Kampfjets aus China sind aktuell auf dem Exportmarkt ziemlich heiße Ware. Der kurze, aber heftige Konflikt im Mai zwischen Pakistan und Indien, bei dem Pakistans "made in China"-Fighter ziemlich gut wegkamen und wohl mindestens eine indische Dassault Rafale vom Himmel holten, war Wasser auf die Mühlen der chinesischen PR. Chinesische Jets, namentlich die Chengdu J-10C, die Pakistan gegen die Inder einsetzte, hätten europäische Muster im Luftgefecht regelrecht "deklassiert", titelten die Medien. Wie viel Wahrheit und wie viel Dichtung hinter diesen Narrativen steckt, bleibt weitgehend im Dunkeln. Doch eins bleibt davon hängen: Chinas Kampfjets, Chinas Radartechnik und Chinas neue Lenkwaffen wie die Luft-Luft-Rakete PL-15 werden – spätestens jetzt – im Westen ernst genommen.
Das hat man auch im Iran registriert, wo die – technisch hoffnungslos veraltete – Luftwaffe nach den heftigen Attacken Israels im Juni noch dabei ist, ihre Wunden zu lecken und die Scherben ihres großenteils zerstörten Inventars zusammenzukehren. International mehrten sich in den vergangenen Wochen die Berichte, wonach Teheran bestrebt sei, eine staatliche Anzahl Chengdu J-10C für den Wiederaufbau seiner Luftstreitkräfte zu erwerben.
China-Jets für "befreundete Länder"
Irans Verteidigungsminister Asis Nasirsadeh weilte kürzlich in China, dabei soll es in Gesprächen mit chinesischen Regierungsvertretern offenbar auch um die J-10C gegangen sein. Die Rede ist von vorerst 36 Exemplaren des Chengdu-Kampfjets, die die Perser kaufen möchten. Eine klare Bestätigung dafür gab es aus China nicht. Das chinesische Verteidigungsministerium ließ sich lediglich zu einer allgemeinen Stellungnahme hinreißen, in der es hieß, China sei bereit, "die Erfolge seiner Ausrüstungsentwicklung mit befreundeten Ländern zu teilen." Dazu zähle selbstverständlich auch der Kampfjet J-10C sowie die zugehörige Bewaffnung. Man befinde sich aktuell mit "mehreren Ländern" in Gesprächen über einschlägige Rüstungsgeschäfte. Den Iran nannte das Ministerium in diesem Kontext nicht – aber ein Dementi sieht trotzdem anders aus, zumal der Iran – als Mitglied des Staatenbundes BRICS+ – für China durchaus in die Riege "befreundeter Länder" fallen dürfte.

Die Chengdu J-10C fliegt bislang nur in China und in Pakistan - bald auch im Iran?
Israel appelliert an China
In Israel beobachtet man die Annäherung zwischen Teheran und Peking, die in Erwerb und Lieferung der J-10C gipfeln könnte, mit Sorge. Israelische Regierungsvertreter appellierten bereits prophylaktisch an China, etwaige Rüstungsdeals vorab gut zu überdenken. Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitierte Ravit Baer, Israels Generalkonsul in Shanghai, mit den Worten: "China ist der einzige Staat, der Einfluss auf den Iran nehmen kann. Sie können Druck auf den Iran ausüben. Sie haben politische Macht über den Iran. Sie können dazu beitragen, dessen bösartige Aktivitäten in der Region zu ändern." China ließ seinerseits verlauten, man sei bisher bei Rüstungsexporten stets mit Bedacht vorgegangen und werde dies auch weiterhin tun.
Kampfjets gegen Erdöl?
Unklar bleibt, wie der Iran 36 oder sogar noch mehr neue Chengdu J-10C bezahlen möchte. Mit Devisen jedenfalls dürften die Perser kaum aufwarten können – was übrigens auch ein Grund ist, warum die Chinesen nach Angaben der Nachrichtenagentur RBC Ukraine schon vor rund zehn Jahren dem Verkauf von angeblich bis zu 150 J-10-Jets an den Iran eine Absage erteilten: "Die Vorbereitungen für einen Vertrag über die Lieferung von 150 Kampfflugzeugen begannen bereits 2015, doch der Deal geriet ins Stocken, weil Peking auf Zahlung in Fremdwährung bestand, während Teheran angesichts von Devisenknappheit Tauschgeschäfte in Öl und Gas vorschlug", so RBC Ukraine. Auch das gegen den Iran vonseiten der UN verhängte Waffenembargo habe seinerseits eine Lieferung blockiert.
Allerdings ist China aktuell einer der größten Abnehmer für iranisches Erdöl – was eine Bezahlung in entsprechenden Naturalien für Peking vielleicht doch attraktiv machen würde. Das Portal Middle East Eye berichtet jedenfalls, dass China dem Iran kurz nach den israelischen Attacken Mitte Juni neue Flugabwehrsysteme lieferte – im Tausch gegen iranisches Erdöl. Dabei berief sich Middle East Eye auf Insiderangaben aus Geheimdienstkreisen. Sollte das zutreffen, hätten beide Länder jedenfalls einen Präzedenzfall geschaffen – und könnten einen möglichen J-10C-Deal womöglich auf ähnliche Weise abwickeln.

Eigentlich hatte der Iran in Russland bis zu 50 Suchoi Su-35SE bestellt. Doch aus groß angelegten Lieferungen wurde offenbar nichts.
Was ist mit Russlands Su-35SE?
Die Hinwendung zu China bedeutet für den Iran zugleich einen Paradigmenwechsel, denn zuletzt hatten die Iraner primär in Russland um neue Kampfflugzeuge gebuhlt. Als Ergebnis machte Teheran 2023 den Kauf von 50 Suchoi Su-35SE aus Russland öffentlich, analog zur Bestellung neuer Jakowlew Jak-130-Jet-Trainer und Mil Mi-28-Kampfhubschrauber. Doch während von den Jak-130 immerhin schon einige im Land sind, kamen die Lieferungen der Su-35SE nie wirklich in die Gänge. Ob überhaupt schon flugfähige Maschinen den Iran erreichten, ist unklar – Quellen wie die Moscow Times oder die russische Webseite topwar.ru sprechen von maximal vier Su-35SE, die der Iran seit Abschluss des Kaufvertrags erhalten hat. Der im Exil lebende iranische Analyst Babak Taghvaee führte im Gespräch mit der FLUG REVUE aus, das iranische Oberhaupt Ali Chamenei habe den Deal mit den Russen höchstpersönlich auf Eis gelegt, weil er mit den Vertragsbedingungen nicht einverstanden war. Andere Insider mutmaßen, dass Russland die Su-35-Lieferungen ausgesetzt habe – als Signal des Entgegenkommens an die USA im Zuge der Verhandlungen im Ukraine-Krieg.