Die landgestützte Schwester leuchtete das Ziel an: Eine Bayraktar TB2-Drohne übernahm die Laserzielerfassung, die für den Trägerdienst gebaute TB3 erledigte den Rest und zerstörte am 25. März das sechs mal sechs Meter große Übungsziel, das die Ingenieure des Istanbuler UCAV-Spezialisten Baykar in der türkischen Ägäis platziert hatten. Für den Angriff nutzte die TB3 ein Exemplar der eigens für Kampfdrohnen entwickelten, überschallschnellen Luft-Boden-Lenkwaffe UAV-122 aus dem Hause Roketsan. Am 27. März wiederholte sich das Spiel. Abermals traf die türkische Rakete, Lasermarkierung sei Dank, voll ins Schwarze. Und im Kommandostand des Baykar-Testzentrums brandete der Jubel auf: Mission erfüllt, Test mit Bravour bestanden.
Die von Roketsan in Ankara gebaute UAV-122 besitzt eine maximale Reichweite von 55 Kilometern – und tatsächlich feuerte der TB3-Prototyp seine Rakete bei beiden erfolgreichen Beschusstests laut Baykar aus mehr als 50 Kilometern Entfernung ab. Die Bayraktar TB3 sei das erste unbemannte Kampfflugzeug ihrer Klasse, das Ziele mit überschallschnellen Raketen bekämpft habe, schrieb der Hersteller. Die Lenkwaffentests sollen in den kommenden Tagen weiter fortgeführt werden, heißt es aus der Baykar-Zentrale in Istanbul. Dort hob man außerdem die gelungene Zusammenarbeit der Drohnentypen TB2 und TB3 bei der Zielerfassung und -bekämpfung hervor.
TB3 im Flugtest
Die aus dem Erfolgsmodell TB2 entwickelte Marine-Drohne TB3 schreitet somit ganz offenbar gut voran bei ihrer Flugerprobung. Im November 2024 absolvierte die mit Klappflügeln ausgestattete TB3 bereits diverse Starts und Landungen auf dem Trägerdeck des Amphibischen Angriffsschiffes TCG Anadolu, zu dessen Standardausrüstung das unbemannte Fluggerät schon bald gehören soll.
Angebtrieben wird die TB3 von einem in der Türkei entwickelten PD-170-Turbodiesel-Motor, der das filigran wirkende Fluggerät bereits auf eine Flughöhe von 11.065 Meter beförderte. Bei einem Langstreckenflugtest im Dezember 2023 blieb der TB3-Prototyp überdies 32 Stunden nonstop in der Luft und legte dabei eine Strecke von 5.700 Kilometern zurück. Insgesamt beläuft sich die bisher erzielte Flugzeit des Musters laut Baykar auf rund 968 Stunden.
"Abschreckungsmacht der Türkei"
Besonderen Wert legt Baykar bei seiner neuen Kampfdrohne auf die Nutzung einheimischer Komponenten. So nutzt die TB3, neben türkischen Raketen, das elektrooptische Aufklärungs-, Überwachungs- und Zielsystem ASELFLIR-500 des türkischen Zulieferers Aselsan. "Ausgestattet mit Beyond-Line-of-Sight-Kommunikationsfähigkeiten (BLOS) wird die TB3 aus sehr großer Entfernung einsetzbar sein", ergänzt Baykar nicht ohne Stolz. Und erklärt weiter: "Mit diesen Fähigkeiten wird es als Multiplikator für die Abschreckungsmacht der Türkei dienen, indem es Aufklärungs-, Überwachungs-, Geheimdienst- und Angriffsmissionen gegen Ziele im Ausland durchführt und dabei seine intelligente Munition einsetzt."