Die Boeing P-8A Poseidon ist ein Seeaufklärer und U-Boot-Jäger. Aber das Flugzeug auf Basis des 737-Airliners kann auch der Informationsgewinnung dienen. Dazu lässt sich das Muster der US Navy mit einem besonderen Behälter unter dem Rumpf ausstatten. Die Kanu-förmige Verkleidung enthält verschiedene Sensoren und lässt sich im Flug nach unten absenken. Bisher gab es noch keine Fotos einer P-8A in diesem Zustand. Der dem russischen Militär nahestehende Telegram-Kanal Fighterbomber hat nun ein Video veröffentlicht, dass eine Poseidon zum ersten Mal mit dem Sensorpaket in Aktion zeigt.
Aufgenommen wurde der Clip aus einem Suchoi-Kampfflugzeug der russischen Streitkräfte, angeblich gestern über dem Schwarzen Meer. Bei dem Jäger könnte es sich um eine Su-30 Flanker der Schwarzmeerflotte oder eine Su-35 der Luftwaffe handeln. Der Behälter unter dem US-Typ enthält ein multifunktionales Radar mit elektronischer Strahlschwenkung. Das System trägt die Bezeichnung Advanced Airborne Sensor. Viele Details über das enthaltene AN/APS-154-Seitensichtradar von Raytheon sind aus Geheimhaltungsgründen nicht bekannt.
Erkennen und identifizieren
Der Sensor kann mit seinem Radar sowohl Ziele in größerer Entfernung verfolgen (Moving Target Indicator, MIT) als auch Bilder mit synthetischer Apertur erzeugen (Synthetic Aperture Radar, SAR). Dabei erkennt das System ein sich bewegendes Objekt, "schießt" einen konzentrierten Radarstrahl auf das Ziel, um es per Bildgebung zu identifizieren. Die gewonnenen Informationen gehen dann über ein Datenlink in Echtzeit an andere Kräfte wie Schiffe oder Kampfflugzeuge. Der AAS-Behälter lässt sich im Flug absenken, um Störungen durch die beiden Triebwerksgondeln zu vermeiden. Möglicherweise verfügt er über zusätzliche Sensoren zur elektronischen Aufklärung.
Auf Sizilien gestartet
Laut Fighterbomber seien die Poseidon-Flüge der USA über dem Schwarzen Meer derzeit an der Tagesordnung. An diesem Tag wäre die P-8 ohne Begleitung geflogen, die normalerweise aus französischen Rafale-Kampfjets bestehe. Wie auf Flugtracking-Seiten erkennbar, befand sich am 27. August tatsächlich eine P-8A der US Navy auf Patrouille in der Region. Sie war von der Naval Air Station Sigonella auf Sizilien gestartet und flog rund vier Stunden über dem Schwarzen Meer. Dabei näherte sie sich um bis zu 50 Kilometer dem russischen Luftraum um Sotschi.