Su-30, Rafale, Kaan und Co.: Indonesiens buntes Kampfjet-Potpourri

Su-30, Rafale, Kaan und Co.
Indonesiens buntes Kampfjet-Potpourri

Veröffentlicht am 01.08.2025
Kampfjet-Vielfalt bei Indonesiens Luftwaffe.
Foto: KAI, TAI, Dassault, Indonesische Luftwaffe (Montage FR)

Es gibt eigentlich fast keinen aktuellen Kampfjet auf der Welt, an dem Indonesien in jüngerer Vergangenheit nicht sein Interesse bekundet hat. Mal wollte man Second-Hand-Eurofighter der Tranche 1 aus Österreich kaufen, wenig später gebrauchte Mirage 2000-5 aus Katar. Letztlich entschied man sich in Jakarta aber doch dagegen und konzentrierte sich auf fabrikneue Rafale von Dassault. Parallel dazu hatten die Indonesier ein Auge auf die Boeing F-15EX Eagle II geworfen, waren mit im Boot bei der Entwicklung der KAI KF-21 Boramae aus Südkorea, flogen (und fliegen noch) die Suchoi-Muster Su-27 und Su-30 aus Russland sowie alte F-16 aus den USA und bekundeten im Mai dieses Jahres, zumindest laut Medienberichten, außerdem Interesse an chinesischen Chengdu J-10C.

J-10C hat man bis dato nicht bestellt, dafür rückte mit dem türkischen Stealth-Fighter Kaan im selben Zeitraum noch ein weiteres Fighter-Muster in den Fokus Indonesiens. Tatsächlich scheint man hier zur Abwechslung Nägel mit Köpfen zu machen: Zunächst vereinbarten Indonesiens Präsident Prabowo Subianto und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan Erdogan im Juni einen Deal über die Lieferung von 48 Kaan bis Ende 2034. Am 26. Juli unterzeichneten beide Parteien am Rande der Rüstungsmesse IDEF in Istanbul den entsprechenden "Umsetzungsvertrag".

Rafale und Boramae im Spiel

Kurze Zeit später, am 31. Juli, meldete die Luftfahrt-Website Scramble aus den Niederlanden, bei Dassault in Frankreich sei die erste für Indonesiens Luftwaffe bestimmte Rafale gesichtet worden. Sie trage die Seriennummer T-0301 und sei Teil einer ersten Charge von sechs indonesischen Rafales, die sich derzeit in Produktion befänden und Anfang 2026 zur Auslieferung anstünden. Insgesamt 42 Rafales hat Jakarta bei Dassault bestellt – zunächst 24, später weitere 18.

Auch Indonesiens Interesse an der KF-21 Boramae aus Südkorea ist nach wie vor lebendig. Hier sollte Jakarta eigentlich 20 Prozent der Entwicklungskosten schultern, blieb Zahlungen jedoch stets schuldig und zog sich 2024 gar noch den Vorwurf der Spionage zu: Zwei bei Korea Aerospace Industries (KAI) tätigen Ingenieuren aus Indonesien wurde vorgeworfen, geheime Daten unter anderem zum AESA-Radar der KF-21 auf acht USB-Speichermedien außer Landes bringen zu wollen. Das Verhältnis zwischen den Partnern war deshalb nachhaltig getrübt und es schien, als werde Indonesien auf die KF-21 verzichten (müssen) und an deren Stelle den türkischen Kaan setzen.

KF-21-Deal neu definiert

Am 10. Juni gaben Südkorea und Indonesien jedoch bekannt, dass sie die Boramae-Kooperation im Rahmen einer "Projektvereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung" gemeinsam neu aufgegleist hätten. Demnach übernehmen die Indonesier nun nur noch gut sieben Prozent der Entwicklungskosten, sagen aber weiterhin zu, 48 KF-21 zu beschaffen. Anfang Juli saß dann der Indonesier Ferrel Rigonald, Testpilot bei der indonesischen Luftwaffe, erstmals am Steuer auf dem Frontsitz eines doppelsitzigen eines KF-21-Prototyps.

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Ein wilder Fighter-Mix

Fasst man all diese Entwicklungen zusammen, wird Indonesiens Luftwaffe – die entsprechenden Geldflüsse vorausgesetzt – perspektivisch die Rafale, den Kaan sowie die KF-21 als neue Kampfjet-Muster erhalten. Die F-16AM/BM werden dann wohl außer Dienst gestellt, zumindest die Su-30 dürfte aber mittelfristig weiterfliegen und käme zu dem wilden Fighter-Mix noch mit dazu. Damit würden sich in Indonesien Kampfjets aus Frankreich, der Türkei, Südkorea und Russland aneinanderreihen – eine weltweit ziemlich einmalige Mischung, die jedoch zugleich die Frage aufwirft, ob man sich in Jakarta dabei wirklich strategisch etwas gedacht hat.

Indonesien kauft 42 Dassault Rafale.
Dassault Aviation

Was steckt dahinter?

Eine solch große Typenvielfalt, zumal aus unterschiedlichen Ländern, von unterschiedlichen Herstellern mit unterschiedlicher Philosophie, unterschiedlicher Technik und unterschiedlicher Bewaffnung ist für Luftfahrtfans das Nonplusultra – rational betrachtet aber für jede Luftstreitmacht ein kostspieliger Albtraum, mit aufgeblähter Logistik, komplizierter Ersatzteilversorgung, überquellenden Waffenlagern, komplexer Ausbildung und Schulung von Piloten und Wartungspersonal. Eigentlich alles Posten, bei denen sich Indonesien eine Preisexplosion eher nicht leisten kann.

Andererseits kann Diversifizierung – vor allem politisch – auch Vorteile bringen, weil man sich damit von keinem einzelnen Herstellerland abhängig macht. Indonesiens Präsident Subianto scheint – vor allem hinsichtlich Kaan und KF-21 – zudem einen möglichst umfangreichen Technologietransfer im Auge zu haben, um die einheimische Rüstungsindustrie nachhaltig weiterzuentwickeln. Ob diese Positivaspekte letztendlich die teuren Schattenseiten der enormen Mustervielfalt rechtfertigen, bleibt die große Frage – deren Antwort allerdings eine stark subjektive ist, je nachdem, welche Kriterien man in Jakarta dazu heranzieht.