Der Lastenschlepper: Embraer C-390

Embraer C-390
Brasilianischer Lastenschlepper

Veröffentlicht am 17.08.2022

Brasiliens Luftstreitkräfte haben derzeit keine guten Nachrichten für Embraer. Auf jeden Fall wollen sie die Bestellung für den KC-390-Transporter weiter kürzen, nachdem sie sich erst im Februar mit dem Hersteller auf eine Reduzierung von 28 auf 22 Maschinen und einen gestreckten Lieferplan geeinigt haben. Nun war Ende Mai einmal mehr von nur noch 15 KC-390 die Rede, denn mehr könne man sich kurzfristig nicht leisten, so ein Offizier in der Zeitung O Globo. Das dürfte schwierige Verhandlungen mit Embraer nach sich ziehen, während die bisherige Kürzung im Rahmen der Grundsatz-Entwicklungsverträge wohl erlaubt war.

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Die Niederlande setzt auf die C-390M

Da kam die Meldung am 16. Juni, dass sich die Niederlande für die C-390 und gegen die C-130J entschieden haben, sicher sehr gelegen. Staatssekretär van der Maat teilte in einem Brief ans Parlament mit, dass man fünf Flugzeuge kaufen wolle, mit Lieferbeginn 2026. Die vorzeitige Ablösung der C-130H sei notwendig, da sie "aufgrund von Defekten immer weniger einsatzfähig" seien. Die C-390M hat laut Ministerium eine höhere Verfügbarkeit, schneidet bei einer Reihe von betrieblichen und technischen Anforderungen besser ab und benötigt weniger Wartung als die C-130J.

Gute Argumente für Jackson Schneider, zuständig für den Militärbereich von Embraer. Aus seiner Sicht ist die KC-390 klar besser als eine C-130J Hercules, zum Beispiel mit einem größeren Kabinenquerschnitt (2,95 x 3,45 m statt 2,74 x 3,02 m) und einer höheren Geschwindigkeit (870 km/h gegen 645 km/h Marschgeschwindigkeit). Außerdem sei die KC-390 in kurzer Frist für verschiedene Aufgaben umrüstbar. Schneider ist daher zuversichtlich, dass sich der Transporter einen guten Anteil an dem auf 660 Flugzeuge (außerhalb Nordamerika) geschätzten Markt der mittleren Transporter sichern kann.

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Fehlende Gelder

Neben der Kürzung bei der KC-390 haben Brasiliens Luftstreitkräfte auch noch ein weiteres Embraer-Programm vorerst auf Eis gelegt. Es geht um STOUT, ein Konzept für einen Short Take Off Utility Transport mit Hybridtechnologie. Unter den Tragflächen hängen normale Turboprop-Triebwerke, an den Flügelspitzen sind zwei Elektromotoren installiert, die für kurze Startstrecken zugeschaltet werden.

Das im Dezember 2019 mit einer Absichtserklärung von Embraer und der Regierung gestartete STOUT-Projekt sollte ähnliche Abmessungen wie der Turboprop EMB-120 Brasília haben, jedoch mit einer Laderampe ausgestattet sein. Als Kapazität wurden 24 Fallschirmjäger oder 30 Soldaten angegeben, die Reichweite wurde mit 2425 Kilometern kalkuliert. Nun liegt STOUT wegen fehlender Gelder vorerst auf Eis, wobei Schneider die Möglichkeit ins Spiel brachte, die Konzeptarbeiten mit anderen Partnern fortzusetzen.