China wird in den nächsten Jahren mit der Shenyang J-35A "eine Flotte erschwinglicher, leistungsstarker Tarnkappenjets in beträchtlichem Umfang" aufbauen. Das zumindest kündigt Wang Yongging, Chefdesigner beim Shenyang Aircraft Design and Research Institute, im Gespräch mit der chinesischen Nachrichtenseite China Daily an. Der neue Tarnkappen-Kampfjet, für dessen Entwurf der renommierte Ingenieur maßgeblich verantwortlich zeichnet, werde in Zukunft eine "entscheidende Rolle" bei der Landesverteidigung spielen. Dank ihrer hoch entwickelten Systeme könne die J-35A feindliche Bedrohungen "sehen", verfolgen und bekämpfen, unterstreicht Wang. Der neue Shenyang-Jet sei für die Abwehr "schwerer" Bedrohungen optimiert, manifestiert insbesondere durch gegnerische Stealth-Flugzeuge und schwer erkennbare Marschflugkörper.
Im Verteidigungsnetzwerk der chinesischen Streitkräfte werde die J-35A künftig eine Rückgratfunktion einnehmen, so der Shenyang-Chefdesigner weiter gegenüber China Daily. Als "Koordinator und Organisator" komme dem neuen Fighter eine interaktive Führungsaufgabe zu. Die J-35A "kann Ziele erfassen, die Position der Ziele mit anderen Waffensystemen wie Boden-Luft-Raketen teilen und ihr eigenes Radar nutzen, um andere Waffen ins Ziel zu lenken", schwärmt Wang.
Rückgrat der Luftverteidigung
Im Szenario einer möglichen Eskalation mit Konfliktparteien wie den USA seien diese Fähigkeiten entscheidend: "Unsere Gegner werden mit Sicherheit ihre Tarnkappenflugzeuge oder -Marschflugkörper einsetzen, um unsere Verteidigungslinien zu durchdringen", prophezeit Wang. "Und wenn das diesen feindlichen Flugzeugen gelingt, werden sie unsere konventionellen Gegenmaßnahmen in puncto Ortungsfähigkeit und Reichweite übertreffen. Das bedeutet, dass sie uns aus Hunderten von Kilometern Entfernung erkennen können, wir sie aber gleichzeitig nicht finden können. Das bedeutet, dass unsere Verteidigungseinheiten eine solche Begegnung nicht überleben werden." Dies zu verhindern, soll offenbar eine zentrale Aufgabe für die J-35A werden.
Chinas zweiter Stealth-Kampfjet
Die Shenyang J-35A feierte im vergangenen November auf der Airshow China in Zhuhai ihre Publikumspremiere – allerdings nur kurz, denn die Präsenz blieb an jedem Messetag auf einen einzigen Vorbeiflug mit Nachbrenner beschränkt. Ob das neue Muster inzwischen im Dienst steht, ist unklar. Aus China hieß es im Herbst 2024 lediglich, die J-35A sei "von der Luftwaffe freigegeben" und stehe kurz vor der Einführung. Den Export hat China mit der J-35A neben dem eigenen Bedarf wohl ebenfalls im Auge – als Gegenstück zur Lockheed Martin F-35A. Ägypten und Pakistan wurden bereits als Interessenten gehandelt.
Eigentlich war die Plattform J-35 primär als trägergestützter Kampfjet für die Marineflieger im Gespräch gewesen. Das ist auch weiterhin geplant – mit dem Zusatz, dass die Luftwaffe mit der J-35A eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Version erhält, der den größeren, bereits in stattlicher Anzahl eingesetzten Stealth-Fighter Chengdu J-20 ergänzen soll.