Lange war die Zukunft der Northrop F-5E/F Tiger in der Schweiz unklar. Der Bundesrat wollte das derzeit als Unterstützungsflugzeug ohne Bewaffnung genutzte Muster ursprünglich aus Kostengründen schon im kommenden Jahr außer Dienst stellen. Andere Gremien sprachen sich jedoch für die Verlängerung der Nutzung bis 2030 aus. Zu diesem Zeitpunkt soll die erste F-35-Staffel einsatzbereit sein. Nun herrscht Klarheit: Die Luftwaffe geht einen Mittelweg und will die F-5 noch bis Ende 2027 fliegen.

Mit dem Tiger verliert die Patrouille Suisse ihr Aushängeschild.
Kein drittes Muster
Der Tiger leistet aktuell wertvolle Dienste bei der Zieldarstellung und Ausbildung, da er auf diesem Gebiet die Hornets entlastet. Doch damit soll nach Ankunft der Lightning II Schluss sein: "Mit der Abnahme der ersten F-35A-Flugzeuge in der Schweiz ab 2028 und dem parallelen Weiterbetrieb der F/A-18-Hornet-Flotte hat die Armee weder Bedarf noch das Personal, die Finanzen oder die Infrastruktur, um die F-5 Tiger zusätzlich als dritte Flotte zu betreiben", heißt es in einer Mitteilung des Schweizer Militärs.
PC-7 als Ersatz?
Damit scheint sicher, dass die bekannte Kunstflugstaffel Patrouille Suisse ihre Rolle als Jet-Team verliert. Dem Verteidigungsdepartment ist laut der Erklärung die Bedeutung der Einheit dennoch bewusst: "Aus diesem Grund scheint die sinnvollste Lösung deshalb zu sein, dass die Schweiz nach 2027 weiterhin über ein Vorführ-Team verfügt, das aber statt mit einem Jetflugzeug mit einem günstigeren und emissionsärmeren Turbinen-Propeller-Flugzeug (PC-7) fliegt. Diese Aufgabe kann das bereits bestehende PC-7 Display-Team der Luftwaffe wahrnehmen." Allerdings muss das Parlament der Außerdienststellung noch zustimmen.

Für einen Weiterbetrieb bei der Kunstflugstaffel und eingeschränkten Unterstützungsaufgaben wären zwölf Flugzeuge nötig.
Investitionen nötig
Aktuell verfügt die Luftwaffe über 25 Tiger, von denen 18 einsatzfähig sind. Für eine Nutzung über das Jahr 2027 hinaus sei eine Investition von neun Millionen Franken nötig. Damit könnten die Schleudersitze und die Avionik von zehn Einsitzern und zwei Doppelsitzern die nötigen Auffrischungen erhalten, und den Weiterbetrieb der Patrouille Suisse sichern.

In Emmen warten 22 bereits vor Jahren in die USA verkaufte Tiger auf den Transport.
Weitere Maschinen verkauft
Die Schweiz hatte insgesamt 110 Exemplare des Northrop-Musters bestellt. Zur Freude der US Navy schrumpfte der Bestand im Lauf der Zeit, sodass die Amerikaner insgesamt 44 Jets aufkaufen konnten. Nach entsprechenden Modifikationen fliegen sie nun als F-5N zur Feinddarstellung. Jetzt erhalten sie Zuwachs von 22 weiteren Maschinen. Das Schweizer Bundesamt für Rüstung hatte die Jets bereits im Jahr 2020 an die US Navy verkauft. Seitdem waren sie in Zelthangars in Emmen eingelagert. Dabei handelt es sich um 16 F-5E und sechs F-5F. Der Erlös des Verkaufs liegt bei rund 32,4 Millionen Dollar.

Am 18. März brachte eine Hercules des US Marine Corps die erste Maschine in ihre neue Heimat.
Modernisierung in den USA
Am 18. März brachte nun eine KC-130J des US Marine Corps den ersten Tiger in seine neue Heimat. Der Transporter war bereits am Freitag in Emmen gelandet. In den USA erhalten die Flugzeuge im ARTEMIS-Programm ein Glascockpit und weitere neue Avionik (Avionics Reconfiguration and Tactical Enhancement/Modernisation for Inventory Standardisation). Nach dem Upgrade tragen sie die Bezeichnung F-5N+ beziehungsweise F-5F+. Damit bleiben sie noch für viele Jahre im Einsatz, wenigstens ein kleines Trostpflaster für Tiger-Freunde.