Genaugenommen ist der Name „Air Force One“ keinem bestimmten Flugzeugmuster zugeordnet. Im Funk wird er für jede Maschine verwendet, in der der US-Präsident gerade sitzt. Allerdings kommt wohl trotzdem fast jedem Zeitgenossen nur ein einziges Flugzeug in den Sinn, wenn die Rede von der „Air Force One“ ist: die Boeing VC-25A. Zwei dieser zum fliegenden Oval Office umgewandelten 747-200B fliegen seit 1990 im Auftrag der US-Regierung. Erst 2024 sollen sie durch zwei neue 747-8 abgelöst werden. Dank Modellbauer Jack Carlson gibt es den berühmtesten Jumbo Jet der Welt nun auch ein paar Nummern kleiner – und zwar aus Legosteinen!

Ein ganz besonderer Lego-Jumbo
Dem Lego-Virus ist Jack schon vor langer Zeit verfallen. Vor gut fünf Jahren begann er damit, auf eigene Faust Flugzeugmodelle zu bauen, die den originalen Vorbildern möglichst nahe kommen sollten. Rund 30 Lego-Nachbauten sind seitdem auf diese Weise entstanden. Inzwischen hat sich Jack auf zivile Jets spezialisiert, Boeing-Airliner wie die 727, 737 oder 787 sind seine Domäne. Was im Repertoire bislang noch fehlte, war ein Exemplar der „Queen of the skies“ – der Boeing 747. „Ich wollte aber nicht irgendeine Lego-747 bauen“, erzählt Jack. „Es sollte ein besonderes Exemplar sein, mit hohem Wiedererkennungswert. Die 'Air Force One' war da eine naheliegende Wahl.“
Größer als alle anderen
Als Jack diese Wahl traf, im Sommer 2019, wurde ihm schnell klar, dass das geplante Modell alle bisherigen Dimensionen in den Schatten stellen würde: „Bevor ich mit einem neuen Projekt beginne, drucke ich mir immer einen maßstabsgetreuen Plan aus, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie groß das fertige Modell sein wird.“ Und größer als die VC-25A war zuvor noch keines seiner Bauprojekte gewesen: „Ich habe mal eine Convair B-36 gebaut. Die hatte zwar mehr Spannweite, aber von den Gesamtmaßen und auch vom Gewicht her übertrifft der Jumbo die B-36 natürlich bei Weitem.“ Am Ende maß das fertige Modell in der Länge satte 1,8 Meter, bei 1,67 Metern Spannweite. Genaue Angaben zum Gewicht hat der Erbauer nicht parat – „aber das Modell wiegt schon eine ganze Menge.“
Sogar mit Einziehfahrwerk
Genau das erwies sich beim Bau auch als die größte Herausforderung. Denn Jack verwendet bei seinen Modellen aus Prinzip keinerlei Hilfsmittel. Zum Einsatz kamen auch bei der Air Force One ausschließlich Legosteine, und zwar ohne Klebstoff. „Das Schwierige war, der Konstruktion eine angemessene Struktur zu geben. Etwas so Großes braucht viel Stabilität!“ Für den Betrachter muten dagegen vor allem die runden Formen des Rumpfes beeindruckend an, die das Lego-Modell optisch beeindruckend nah an das Original bringen. Und wer nach dem ersten Staunen auch die Details in Augenschein nimmt, der dürfte den Mund so schnell nicht mehr zu bekommen: Landeklappen, Triebwerke, Störklappen – sogar an ein Einziehfahwerk hat Jack gedacht! Vom detailverliebten Innenraum und der ausfahrbaren Treppe ganz zu schweigen.

Sechs Monate Bauzeit
Der Detailreichtum hatte seinen Preis: Sechs Monate Zeit und 25000 verbaute Teile versenkte Jack Carlson in seiner Air Force One. Wie viel Geld er dabei in das Projekt gesteckt hat, bleibt sein Geheimnis. Wenn man die Bilder des faszinierenden Nachbaus sieht, kann man ungeachtet dessen aber nur zu einem Schluss kommen: Der Aufwand hat sich gelohnt. Und die „Queen of the skies“ wird künftig einen Ehrenplatz in der Lego-Sammlung ihres Erbauers einnehmen. Auseinander baut Jack seine fertigen Lego-Modelle nämlich höchst selten. Wäre ja auch schade drum...