Mit der Ausmusterung der KC-10 verschwindet ein weiteres "treues Arbeitspferd" der USAF, das über Jahrzehnte ein wichtiger Bestandteil der globalen Operationen der US-Luftstreitkräfte war. Die Entwicklung des umgebauten Verkehrsflugzeugs lässt sich bis in die Mitte der 1970er Jahre zurückverfolgen, als im Rahmen des Advanced Tanker Cargo Aircraft Program vier Flugzeugtypen untersucht wurden (Lockheed C-5, Boeing 747, McDonnell Douglas DC-10 und Lockheed L-1011). Im Dezember 1977 fiel die Wahl auf die DC-10, wobei einer der Gründe deren Fähigkeit war, von kürzeren Start- und Landebahnen aus zu operieren.

Über 40 Jahre war der KC-10-Tanker für die USAF im Dienst: Eine Ära geht zu Ende.
60 Flugzeuge Gekauft
Ursprünglich wurde eine Serie von 12 Flugzeugen bestellt, die jedoch später auf 60 erhöht wurde. Erstflug war im Juli 1980, und im Oktober 1980 wurde der erste Luftbetankungsflug durchgeführt. Ausgangsmuster war die DC-10-30CF, die ein verbessertes Frachtabfertigungssystem und einen Tankausleger im Heck sowie militärische Avionik erhielt. Die KC-10 ist auch in der Lage, bei aeromedizinischen Evakuierungen Tragen mithilfe von Patiententransportpaletten zu transportieren. Sie kann bis zu 75 Personen oder fast 76 560 Kilogramm Fracht (27 Paletten) über eine Entfernung von etwa 7000 Kilometer befördern.

Die Kraftstoffkapazität der KC-10 liegt fast doppelt so hoch wie bei der KC-135.
Luftbetankung
Zusätzlich zu den drei Haupttanks in den Tragflächen verfügt die KC-10 über drei große Treibstofftanks unter dem Ladeboden: einen im vorderen unteren Laderaum, einen im mittleren Flügelbereich und einen im hinteren Laderaum. Zusammengenommen fassen die sechs Tanks mehr als 160 000 Kilogramm Treibstoff – fast doppelt so viel wie beim KC-135 Stratotanker. Der Boom Operator der KC-10 steuert den Betankungsvorgang über ein digitales Fly-by-Wire-System. Der Bediener sitzt im hinteren Teil des Flugzeugs und kann das Empfängerflugzeug durch ein großes Fenster sehen. Während des Betankungsvorgangs mit dem Ausleger werden maximal 4180 Liter Kraftstoff pro Minute übertragen, während die maximale Betankungsrate bei der Schlauchbetankung 1785 Liter pro Minute beträgt. Trotz der Modifikationen hatte die KC-10 eine 88-prozentige Übereinstimmung mit der kommerziellen Variante, was ihr einen Zugang zu den weltweit vorhandenen Wartungsanlagen verschaffte. Die KC-10A wurde 1981 von der US Air Force in Dienst gestellt. 20 KC-10 erhielten später flügelmontierte Schlauchbehälter, was die Luftbetankungsmöglichkeiten weiter verbesserte. Zu den laufenden Modifizierungen gehörten der Einbau von neuer Kommunikations- und Navigationsausrüstung, um den aktuellen Anforderungen der zivilen Luftverkehrskontrolle gerecht zu werden, sowie die Einarbeitung von Service Bulletins zur Aufrechterhaltung der Zertifizierung durch die Federal Aviation Administration.

Bei der KC-10 sitzt der Betankungsoperator im Heck und sieht den Ausleger direkt durch ein Fenster.
Letzter Auslandseinsatz
Geflogen wurde die KC-10 unter anderem in Barksdale, Seymour Johnson, March, McGuire und Travis, aber auch in Al Dhafra in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Während der Operationen "Desert Shield" und "Desert Storm" im Jahr 1991 versorgte die KC-10 die Flugzeuge der US-Streitkräfte und anderer Koalitionsstreitkräfte. Neben der Betankung beförderte die KC-10 Tausende von Tonnen Fracht und Tausende Truppen zur Unterstützung des massiven Aufbaus am Persischen Golf. Im März 1999 wurde die Operation "Allied Force" gegen die jugoslawische Regierung eingeleitet. Bis Anfang Mai 1999 wurden etwa 150 KC-10 und KC-135 nach Europa entsandt, wo sie Bomber, Kampfflugzeuge und Unterstützungsflugzeuge betankten. Die KC-10 absolvierte während der gesamten Kampagne der alliierten Streitkräfte 409 Einsätze und unterstützte weiterhin die Operationen im Kosovo. Seit dem 11. September 2001 haben die KC-10 im Rahmen der Operation "Noble Eagle" mehr als 350 Einsätze zur Bewachung des amerikanischen Luftraums geflogen. Während der Operationen "Enduring Freedom" und "Iraqi Freedom" flogen die KC-10 mehr als 1390 Einsätze. Der 378th Air Expeditionary Wing auf der Prince Sultan Air Base hat "in den eineinhalb Jahren über 1300 Einsätze mit über 9000 Flugstunden absolviert und über 30 Millionen Kilogramm Treibstoff an über 11000 Empfänger geliefert", so der Kommandeur Brigadegeneral Akshai Gandhi 2023. Nun geht es darum, "viele der besten Teile der KC-10-Kultur, die wir in den letzten 42 Jahren aufgebaut haben, mitzunehmen und diese bewährten Praktiken und Erfahrungen in ein brandneues Waffensystem einzubringen."