16 ebenfalls ein heimisches Su-30-Derivat einsetzt, gilt dieser Ansatz genauso für einen möglichen Konflikt mit dem Reich der Mitte. "Die simulierten Luftkämpfe ermöglichten es den Luftstreitkräften beider Nationen, ihre individuellen Fähigkeiten, Waffensysteme und Sensoren sowie Taktiken zu testen, insbesondere gegen Flugzeuge, denen sie normalerweise nicht begegnen", schreibt die Royal Navy.

Startende Suchoi Su-30MKI Indien
Patrick Hoeveler

Wichtige Erkenntnisse für beide Seiten

Zu wessen Gunsten die Duelle am Himmel letztendlich ausgingen, ob die Stealth-Kampfjets der Briten ihre technische Überlegenheit ausspielen und die Aggressoren auf Distanz halten konnten, oder ob sie sich plötzlich unverhofft im Kurvenkampf wiederfanden und sich den wendigen Su-30MKI im Nahduell stellen mussten, bleibt das Geheimnis der beteiligten Kräfte. Wichtige Erkenntnisse für die Zukunft haben, nach eigenen Angaben, aber definitiv beide Seiten gesammelt. Indische Quellen berichten, die Briten hätten sich von den Fähigkeiten der indischen Kampfpiloten und ihrer Maschinen durchaus "beeindruckt" gezeigt. "Konkan war eine großartige Gelegenheit, die Arbeitsweise der indischen Streitkräfte kennenzulernen", gab der britische Lieutenant Daniel Randel, Stabsoffizier an Bord der HMS Prince of Wales, ergänzend dazu zu Protokoll. Darüber hinaus unterzeichneten britische und indische Militärs kurz nach Ende des Manövers ein Abkommen, demzufolge indische Pilotenausbilder künftig in Großbritannien britische Kadetten auf Hawk T2-Jets schulen sollen.

F-35B "kämpften" schon gegen Su-30 aus Malaysia

Für die Briten war "Konkan 2025" derweil schon die zweite Begegnung mit Flanker-Kampfjets binnen eines Monats. Bereits Anfang Oktober hatten F-35B von Bord der "Prince of Wales" im Rahmen der Übung "Bersama Lima 2025" mit Su-30MKM aus Malaysia trainiert. Die bilateralen Manöver sind Teil der auf insgesamt acht Monate angelegten Operation "Highmast", bei der die HMS Prince of Wales samt Carrier Strike Group zahlreiche Orte im Indopazifik besucht. Auch Stippvisiten in Nahost und im Mittelmeer zählten dazu. Erklärtes Ziel der Einsatzfahrt ist es laut Royal Navy, "Übungen mit Verbündeten abzuhalten, gemeinsame Entschlossenheit zu demonstrieren, den britischen Handel und die britische Industrie zu präsentieren und die Einsatzbereitschaft der britischen Trägerkampfgruppe zu bestätigen."

Im Sommer sorgte das Unterfangen allerdings unfreiwillig für ganz andere Schlagzeilen, als eine F-35B mit technischem Defekt auf dem indischen Festland liegenblieb – und erst gut einen Monat später wieder abheben konnte.