Russische Su-35S rammt beinahe F-16 der US Air Force

„Gefährlich und unprofessionell!“
Russische Su-35S prescht haarscharf an F-16 der USA vorbei

Veröffentlicht am 07.10.2024

Die Reaktion aus den USA ist fast so scharf wie das Manöver selbst: "Unsicher und unprofessionell" habe der russische Kampfpilot mit seiner Suchoi Su-35S agiert, als er im internationalen Luftraum vor Alaska mit Fahrtüberschuss dicht an einer F-16 der US-Luftwaffe vorbeischrammte. Diese Meinung vertrat zumindest der US-General Gregory M. Guillot, Kommandeur des North American Aerospace Defense Command (NORAD). Das Verhalten des Russen "gefährdete alle" und sei "nicht das, was man von einer professionellen Luftwaffe erwarten würde."

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F-16C fängt russische Tu-95MS ab

Doch was war eigentlich genau passiert? Am 23. September war eine Lockheed Martin F-16C der 18. Fighter Interceptor Squadron der US Air Force von der Eielson Air Force Base in Alaska zu einem Einsatz gestartet. Der Auftrag lautete, russische Kampfflugzeuge in abzufangen, die innerhalb der Air Defense Identification Zone (ADIZ) vor Alaska operierten. Verfügbaren Foto- und Videoaufnahmen zufolge handelte es sich bei diesen Flugzeugen um (je mindestens) einen Strategischen Bomber Tupolew Tu-95MS und einen Begleitjäger Suchoi Su-35S. Eine NORAD-Pressemitteilung spricht derweil von insgesamt vier Flugzeugen aus Russland, die es zu identifizieren galt. Die "Begrüßung" der russischen Kampfflugzeuge durch die F-16C der US Air Force sei – so schildert es NORAD-Chef Guillot, "sicher und diszipliniert" erfolgt.

Russische Su-35S bedrängt F-16 vor Alaska
NORAD

Klare Regeln für Begegnungen

Begegnungen dieser Art sind im internationalen Luftraum keine Seltenheit und folgen im Normalfall seit Jahrzehnten einer klar vorgegebenen Routine, an die sich beide Seiten, sowohl Russland als die USA, gebunden fühlen. Bereits in Zeiten des Kalten Krieges regelte ein gemeinsames Abkommen zwischen der UdSSR und den USA, dass die "Annäherung an Flugzeuge und Schiffe der anderen Vertragspartei (...) mit größter Vorsicht" zu erfolgen habe. Ausdrücklich vermeiden sollten Piloten beider Seiten zum Beispiel "simulierte Angriffe" oder Kunstflugmanöver.

Schrecksekunde für F-16-Pilot

Tatsächlich legen die von dem Vorfall am 23. September veröffentlichten, aus dem Cockpit der F-16C heraus gefilmten Aufnahmen auch im Sinne dieses Abkommens ein gefährliches Verhalten des russischen Piloten nahe. Die wuchtige Su-35S prescht in dem Video in einer scharfen Rechtskurve dicht an der Backbordseite der geradeaus fliegenden F-16 vorbei, deren offensichtlich erschrockenem Pilot nur ein paar entsetzte Flüche entfahren. Nach dem rasanten Vorbeiflug setzt sich die Su-35S vor die F-16 und kreuzt deren Flugbahn, während links der beiden Kontrahenten in gebührendem Abstand die Tu-95MS weiter ihren Kurs abfliegt.

Seitens der russischen Luftwaffe gab es bislang zu dem konkreten Vorfall keine Stellungnahme. Lediglich die Mission der Tu-95MS am wird kurz in einem Pressetext erläutert. Dort heißt es: "Der Flug erfolgte unter strikter Einhaltung der internationalen Regeln für die Nutzung des Luftraums" und habe insgesamt mehr als elf Stunden gedauert.