Noch kein Nachfolger: Fliegt die MiG-31 noch weitere 40 Jahre?

Abfangjäger und Hyperschallraketenträger
Russlands MiG-31 könnten bis 2060 fliegen - mindestens

Zuletzt aktualisiert am 19.12.2023

Sie ist der letzte echte Abfangjäger – und sie bleibt für Russland unverzichtbar. Die Rede ist von der Mikojan-Gurewitsch MiG-31, dem schnellsten Serien-Kampfflugzeug der Gegenwart. Seit 1981 im Dienst, beeindruckt die Brutalo-MiG bis heute mit extremen Leistungsdaten, von der Steigrate bis zur Dienstgipfelhöhe. Ihre beiden Solowjow D-30-F6-Turbofans versorgen sie im Flug mit insgesamt 300 Kilonewton Schub bei gezündeten Nachbrennern. Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von 3.000 km/h und katapultiert die MiG-31 in zwei Minuten vom Boden aus auf über 24 Kilometer Höhe. Bis zu 46 Tonnen Startgewicht bringt die MiG-31 dabei auf die Waage – doppelt so viel wie ein Eurofighter.

MiG

Träger für die Kinschal-Rakete

Für den Kurvenkampf taugt die Wuchtbrumme im Gegensatz zu diesem nicht, die MiG-31 ist grober Klotz und grober Keil in einem. Ihre Gegner bekämpft sie stattdessen aus sicherer Distanz. Ihr leistungsstarkes Zaslon-Radar und Langstrecken-Luft-Luft-Raketen helfen ihr dabei. Als Trägerin der Hyperschallrakete Kinschal übernimmt die MiG-31 zudem seit geraumer Zeit auch Angriffsaufgaben. Dennoch hätte sie eigentlich in wenigen Jahren abtreten sollen – wenn in Russland alles wie gewünscht gelaufen wäre. Denn schon 2016 prophezeite der damalige Chefkonstrukteur von RSK MiG, Sergei Korotkow, die MiG-31 werde bis 2028 das Ende ihrer Lebenszeit erreichen. Ein entsprechendes Nachfolgemuster solle bis 2020 entwickelt werden.

Wo bleibt der Nachfolger?

Dieses Nachfolgemuster – Programmname PAK-DP, besser bekannt als die sagenumwobene "MiG-41" – ist aber an der Schwelle zum Jahr 2024 weit und breit nicht zu entdecken. Zwar soll laut offiziellen Verlautbarungen die Entwicklung inzwischen begonnen haben. In Anbetracht der Herausforderungen, mit denen sich Russlands Flugzeugbauer nicht erst seit dem Ukraine-Krieg konfrontiert sehen, ist es aber wenig realistisch, dass die "MiG-41" in absehbarer Zeit über das Reißbrett-Stadium hinauskommt – zumal sie als designiertes "Kampfflugzeug der sechsten Generation" laut Wunschzettel nicht nur mindestens Mach 4 erreichen, sondern auch ansonsten mit bahnbrechenden Eigenschaften punkten soll.

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Die MiG-31 fliegt weiter

Wie weit Wunsch und Wirklichkeit hier auseinanderliegen, ist wohl selbst den Russen klar. Denn von einer Ausmusterung der MiG-31 vor Ende des Jahrzehnts ist längst schon keine Rede mehr – im Gegenteil. Bereits Anfang 2021 adelte der Staatskonzern Rostec die Ressourcen der MiG-31 dank ihrer großteils aus Nickelstahl und Titan gefertigten Zelle als "praktisch unerschöpflich". Lediglich Verschleißteile – Dichtungen, Kabelstränge, Cockpithauben beispielsweise – bedürfen demnach von Zeit zu Zeit einer Erneuerung. Hierfür zeichnet das Flugzeugwerk Sokol in Nischni Nowgorod verantwortlich, das die MiG-31 einst in Serie baute und heute für Instandhaltung und Modernisierung der Flotte zuständig ist. Dort erhalten die Abfangjäger neben der Frischzellenkur auch ihr Upgrade auf den neuen Standard MiG-31BM, mit Glascockpit und dem verbesserten Radar Zaslon-AM.

30 bis 40 Jahre?

Die von Sokol vollzogenen Maßnahmen sollen die MiG-31 mindestens für die kommenden zehn Jahre fit halten. Doch selbst dann dürfte längst noch nicht Schluss sein. Im Motorenwerk Perm, Hersteller der Solowjew-Triebwerke, sieht man sich schon für viele weitere Dienstjahre gerüstet. Nach Angaben des Unternehmens reichen die vorhandenen Bestände an Motoren und Ersatzteilen aus, um die MiG-31 noch 30 bis 40 Jahre in Russlands Luft- und Weltraumkräften zu betreiben. Ob die "MiG-41" dann, um das Jahr 2060, endlich zur Wachablösung parat steht?