Nach Leasing-Ende
„Gratis-Gripen“ für Tschechien

Tschechien denkt über die Zukunft seiner Luftstreitkräfte nach – und liebäugelt mit dem Kauf von F-35A. Schweden möchte Prag dagegen die Saab Gripen E schmackhaft machen. Jüngstes Angebot: Wenn die Tschechen neue Gripen kaufen, dürfen sie ihre alten kostenlos behalten.

„Gratis-Gripen“ für Tschechien
Foto: US Air Force

Seit nunmehr 17 Jahren sichert die Saab JAS-39 Gripen den Luftraum über der Tschechischen Republik. Die ersten sechs von insgesamt 14 Gripen C und D kamen im April 2005 in Tschechien an – und zwar als Mietflugzeuge. Sie waren Teil eines 780 Millionen Euro schweren Leasing-Geschäfts, das die tschechische Regierung mit der staatlichen schwedischen Rüstungsagentur FMV abschloss und das die Nutzung der Jets inklusive des technischen Supports zunächst bis zum Jahr 2014 regelte. Auch die Ausbildung von Piloten und Technikern in Schweden war Teil des Kontrakts. Später verlängerten beide Parteien den Leasingvertrag bis 2027 – Modernisierungen inbegriffen.

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Bis zu 24 neue Kampfflugzeuge will Tschechien beschaffen - diesmal gekauft und nicht gemietet. Saab sieht noch Chancen für seine Gripen E.

Reibungsloser Übergang

Tschechien hat laut Vertrag zudem die Option, die Miete der Gripen C und D um weitere zwei Jahre bis 2029 auszudehnen. Dazu wird es aller Voraussicht nach jedoch nicht kommen, denn Tschechien sucht nach einem neuen Kampfflugzeug – und hat sich offenbar, wie viele andere NATO-Partner, in die F-35A von Lockheed Martin verguckt. Ein weiterer Kandidat ist die Saab Gripen E, die in der Anschaffung und im Betrieb deutlich günstiger wäre. Die Schweden führen als Argument für ihren "Super-Greif" außerdem ins Feld, dass der Übergang von den alten auf die neuen Gripen schnell und reibungslos vonstattenginge – scheinen gegenüber dem Stealth-Fighter aus den USA jedoch trotzdem im Hintertreffen.

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Tschechien hat seine JAS 39C/D Gripen modernisiert.
FMV
Der Mietvertrag für Tschechiens Gripen läuft 2027 aus. Es gibt eine Option auf nochmalige Verlängerung - wie es aussieht, sogar kostenlos.

Deshalb zog Schwedens Botschafter in Prag, Fredrik Jörgensen, nun noch ein neues Ass aus dem Ärmel. In einem Interview mit der Zeitung Seznam Správy bot er den Tschechen an, die aktuellen Gripen C und D nach Ende des Mietvertrags kostenlos zu behalten. Schließlich seien die Jets "im Grunde abbezahlt", so Jörgensen, der die Offerte als Türöffner für die Gripen E versteht: "Wir würden sie grundsätzlich als bezahlt betrachten und auf dieser Grundlage könnten wir das Kooperationssystem auf Gripens der C-Serie oder weiter auf die Gripens der E-Serie ausdehnen." Die 14 Gripen seien noch gut in Schuss und könnten weiter modernisiert werden. Zudem sei Saab in der Lage, neue Gripen E schnell und pünktlich zu liefern.

F-35s arrive at Spangdahlem
USAF
Die Lockheed Martin F-35A gilt auch in Tschechien als Favorit. Trotzdem will Schweden nicht aufgeben.

Entscheidung noch im Juli?

Ob es den Schweden damit gelingt, sich doch noch vor die Konkurrenz aus den USA zu schieben, wird sich zeigen. Noch in diesem Monat, so heißt es, will die tschechische Regierung sich festlegen. Bislang zog Saab mit der Gripen E bei ähnlichen Ausscheidungen gegen die F-35A jedes Mal den Kürzeren – zuletzt in Kanada und Finnland. Für Botschafter Jörgensen jedoch kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Er sieht vor allem den günstigen Preis des Schweden-Fighters als Trumpf in diesem "dramatischen Wettbewerb": "Wir glauben, dass die Gripen der neuen E-Serie eines der besten Flugzeuge der Welt ist und ein fantastisches Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Da kann uns kein anderer Anbieter wirklich Konkurrenz machen", so der Diplomat im Interview.

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Erscheinungsdatum 06.03.2023