Irgendwo über Norwegen, nachts am 3. Dezember: Im Schutz der Dunkelheit pirschen sich zwei Boeing B-52H der US Air Force an ihr Ziel heran. Jeder der beiden altehrwürdigen Stratofortress-Bomber hat scharfe Bomben an Bord. Die lassen die Achtstrahler wenig später auf dem norwegischen Truppenübungsplatz Setermoen im Norden des Landes abregnen – und markieren damit den Höhepunkt der NATO-Übung "Apex Buccaneer", an der neben der US-Luftwaffe auch die britische Royal Air Force sowie als Führungsmacht die norwegischen Luftstreitkräfte teilnehmen.
Die Norweger stellen mehrere F-35A sowie einen Seefernaufklärer des Typs Boeing P-8A Poseidon als teilnehmende Flugzeuge. Irgendwo zwischen Bergen und Setermoen fliegt eine der beiden B-52H bei ihrem Einsatz ins Sichtfeld des elektrooptischen MX-20HD-Sensors der Poseidon. Bei Nacht entstehen so einige seltene Infrarot-Aufnahmen des Bombers, der mit seinen acht TF33-Triebwerken durch die Wärmebildkamera betrachtet ein wahres Lichterfest produziert. Ein Bild, das man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.
Erkennen, verfolgen, zerstören
Im Fokus der Drei-Nationen-Übung steht aber natürlich etwas anderes: Mit "Apex Buccaneer" will die NATO im hohen Norden Europas, unweit von Russland, Stärke und Geschlossenheit demonstrieren. "Interoperabilität" heißt das Stichwort. Der potenzielle Feind im Osten soll erkennen, dass die Bündnispartner gut organisiert und vorbereitet sind – damit er gar nicht erst auf den Gedanken kommt, einen Angriff zu wagen.
Bei "Apex Buccaneer" geht es nicht darum, den Gegner auf seinem eigenen Gebiet anzugreifen. Unter der Leitung der Norweger sollen vielmehr Angriffe auf feindlich besetztes Territorium innerhalb Norwegens simuliert werden – um im Fall eines ähnlich gelagerten Realszenarios ausreichend Handlungsspielraum für einen Gegenangriff zu besitzen. "Die drei Länder trainieren gemeinsam, ein imaginäres feindliches Ziel auf verbündetem Territorium zu erkennen, zu verfolgen und zu zerstören", so die norwegische Armee in einer Pressemitteilung. "Die Übung zeigt die Stärken unserer Allianz: die Fähigkeit, unsere Arbeitsweise zu verstehen, wichtige Informationen schnell auszutauschen und nahtlos zusammenzuarbeiten", ergänzt Hannah Bishop, Leiterin der Einsatzplanung bei der Royal Air Force.

Die Lockheed U-2 "Dragon Lady" war als hochfliegendes Spionageflugzeug ebenfalls Teil der Übung "Apex Buccaneer".
Auch eine U-2 ist mit dabei
Das Teilnehmerfeld bei "Apex Buccaneer" ist breit gefächert: Neben der norwegischen Luftwaffe und den B-52H der US Air Force, die aktuell im britischen Fairford stationiert sind, mischen auf US-Seite mehrere F-35A mit, darüber hinaus ein Stratotanker KC-135 sowie – als besondere Exotin – eine Lockheed U-2 "Dragon Lady". Das hochfliegende Spionageflugzeug teilt sich die Rolle des Aufklärers mit einer Boeing RC-135W "Rivet Joint" der Royal Air Force aus Waddington. Außerdem hat die britische Luftwaffe ihrerseits F-35B sowie Eurofighter Typhoon für die Übung abkommandiert. Die Fäden laufen beim operativen Hauptquartier der norwegischen Streitkräfte in Reitan bei Bodø zusammen. Die B-52H sind allerdings die einzigen Flugzeuge, die bei "Apex Buccaneer" über Norwegen mit scharfen Waffen fliegen.