Im Gegensatz zu einem früheren Plan aus dem Jahr 2022 möchte die Luftwaffe der Islamischen Republik Iran (IRIAF) eine Flotte von sechs F-14A Tomcat auch nach ihrem Abzug aus dem Kampfeinsatz in Betrieb halten. Diese Flugzeuge werden vom 81. Taktischen Luftwaffengeschwader in Isfahan als Aggressor-Jets für die Ausbildung künftiger Suchoi Su-35SE-Kampfpiloten vorgehalten. Die Su-35SE sollen die veralteten F-4E Phantom II und die F-14A ersetzen, die derzeit bei den Geschwadern 31 und 81 in Hamadan und Isfahan im Dienst stehen. Die insgesamt 50 Su-35SE, deren Lieferung bis 2030 vorgesehen ist, bilden künftig das Rückgrat der iranischen Kampfflugzeugflotte. Den wenigen noch flugbereiten F-14A kommt dagegen eine entscheidende Rolle beim Luftkampftraining der Suchoi-Piloten zu.

Die iranischen Tomcats sind auf der 8. Taktischen Luftwaffenbasis in Isfahan stationiert. Die großen wartungsarbeiten finden jedoch am Flughafen Teheran-Mehrabad statt, wo auch dieses Foto entstand.
Teileschmuggel aus den USA
Im Jahr 2005 verfügte die IRIAF noch über 63 Tomcats, die sich auf drei Staffeln verteilten. Von diesen 63 Maschinen wurden 13 zur Ersatzteilgewinnung ausgeschlachtet. Von den verbleibenden 50 waren wiederum nur 15 flugfähig, sechs weitere befanden sich in der Wartung, und 29 warteten auf Ersatzteile.
Nach der Ausmusterung der letzten F-14A/B/D der US Navy im Jahr 2006 kontaktierte das iranische Ministerium für Verteidigung und Logistik der Streitkräfte eine Gruppe von in den USA ansässigen Unternehmen, um auf konspirative Weise in den Staaten an die benötigten Komponenten zu gelangen. Das FBI deckte jedoch viele der Schmuggler auf und ließ sie strafrechtlich verfolgen. Als Konsequenz beschlossen die USA 2007, die auf der Davis-Monthan AFB gelagerten F-14 zu verschrotten, um zu verhindern, dass der Iran auf ihre Teile zugreifen konnte. Das Pentagon beauftragte ein privates Unternehmen mit der Verschrottung dieser legendären Jets, was zwischen 2007 und 2010 insgesamt 900.000 US-Dollar kostete.
Tomcat-Modernisierungsversuche
Die vom iranischen Verteidigungsministerium in den Jahren 2006 und 2007 beschafften Ersatzteile ermöglichten es der iranischen Luftfahrtindustrie, mehrere F-14A wiederzubeleben, die jahrelang eingemottet waren. Zwischen 2006 und 2011 stieg die Zahl der flugfähigen Tomcats im Iran auf 28. Diese Zahl blieb mehrere Jahre lang konstant, bis Haushaltsprobleme um 2019 wieder zu einem allmählichen Rückgang führten.
Von 2009 bis 2019 gab die IRIAF Millionen von US-Dollar für die Wartung, Überholung und Restaurierung ihrer F-14A sowie für die Aufrüstung und Ausrüstung mit neuen Waffen aus. Im Rahmen des Projekts "Babaei" rüstete die IRIAF-Organisation "Self-Sufficiency Jihad and Industrial Research" (SSJ) zwischen Januar 2009 und April 2012 im Überholungszentrum der IRIAF auf der 1. Taktischen Luftwaffenbasis in Teheran eine Tomcat (3-6049) auf einen Standard auf, der inoffiziell als F-14AM bezeichnet wurde. Das Suffix "M" stand für "Modernization". Das Flugzeug wurde im Mai 2012 an das 81. Taktische Luftwaffengeschwader übergeben.
Die wichtigste Errungenschaft des Projekts bestand darin, dass das AN/AWG-9-Radar des Flugzeugs nun in der Lage war, Ziele in Bombergröße aus einer Entfernung von bis zu 277 Kilometer und Ziele in Jägergröße aus einer Entfernung von 213 Kilometer im Pulse-Doppler-Search-Modus (PDS) zu erkennen. Um dies zu erreichen, wurden viele sperrige und veraltete Teile, einschließlich der elektrischen Platinen, der Prozessoren des Radars und der zugehörigen Computer, durch neu entworfene und erheblich verbesserte Pendants mit höherer Leistung ersetzt.

Die beiden F-14A, die im Rahmen des Projekts Babaei modernisiert wurden, erhielten einen neuen Tarnanstrich. Hier die erste umgerüstete Tomcat 3-6049 in Isfahan, fotografiert am 9. Mai 2012.
Neue Lenkwaffen für die F-14A
Nach dem erfolgreichen Einsatz der ersten F-14AM im Dienst des Geschwaders 81, insbesondere bei der Erprobung der neuen Komponenten der Shahin Havapayeh, einer modernisierten, luftgestützten MIM-23B I-HAWK-Flugabwehrrakete, beauftragte die IRIAF die am Projekt Babaei beteiligten Privatunternehmen mit dem Bau weiterer Teile für die Nachrüstung mehrerer anderer F-14A. Begonnen wurde mit der Tomcat 3-6045, die, ähnlich wie die erste F-14AM, nach der Überholung und Aufrüstung ein Splinter Asian Minor II-Tarnmuster erhielt.
Zusätzlich zu diesen Nachrüstungen wurde die Iranian Aviation Industries Organization (IAIO) des iranischen Verteidigungsministeriums beauftragt, einen neuen Luft-Luft-Flugkörper als Ersatz für die semiaktiv radargesteuerten AIM-7E-2 Sparrow-Raketen der Tomcats zu entwickeln, die ihrerseits keine ausreichende Kampffähigkeit jenseits der Sichtweite (BVR) bieten konnten.
Im Rahmen eines 2011 gestarteten Projekts mit der Bezeichnung "Fakkur-90" baute die Babaiee Missile Industries Corporation des iranischen Verteidigungsministeriums Komponenten der modernisierten MIM-23B in den Rumpf von Hughes AIM-54A Phoenix-Raketen ein. Es entstand ein neuer Flugkörper mit der Bezeichnung AIM-23B Maghsoud, ein semi-aktiver Radar-Zielflugkörper mit 35 bis 45 Kilometer Reichweite. Eine Tomcat konnte bis zu sechs dieser Raketen mitführen. Insgesamt wurden im Jahr 2018 50 Maghsoud bestellt, von denen 30 zwischen 2018 und 2021 zur Auslieferung gelangen sollten. Das Schicksal der verbleibenden 20 blieb aufgrund von Haushaltsproblemen im Jahr 2022 unklar.
Trotz des Erfolgs des Projekts Babaei bei der Modernisierung der Tomcats und der Lieferung der AIM-23B wurde die Kampfbereitschaft des 81. Taktischen Luftwaffengeschwaders nie wesentlich erhöht. Im Gegensatz zu den F-4D/E und F-5E/F, bei denen die IRIAF massiv in das Reverse-Engineering und die inländische Produktion vieler Teile investierte, gelangte ein solches Programm bei den Tomcats nie zur Umsetzung. Auf der 8. Luftwaffenbasis in Isfahan verließ man sich stattdessen auf die Kannibalisierung weiterer Flugzeuge, um eine kleinere Anzahl von Tomcats flugfähig zu halten. In der Folge sank die Zahl der betriebsbereiten F-14A von 29 im Jahr 2012 auf nur noch 16 im Jahr 2021, acht 2022 – und schließlich, mit Stand Dezember 2024, auf sechs.
Die letzten sechs Tomcats
Dass auf diese sechs Tomcats nun eine neue Aufgabe wartet, ist ebenfalls aus der Not geboren. Im Jahr 2023, als die IRIAF die Ausbildung der künftigen Su-35SE im Iran plante, galten die MiG-29B/UB des 11. Taktischen Luftwaffengeschwaders, die auf der 1. Luftwaffenbasis in Teheran-Mehrabad zu Hause sind, ebenso wie die in Tabris stationierten MiG-29 des Geschwaders 22, als designierte Sparringspartner für die neuen Top-Kampfjets. Die begrenzte Anzahl einsatzklarer MiG-29 führte jedoch dazu, dass sich die IRIAF schließlich für die letzten sechs flugfähigen F-14A als primäre Aggressor-Flugzeuge entschied – nicht nur für Su-35SE-Piloten, sondern auch für Piloten anderer Kampfjets im Dienst der IRIAF, einschließlich der MiG-29. Derzeit geht man im Iran davon aus, dass die F-14A zu diesem Zweck noch bis mindestens 2026 im Dienst bleiben.
Bei den sechs Tomcats, die derzeit lufttüchtig sind, handelt es sich um die Maschinen mit den Kennungen 3-6001, 3-6039, 3-6053 und 3-6059 sowie die im Juni 2024 aus der Depotwartung entlassene 3-6006 und die 3-6067, die in Mehrabad ebenfalls eine Depotwartung durchlief und erst am 30. November an die Luftwaffe zurückgegeben wurde. Im Dezember 2024 verfügt die IRIAF noch über zwei voll kampffähige F-14A, die in Isfahan als Alarmrotte für QRA-Missionen zur Verfügung stehen. Sie sind jeweils mit einem Paar AIM-9J Sidewinder und einem Paar AIM-7E-2 Sparrow bestückt.
Mit der Ausmusterung der meisten F-14A zwischen 2019 und 2024 wechselten viele ihrer Piloten auf andere Flugzeugmuster – sei es als Ausbilder auf die Pilatus PC-7 oder gar zu den Transportfliegerkräften. Die meisten Radar Intercept Officers, die bei der F-14A auf dem hinteren Sitz saßen, ließen sich zu Drohnenpiloten umschulen. Einige fliegen inzwischen auch als Navigatoren auf Boeing 707 und 747 oder Hercules C-130E/H. Bis heute findet sich unter den zukünftigen Su-35SE-Piloten kein einziger ehemaliger Tomcat-Jockey.