NGAD-Pläne der USAF: Spar-Disskusion um neuen Fighter

„Next Generation Air Dominance“
Was wird aus den Zukunftsplänen der US Air Force?

Veröffentlicht am 03.11.2024

Bei der Plattform selbst machen wir eine Pause", erklärte Frank Kendall, Staatssekretär für die Luftstreitkräfte im Pentagon im Juli offiziell, um allerdings gleichzeitig zu versichern, dass man "bei den übrigen Elementen der Air-Dominance-Systemfamilie (NGAD – Next Generation Air Dominance) so schnell wie möglich" weiter vorankomme. Die neuen Untersuchungen wurden offenbar durch erhebliche Sparzwänge ausgelöst, denn zuvor hatte Kendall den Preis eines neuen Kampfjets der sechsten Generation für die 2030er Jahre selbst auf mehrere Hundert Millionen Dollar veranschlagt. Nun fragt sich die US Air Force, ob man "die richtigen Prozesse" und "das richtige Einsatzkonzept" verfolgt. "Bevor wir uns auf ein einziges Design [und] einen einzigen Lieferanten festlegen, werden wir uns das genau ansehen," so Kendall, der allerdings auch betonte, man werde sich "nicht von der Kernaufgabe der USAF abwenden, die Luftüberlegenheit zu gewährleisten".

Anduril

Collaborative Combat Aircraft

Einen neues Limit für den Preis des Fighters will Kendall momentan nicht festlegen, da derzeit alle Optionen offen sind, wie NGAD aussehen könnte. Jedoch stellt der Preis einer F-35 offenbar "die Obergrenze dessen dar, was wir zahlen möchten". Wie dieser niedrige Preis zu erreichen wäre ist allerdings unklar. Es wäre jedenfalls eine Verteilung der Fähigkeiten und eine Verlagerung der Missionen auf andere Plattformen notwendig. "… Sobald man mit der Integration von CCAs (Collaborative Combat Aircraft) beginnt und einige Funktionen der Missionsausrüstung und -fähigkeiten auf die CCAs überträgt, kann man über ein anderes Konzept sprechen", sagte Kendall auf der Air, Space & Cyber-Konferenz im September.

Genral Atomics

CCAs günstig genug?

Ob das Designkonzept, das mehr als zehn Jahre alt ist, noch passt, ist somit die Frage, insbesondere angesichts einer "veränderten Bedrohungslage" und "der technologischen Entwicklung", so Kendall. "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir [mit] unserer Integration auf Systemebene die Möglichkeit haben, diese Fähigkeiten aufzuschlüsseln und die Luftüberlegenheit umfassender zu betrachten", sagte General James C. Slife, Vize-Stabschef der USAF. "Das Radar kann sich also an einem Ort befinden, die Waffen an einem anderen." Zu bedenken ist dabei allerdings, dass CCAs auch nicht kostenlos sind. Die Stückpreise belaufen sich voraussichtlich auf etwa 25 Millionen US-Dollar (22,9 Mio. Euro) für unbemannte Fluggeräte, die Aufgaben übernehmen sollen, die für bemannte Flugzeuge zu gefährlich sind und die somit auch verloren gehen können. Hier hat die USAF die ersten Entwicklungsaufträge erteilt, und zwar nicht an die großen Militärfirmen wie Lockheed Martin oder Boeing, sondern an den UAV-Spezialisten General Atomics und das Start-up Anduril.

Lockheed Martin

Boeing hofft auf schnelle Auftragsvergabe

Allzu lange können die neuen Untersuchungen, an denen auch ein hochkarätiges Komitee mit ehemaligen USAF-Stabschefs beteiligt ist, nicht dauern, denn man muss bald die Haushaltspläne für 2026 vorlegen, ganz abgesehen davon, dass der von den neuen Entwicklungen überraschte Kongress und die Flugzeughersteller baldige Antworten erwarten. Schließlich gingen Letztere, genauer gesagt Boeing und Lockheed Martin, davon aus, dass ein Auftragnehmer noch 2024 ausgewählt werde. Gerade für Boeing kommt eine Verzögerung unpassend, denn dort versucht man, mit Investitionen im Vorfeld seine Wettbewerbsposition zu verbessern. Dazu gehört auch der Bau eines neuen, 1,8 Milliarden Dollar (1,65 Mrd. Euro) teuren Werks in St. Louis, das 2026 fertig werden soll. In Mesa werden derweil neue Fertigungsanlagen für Verbundwerkstoff-Komponenten gebaut und in Daytona Beach in Florida entsteht ein neues Designcenter in der Nähe der Embry-Riddle Aeronautical University.

Während es bei der US Air Force momentan also zahlreiche Fragen zum NGAD gibt, hat Admiral Lisa Franchetti, Chief of Naval Operations, Anfang Oktober demonstrativ versichert, dass das F/A-XX-Programm seinen normalen Gang gehe. "Drei Firmen haben Vorschläge eingereicht", nun sei man "im Auswahlverfahren", so Franchetti, die eine Entscheidung zwischen Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman im kommenden Jahr anpeilt. Es geht um einen Nachfolger für die Boeing E/A-18E/F und EA-18G für den Einsatz auf Flugzeugträgern. "Wir erwarten, dass die Plattform der sechsten Generation über fortschrittliche Sensoren, eine verbesserte Kampfleistung und eine größere Reichweite verfügt und sie mit bemannten und unbemannten Fluggeräten gemeinsam eingesetzt werden kann", sagte Admiral Franchetti.

Boeing

NAVY-Budgetprobleme

Die Navy hat allerdings auch mit Budgetproblemen zu kämpfen. Anfang des Jahres hat sie Investitionen in F/A-XX in Höhe von rund einer Milliarde Dollar zurückgestellt, um sich auf die kurzfristige Einsatzbereitschaft zu konzentrieren – und der Kongress könnte das Budget für F/A-XX noch weiter kürzen. Franchetti betonte allerdings, dassfliegende Plattformen "einer der strategischen Vorteile sind, die wir haben", gleichrangig mit U-Booten. Natürlich sei es wichtig, dass die einzelnen Teilstreitkräfte ihre Pläne für künftige Flugzeuge in gewisser Weise aufeinander abstimmen, aber auch nicht so wichtig, dass die Entscheidung der Air Force – wie auch immer sie ausfallen mag – ein Show-Stopper für F/A-XX wäre.