KI-gesteuerte Kampfdrohne aus Deutschland: Helsing und Grob arbeiten an CA-1 Europa

Kampfdrohne CA-1 Europa mit virtuellem Piloten
Helsing und Grob entwickeln KI-gesteuertes Kampfflugzeug

ArtikeldatumVeröffentlicht am 09.11.2025
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Nach den Kampfdrohnen HF-1 und HX-2 wird es nun größer: Helsing und Grob Aircraft haben am 25. September auf dem Grob-Werksgelände am Flugplatz Mindelheim-Mattsies Pläne für das unbemannte, autonome Luftkampfsystem CA-1 Europa vorgestellt. CA-1 steht für Combat Aircraft 1. Das Fluggerät soll für viele Missionen einsetzbar sein, darunter Aufklärung, Angriff und elektronische Kampfführung. Denkbar ist auch die Rolle als Collaborative Combat Aircraft (CCA) im Verbund mit bemannten Kampfflugzeugen. Gesteuert werden soll die Plattform durch den KI-Piloten Centaur, dessen Entwicklung Helsing 2024 bekannt gab.

Vorstellung dem unbemanntes Kampfflugzeug Helsing CA-1 Europa
Ulrike Ebner

Erstflug für 2027 geplant

In der aktuellen Fassung ist CA-1 elf Meter lang, hat eine Spannweite von zehn Metern und ein maximales Startgewicht von vier Tonnen. Das unbemannte Luftkampfsystem soll im hohen subsonischen Geschwindigkeitsbereich fliegen. Helsing sieht ganze Schwärme vor, die Hunderte und mehr CA-1 umfassen. "Wir benötigen autonome, unbemannte Luftkampffähigkeiten, die auf intelligenter Masse basieren", sagt Torsten Reil, Mitgründer und Co-CEO von Helsing. Dabei soll das System so günstig sein, dass auch Verluste hinnehmbar sind. Sein Preis soll nur den Bruchteil eines bemannten Kampfjets betragen. Der Erstflug ist für 2027 vom Flugplatz Mindelheim-Mattsies aus vorgesehen. Die Serienversion soll innerhalb der kommenden vier Jahre zusammen mit europäischen Partnern entwickelt werden. Als Antrieb dient ein Strahltriebwerk. Welches, wollte Helsing aber noch nicht verraten.

Ulrike Ebner

Europäische Lösung statt Importmodell

Das Interesse an der CA-1 sei groß, so Reil. Man könne aber noch nicht über spezifische Aufträge oder Verhandlungen, zum Beispiel mit der Bundeswehr, sprechen. "Wir machen europäischen Regierungen das Angebot einer Plattform einer bestimmten Gewichtskategorie. Das ist aktuell unser Fokus", sagt Reil. CA-1 soll, anders als Fury von Anduril und Rheinmetall, eine europäische Lösung sein. "Wir entwickeln hier, die Lieferkette ist europäisch, die Software wird in Europa entwickelt", so Reil. Helsing hat nach eigenen Angaben bereits eigene Mittel in Höhe von Hunderten Millionen Euro in die Entwicklung der CA-1 investiert. In den USA entwickeln General Atomics und Anduril vergleichbare unbemannte Kampfdrohnen im Auftrag der US Air Force. Bei der Vorstellung der originalgroßen Helsing-Designstudie waren der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, sein Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Staatsminister Eric Beißwenger zugegen. "Wir müssen unsere Verteidigungsfähigkeit massiv erhöhen. Das zeigen auch Vorfälle wie das Eindringen von Drohnen in den NATO-Luftraum durch Russland an der NATO-Ostgrenze", sagte Söder. "Unbemannte Kampfflugzeuge spielen eine Schlüsselrolle bei der Sicherung der europäischen Lufthoheit. Europa kann es sich nicht leisten, in diesem Bereich ins Hintertreffen zu geraten oder von Dritten abhängig zu werden", so Reil.

Unbemanntes Kampfflugzeug Helsing CA-1 Europa Designstudie
Helsing

Software und KI-Pilot als Ausgangspunkt

Bei CA-1 verfolgen Helsing und Grob einen "Software first"-Ansatz. "Dabei steht am Anfang die Frage: Wie kann die Software zu den Fähigkeiten beitragen?", erklärt Stephanie Lingemann, Senior Director Air Domain bei Helsing. Ein wichtiger Bestandteil sei ein offenes Missionssystem, das die Integration neuer Softwareanwendungen von Helsing und seinen Industriepartnern vereinfache. "Software first bedeutet auch, dass wir intelligente Subsysteme haben, dass wir Software für angemessene Lageerkennung einsetzen und dass unser KI-Agent eine wichtige Rolle spielen wird", so Lingemann. Helsings KI-Agent Centaur basiert auf "Reinforcement Learning" (dt. bestärkendes Lernen). "Die Agenten spielen sich selbst und werden dadurch besser", erklärt Reil die Grundzüge. Die Trainingsdaten kommen aus Simulationen und nicht aus echten Betriebsdaten der Kunden. So kann die KI innerhalb kurzer Zeit mehrere Jahrzehnte menschlicher Erfahrung lernen. Centaur wurde in einer Saab Gripen E am 28. Mai und 3. Juni im Flug getestet und hat dabei die volle Kontrolle über den Kampfjet übernommen und komplexe Manöver durchgeführt. Ein Sicherheitspilot war bei den Tests über der Ostsee an Bord.

KI-Pilot Centaur (das Kästchen rechts) fliegt in Simulationen Einsätze gegen menschliche Piloten
Ulrike Ebner

Überlegene Leistung im Luftkampf

Centaur übersteige mittlerweile bei Luftkämpfen außerhalb der direkten Sichtlinie ("Beyond Visual Range") die menschliche Leistung. "Damit kann man Luftkämpfe auf eine andere Art und Weise betrachten", sagt Reil. Neue Fähigkeiten würden möglich, sowohl bei Einsätzen einer einzelnen CA-1 als auch im Schwarm. Das wiederum habe Auswirkungen auf die Leistungsanforderungen der Zelle, die anders seien als bei bemannten Flugzeugen. Die Hardware der CA-1 ist modular und kann an die jeweilige Mission angepasst werden. Die Drohne soll zudem mit Tarnkappentechnologie ausgestattet werden. Im Juni 2025 übernahm das auf Rüstung spezialisierte Softwareunternehmen Helsing den deutschen Flugzeughersteller Grob Aircraft. Die Kooperation zu CA-1 hat laut Reil bereits vor der Übernahme begonnen. Wolfgang Gammel, Geschäftsführer von Grob Aircraft und Helsing Deutschland, hob hervor, dass die Designstudie in weniger als 14 Wochen geplant und gebaut worden sei. Die von Helsing produzierte Kampfdrohne HF-1 ist in der Ukraine bereits im Einsatz, die HX-2 wird aktuell getestet. Für den deutschen Teil von FCAS (Future Combat Air System) entwickelt Helsing den KI-Backbone.