Chinas größte Militärfrachter landen erstmals in Kabul

Xian Y-20
Chinas größte Militärfrachter landen erstmals in Kabul

Veröffentlicht am 08.07.2022

So viele Militärtransporter aus dem Ausland hat der Flughafen Kabul lange nicht mehr gesehen. Seit vor rund einem Jahr die USA und ihre Verbündeten Afghanistan Hals über Kopf verlassen haben und dabei am wichtigsten Airport des Landes für Chaos und verstörende Bilder sorgten, ist die Frequenz an- und abfliegender Frachtflugzeuge merklich zurückgegangen. Das änderte sich Ende Juni, als innerhalb weniger Tage gleich sechs chinesische Xian Y-20 in Kabul eintrafen – und insgesamt 105 Tonnen Hilfsgüter und Lebensmittel aus dem Reich der Mitte ablieferten.

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"Manifestation der Freundschaft"

Die Hilfsfracht war für den Südosten Afghanistans gedacht, der am 22. Juni von einem heftigen Erdbeben heimgesucht wurde. Dabei kamen laut offiziellen Angaben etwa 1.000 Menschen ums Leben, zehntausende wurden obdachlos. Die von den Taliban gestellte Regierung in Kabul richtete in den Folgetagen mehrere Hilferufe an die Weltgemeinschaft. China sagte den Taliban daraufhin humanitäre Hilfe im großen Stil zu – und hielt Wort. Vom Flughafen Ürümqi-Diwopu in der an Afghanistan grenzenden Region Xinjiang aus richtete die chinesische Luftwaffe eine Luftbrücke ein. Zusätzlich zu den sechs Y-20 flogen fünf gecharterte Zivilmaschinen weitere Hilfsgüter nach Kabul. Von dort aus wurde das Material in die schwer zugängliche Katastrophenregion an der afghanisch-pakistanischen Grenze gebracht. Chinas Botschafter in Afghanistan, Wang Yu, bezeichnete die Maßnahmen seines Landes als "beste Manifestation" der Freundschaft zwischen beiden Nationen.

Chinas Pendant zur C-17

Die Xian Y-20 ist Chinas größtes militärisches Transportflugzeug und in ihren Dimensionen etwa vergleichbar mit der US-amerikanischen Boeing C-17. Der Vierstrahler bietet maximal 66 Tonnen Nutzlast, fliegt bis zu 10.000 Kilometer weit und besitzt zeitgemäße Avionik. Weniger zeitgemäß sind dagegen die Triebwerke. Diese hat die Y-20 von der russischen Iljuschin Il-76 geerbt: Der chinesische Transporter fliegt mit vier D-30KP-2-Turbofans aus dem Hause Solowjow – einem Uralt-Antrieb aus sowjetischer Produktion, dessen erste Generation bereits seit Mitte der Sechzigerjahre in der Tupolew Tu-134 zum Einsatz kam. Das D-30KP zeigt sich gegenüber dieser Originalvariante zwar stark verbessert und besitzt unter anderem einen größeren Fan, ist vom heutigen Gesichtspunkt aus betrachtet aber trotzdem eher technisches Mittelalter. Es ist deshalb geplant, spätere Serienmaschinen mit dem in China gebauten WS-20 Huanghe auszustatten. Die Erprobung dieser Y-20B genannten Variante läuft.