Das Nachfolgeprogramm der B-2 Spirit gilt als eines der teuersten und umfangreichsten Rüstungsprojekte der USA. Dennoch halten sich Pentagon und Hersteller Northrop Grumman bei Informationen zur B-21 Raider mehr als zurück. Selbst den lang erwarteten Erstflug am 10. November 2023 in Palmdale vermeldeten sie nicht offiziell. Die Premiere publik machten nämlich zahlreiche Luftfahrtfotografen, die tagelang in der Wüste ausharrten, um den ersten Start des Stealth-Bombers mitzuerleben. Erst im Mai 2024 veröffentlichte die US Air Force einige wenige offizielle Fotos aus der Flugerprobung.
Häppchenweise Updates
Auch zum Stand der Flugtests gab es nur Updates in homöopathischen Dosen. Immerhin zeigte die US Air Force im September ein kurzes Video der B-21 in Edwards. Vom Hersteller kam die Nachricht, dass man mittlerweile zwei Testflüge pro Woche schaffe. Zufrieden äußerte sich auch B-21-Testpilot Chris "Hoss" Moss von Northrop Grumman: "Die Flugeigenschaften sind besser als erwartet und bestätigen die Genauigkeit der digitalen Modelle, die das Team über viele Jahre hinweg entwickelt und analysiert hat."
Zweiter Produktionsauftrag
Trotz der Fortschritte bleibt es nach einem Jahr bei einer fliegenden B-21 und zwei Zellen für Strukturversuche. Wann die nächste Maschine in die Luft geht, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Noch bis Ende dieses Jahres erwartet Northrop Grumman die Bestellung für das nächste Produktionslos. Bis dato befanden sich mindestens sechs Exemplare in der Fertigung, einschließlich des "Zerberus" genannten, ersten Jets.
Stückzahl weiter offen
Wie gewohnt gibt es keine Details zu den Stückzahlen. Die USAF hält weiter an dem Ziel von 100 Bombern fest. Auch wenn die Kosten gestiegen sind – im letzten Quartal 2023 musste Northrop Grumman beispielsweise einen Verlust von 1,6 Milliarden Dollar bei der B-21 verdauen – zeigte sich Air-Force-Chef General David Allvin Ende Oktober zuversichtlich. "Die üblichen, ballonartigen Preissteigerungen haben wir nicht gesehen, und es gibt Grund zu der Annahme, dass dies auch nicht passieren wird", sagte er Ende Oktober auf einer Konferenz in Washington D.C.
Neue Aufgaben für die B-21?
Kurioserweise könnte das Raider-Programm sogar vom aktuellen Sparkurs profitieren. Die USAF legte nämlich ihr NGAD-Projekt für ein künftiges Luftverteidigungs-Muster auf Eis. Das Next Generation Air Dominance genannte Vorhaben beinhaltete einen Nachfolger der F-22 Raptor sowie autonome, unbemannte Kampfflugzeuge – und war einfach zu teuer. Aktuell wollen die Generäle die Situation neu bewerten. Hier kommt die B-21 ins Spiel, die sich auch als Lenkwaffenträger oder Drohnen-Führungsflugzeug anbietet. Vom Verlauf der aktuellen Flugerprobung erhofft sich Allvin jedenfalls generauere Erkenntnisse über die Fähigkeiten seines neuen Flaggschiffs.
Drei Basen vorgesehen
Auf Hochtouren laufen derweil die Vorbereitungen auf dem ersten für die Raider vorgesehenen Standort, der Ellsworth Air Force Base in South Dakota. Als Zweites wird die Whiteman AFB in Missouri die B-21 in Empfang nehmen. Anschließend folgt als dritte Basis die Dyess AFB in Texas. Noch vor dem Ende dieses Jahrzehnts soll der neue Bomber in Dienst gehen. Zu diesem Anlass dürften sich die Offiziellen dann doch zu etwas mehr Offenheit hinreißen lassen – hoffentlich.