Die Luftwaffe der Türkei wird nicht mehr lange warten müssen: Für 2026 visiert Baykar Technologies aus Istanbul, nach eigenen Angaben der aktuell größte Drohnenproduzent der Welt, die Indienststellung seiner bislang ehrgeizigsten und komplexesten Entwicklung an. Die Kampfdrohne Bayraktar Kızılelma, mit Tarnkappe und Strahlantrieb samt Nachbrenner, befindet sich mitten in der heißen Phase ihrer Flugerprobung. Insgesamt fünf Prototypen hat Baykar für diesen Zweck gebaut, und glaubt man dem Hersteller, liegen die Flugtests absolut im Plan.
Die dritte Kızılelma markierte jüngst mit zwei Einsätzen den Eintritt des türkischen UCAV-Musters in die Erprobung der zugehörigen Bewaffnung. Vom Testgelände in Çorlu in der Provinz Tekirdağ hob der Prototyp zunächst mit einer Tolun-Lenkbombe des türkischen Herstellers Aselsan ab. Bei einem zweiten Test fand sich unter der Tragfläche eine mit Teber-Rüstsatz von Roketsan zur gleitenden Präzisionswaffe aufgerüstete Mk.82-Bombe. In beiden Fällen lief laut Baykar alles einwandfrei – bei jedem Testabwurf trafen die Bomben voll ins Schwarze – respektive ins anvisierte, weiß markierte Ziel.
Kızılelma trifft "mit voller Genauigkeit"
Die Kızılelma-Kampfdrohne habe ihre Feuerprobe bravourös bestanden und die Testziele beide Male "mit voller Genauigkeit" zerstört, teilte Baykar Technologies im Nachgang mit. Damit habe der unbemannte Stealth-Jet, der im aktiven Einsatz fast so schnell fliegen soll wie der Schall, einen weiteren zentralen Meilenstein gemeistert.
Der dritte Prototyp PT-3 (TC-ÖZB3), mit dem die Waffentests geflogen wurden, entspricht laut Hersteller weitgehend dem späteren Serienstandard. Im Vergleich zum ersten Testflugzeug, das im Dezember 2022 erstmals flog, besitzt die dritte Testmaschine diverse strukturelle und aerodynamische Verbesserungen, wie Baykar weiter mitteilt. Auch die Avionik wurde weiter optimiert und vervollständigt – unter anderem mit dem türkischen AESA-Radar MURAD-100A von Aselsan, das ein besonders hohes Situationsbewusstsein garantieren soll. Später soll das verbesserte MURAD-200A folgen.

Der Kızılelma-Prototyp PT-3 (TC-ÖZB3) beim Start zum Waffentest mit der Teber-82-Lenkbombe von Roketsan unter der linken Tragfläche.
(Noch) mit ukrainischem Nachbrenner-Triebwerk
Bislang fliegen die Kızılelma-UCAVs noch mit ukrainischen Strahltriebwerken von Iwtschenko-Progress, wobei der Prototyp PT-3 der erste mit Nachbrenner war. Ursprünglich diente der Kampfdrohne ein lediglich 17 kN starkes, AI-25TLT als Antrieb, die neueren Testmaschinen nutzen dagegen den Nachbrenner-Turbofan AI-322F, der bis zu 44 kN Schub entwickelt. Mittelfristig will die Türkei auch in der Triebwerksfrage auf ein Pendant aus dem eigenen Land umsatteln: Kandidat dafür ist das TF6000 von TEI, das sich aber noch in einer relativ frühen Testphase befindet.