Trump träumt von zweistrahliger F-35 und "F-22 Super" - was meint er damit?

Was steckt hinter diesen Aussagen?
Trump träumt von zweistrahliger F-35 und „F-22 Super“

Zuletzt aktualisiert am 15.05.2025
Raptors soar in support of Polar Force 22-4
Foto: USAF

Hat Donald Trump in Nahost zu viel Sand inhaliert? Verträgt er die Sonne nicht so gut? Oder ist er seiner Zeit einfach voraus? In jedem Fall klingt das, was der Präsident der Vereinigten Staaten am 15. Mai bei einer Pressekonferenz in Doha über aktuelle und zukünftige US-Kampfjets sagte, einigermaßen verwirrend. Er habe "die Leute, die sich beim Militär an uns wenden, gebeten, sich die F-35 genauer anzusehen", erzählte Trump gegenüber den anwesenden Medienvertretern. So weit, so belanglos – aber dann kam der nächste Satz: "Wir führen ein Upgrade durch, ein einfaches Upgrade, aber wir entwickeln auch eine F-55, ich nenne sie F-55." Dabei soll es sich laut Trump um eine F-35-Version mit zwei Triebwerken handeln. "Denn die F-35 hat nur ein Triebwerk. Und ich mag keine Einzeltriebwerke!"

Schließlich sei es "gut, wenn ein Triebwerk ausfällt, zwei, drei oder vier Triebwerke zu haben", so Trump weiter. Und auch wenn Hersteller GE (dessen Chef Larry Culp neben Trump saß) es nicht zugeben würde und sie die besten Triebwerke der Welt bauten – irgendwann, wenn auch sehr selten, werde dieser Fall bestimmt eintreten. "Deshalb mag ich die [Boeing] 747, sie hat vier [Triebwerke]", so Trump. Aha. Alles klar...

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"Werden eine F-22 Super bauen!"

Doch damit endete Trumps Ausflug in die Militärluftfahrt noch nicht. Auch die F-22 erhalte ein Upgrade, so der US-Präsident. "Ich denke, die F-22 ist der schönste Kampfjet der Welt, aber wir werden eine F-22 Super bauen, und sie wird eine sehr moderne Version des F-22-Kampfjets sein." Einen Seitenhieb in Richtung China konnte sich Trump in diesem Zusammenhang auch nicht verkneifen: Die Chinesen hätten die F-22, "unser Design", kopiert. "Aber sie werden unsere Triebwerke oder sonst etwas nicht so schnell kopieren können", ist sich der POTUS sicher. "Wir werden eine F-22 Super bauen."

Versuch einer Einordnung

Wie kann man diese Aussagen von Donald Trump einordnen? Nonsens? Wunschdenken? Oder doch ernstzunehmen? Immerhin, zumindest mit der "F-22 Super" liegt der Präsident nicht ganz komplett daneben. Eine Wiederaufnahme des Serienbaus, der vor langer Zeit endete, scheint zwar eher unrealistisch. Beim wahrscheinlich weltbesten Kampfjet arbeitet Hersteller Lockheed Martin nach eigenen Angaben jedoch in der Tat an einem Upgrade für die Bestandsflotte, um den US-Superfighter fit zu halten, bis die (ebenfalls von Trump erstmals öffentlich angekündigte) Boeing F-47 in ihre Fußstapfen treten kann. Dabei konzentrieren sich die Ingenieure maßgeblich auf den Einbau neuer Avionik und Sensorik, etwa eines Infrarotzielsensors und Raketenwarnsystemen. Auf diese Weise könnte die F-22 Raptor bis mindestens 2040 bei der US Air Force im Dienst bleiben, heißt es. Ob Donald Trump dies im Sinn hatte, als er von der "F-22 Super" sprach?

F-35 mit zwei Motoren?

Etwas anders liegen die Dinge bei der ominösen F-55 als zweistrahlige Variante der F-35. Ein solches Flugzeug wurde bislang überhaupt nirgendwo erwähnt. Und klar ist, dass ein solches "Upgrade" mehr oder weniger einer Neukonstruktion der F-35 gleichkäme, deren Design auf den wuchtigen F135-Turbofan zugeschnitten ist, den Pratt & Whitney eigens für die F-35 entwickelte. Wie zielführend das wäre, ist zweifelhaft, in jedem Fall wäre es teuer. Und Donald Trump betonte bei seiner Pressekonferenz in Doha, man müsse sich "über den richtigen Preis" für das Flugzeug einig sein. Welche Triebwerke für eine zweistrahlige F-55 zur Verfügung stünden, ist ebenfalls unklar. Zwei F135 (oder zwei XA100 als Konkurrenzmodell von GE) werden es wohl kaum werden.

Lockheed Martins "Ferrari"-Pläne

Andererseits sprach Lockheed Martin-Chef Jim Taiclet Mitte April, drei Wochen nach Trumps Ankündigung der Boeing F-47, selbst davon, die F-35 mittels neuer Technologien kräftig aufzumotzen. "Wir nehmen praktisch das Chassis, und machen es zu einem Ferrari", sagte Taiclet bei der Vorstellung der Quartalszahlen seines Konzerns am 22. April. Nach der Niederlage gegen Boeing im Wettbewerb um den NGAD-Fighter (Next Generation Air Dominance) will der Lockheed Martin-Boss bereits entwickelte Technologien in die F-35 einfließen lassen – und auf diese Weise einen Jet der "Generation fünf plus" erhalten, der 80 Prozent der Leistungsfähigkeit der F-47 erreichen, aber nur die Hälfte kosten soll. Von einem Umbau auf zwei Triebwerke war bislang seitens Taiclet und Lockheed Martin aber nicht die Rede.

Wie dem auch sei und welcher Gehalt an Wahrheit auch immer in Trumps Aussagen zu "F-55" und "F-22 Super" steckt – der Aktienkurs von Lockheed Martin kletterte nach der Ankündigung Trumps in Doha sofort merklich nach oben. Insofern hat sich der skurrile Auftritt zumindest für manche Aktionäre schonmal gelohnt.