Türkische Stealth-Kampfdrohne nimmt F-16 aufs Korn: Erster "Abschuss" für Kızılelma

(Simulierter) Abschuss für Kızılelma
Türkische Stealth-Kampfdrohne nimmt F-16 aufs Korn

ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.11.2025
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Griechische Medien schlagen schon Alarm: "Unser Land darf unter keinen Umständen zulassen, dass die Türkei auf unsere Kosten die Luftüberlegenheit erlangt", schreibt etwa das Portal Pentapostagma. Deshalb solle Griechenland "unverzüglich die Anschaffung weiterer Rafale-Kampfjets in Erwägung ziehen und die Vereinigten Staaten um die Genehmigung bitten, mindestens sechs F-35 von Israel zu kaufen."

Aber was genau war überhaupt passiert?

Der türkische Drohnenspezialist Baykar Technologies feierte einen weiteren Meilenstein in der Erprobung seiner strahlgetriebenen Stealth-Kampfdrohne Bayraktar Kızılelma. Genauer gesagt sogar deren zwei. Auf dem Baykar-Testgelände in Çorlu in der Provinz Tekirdağ, gar nicht so weit weg von der griechischen Grenze also, testet Baykar aktuell die Einsatzfähigkeit der Kızılelma "auf dem Schlachtfeld", wie der Hersteller aus Istanbul es selbst beschreibt. Nach ersten erfolgreichen Schusstests auf Bodenziele im Oktober, bei denen der eingesetzte Kızılelma-Prototyp ein simuliertes Bodenziel angriff, rückten nun im November vor allem die Luft-Luft-Fähigkeiten der Tarnkappendrohne in den Fokus.

F-16 als Wingman – und als Opfer

An den jüngsten Tests waren zwei F-16-Kampfjets der türkischen Luftwaffe beteiligt – das gleiche Muster, das auch von der Luftwaffe Griechenlands genutzt wird. Während die eine F-16 nach dem Start der Kızılelma in Çorlu auf Tuchfühlung mit der Baykar-Drohne ging und in 15.000 Fuß (4.572 Meter) Höhe zum Formationsflug aufschloss, um die Kompatibilität und Interaktion zwischen der bemannten und der unbemannten Plattform auszuloten, musste die zweite F-16 als simuliertes Ziel herhalten.

Mithilfe des in der Türkei vom Unternehmen Aselsan entwickelten AESA-Radars MURAD, das in einer leistungsstärkeren Version auch für den Stealth-Kampfjet Kaan vorgesehen ist, erfasste und identifizierte der Kızılelma-Prototyp sein von der zweiten türkischen F-16 imitiertes "Opfer". Die F-16 flog zu diesem Zeitpunkt in 48 Kilometern Entfernung, wie Baykar Technologies in einer Pressemitteilung bekanntgab.

Türkische Stealth-Drohne Kizilelma fliegt gegen F-16.
Baykar Technologies

Kızılelma landet "virtuellen Volltreffer"

Nachdem die Kampfdrohne ihr Ziel erfolgreich "fixiert" hatte, startete sie laut Baykar "einen simulierten elektronischen Angriff" mit der ebenfalls in der Türkei entwickelten, von Tübitak SAGE produzierten Luft-Luft-Rakete Gökdoğan. Die Gökdoğan ist eine für Reichweiten außerhalb der Sichtweite (Beyond Visual Range, BVR) konzipierte Lenkwaffe, die per Radarsuchkopf ins Ziel findet – und dieses nach Baykar-Darstellung auch im vorliegenden Fall zuverlässig tat: "In der Simulation neutralisierte die Bayraktar Kızılelma das hoch manövrierfähige F-16-Ziel erfolgreich mit einem virtuellen Volltreffer", konstatierte der Hersteller. Dieser erfolgreiche Versuch markiere "einen wichtigen Schritt nach vorn für die Luft-Luft-Kampffähigkeit" der Stealth-Drohne.

Türkischer unbemannter Kampfjet Kizilelma von Baykar im Steigflug
Baykar

Zusammenspiel zwischen Radar und Rakete

Durch den Test habe man die Integration des einheimischen Radarsystems und der Lenkwaffe validiert. Dabei handle es um eine besonders kritische Testphase, erläuterte Baykar im Nachgang. "Nach der Zielerfassung übertrug die Bayraktar Kızılelma die vom MURAD-AESA-Radar erfassten Echtzeitdaten zu Ziel, Position und Geschwindigkeit der F-16 nahtlos an die unter dem Flügel mitgeführte Gökdoğan-Rakete.

Baykar Bayraktar Kizilelma, zweiter Prototyp beim Jungfernflug.
Baykar Technologies

Demnächst in Serie?

Insgesamt hat die Kampfdrohne Kızılelma laut Baykar nun rund 55 Stunden in der Flugerprobung absolviert – und sich mitsamt den an Bord befindlichen Systemen, etwa dem MURAD-Radar, in den jüngsten Tests unter Einsatzbedingungen bewährt. Der Plan der türkischen Luftwaffe, im kommenden Jahr die ersten Serienexemplare des strahlgetriebenen Baykar-Prunktstücks in Dienst zu stellen, scheint damit durchaus realistisch. Ob die Griechen als Antwort tatsächlich weitere Rafale bestellen und um die Genehmigung für israelische F-35A bitten, wird sich zeigen. Panikmache scheint, bei aller Rivalität zwischen den beiden NATO-Partnern, allerdings eher unangebracht.